2. Februar 2022, 14:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aus einem Gasherd kann Methan entweichen. Das klimaschädliche Gas strömt sogar aus, wenn der Ofen nicht in Betrieb ist, warnen Forscher aus den USA.
Ambitionierte Hobbyköche schwören auf „Kochen mit Gas“. Bei Profis in der Gastronomie ist es sowieso keine Frage, sondern Standard. Der Vorteil: Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Elektroherd kann die Gasflamme bei einem Gasherd haargenau eingestellt und die Hitze quasi in Echtzeit reguliert werden. Ein Forscherteam aus den USA warnt nun jedoch vor einer bislang kaum bekannten Gefahrenquelle. Aus vielen Gasherden entweicht Methangas. Und das sogar, wenn die Geräte ausgeschaltet sind.
Wie kamen die Forscher dem Problem auf die Schliche?
Eric. D. Lebel forscht an der Universität in Stanford im US-Bundesstaat Kalifornien. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern veröffentlichte Lebel kürzlich eine Studie im englischsprachigen Fachmagazin „Environmental Science & Technology“. Das Forscherteam hat Gasherde aus über 50 kalifornischen Haushalten genauer unter die Lupe genommen.
Die Forscher untersuchten, wie groß die Menge an Methan ist, die Gasherde verströmen. Sie verglichen die gemessene Menge an Methan, wenn der Herd nicht in Betrieb war mit dem Ausstoß bei einem angeschalteten Gerät. Zudem prüften sie, was zwischen dem Zünden der Flamme und dem Ausschalten an Methan entwich. In ihrer Studie kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass vor allem defekte Anschlüsse, Armaturen oder Leitungen problematisch seien.
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Ausstoß an Methan in Gasherden extrem hoch
Auf den ersten Blick scheint die Anzahl der überprüften Gasherde überschaubar zu sein. Lebel und sein Team haben jedoch bei rund drei Vierteln der Geräte festgestellt, dass Methan entweicht. In den USA sind Gasherde viel mehr verbreitet als in Deutschland. Etwa 40 Millionen US-Haushalte kochen mit Gas.
Die kalifornischen Forscher rechnen das Ergebnis ihrer Studie auf sämtliche Bundesstaaten der USA hoch. Erschreckendes Ergebnis: Mit Erdgas betriebene Herde stoßen alleine im ausgeschalteten Zustand extrem viel Methan aus. Laut der Forscher entweiche pro Jahr eine Menge des klimaschädlichen Gases, die der von über 380.000 Autos entspreche.
Warum Methan aus dem Gasherd problematisch ist
Kochen mit Gas ist sowohl bei Hobby-Köchen als auch bei Profis beliebt. Gasherde gelten zudem als klimaschonende Alternative zu Elektroherden. Verglichen mit durch Strom betriebenen Herde sind sie effizienter im Energieverbrauch. Doch das Methan, das aus einem Gasherd entweicht, hat es in sich: Methangas ist ein noch schädlicherer Klimakiller als Kohlenstoffdioxid (CO2).
Das Treibhausgas gilt zudem als gesundheitsschädlich. Denn eine hohe Konzentration von Methan in der Atmosphäre begünstigt die Bildung von Ozon. Das Gas kann unter anderem Atemwegserkrankungen verursachen, wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in einem Bericht erklärt.
Gasherde auch in Deutschland betroffen?
Die Studie von Eric D. Lebel aus Stanford bezieht sich auf Gasherde in US-Haushalten. Untersuchungen, ob und in welcher Menge ein Gasherd in Deutschland Methan ausstößt, liegen bislang noch nicht vor. Frank Kienle ist Geschäftsführer vom Industrieverband für Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI). Auf Anfrage von myHomebook erklärt er, dass die Problematik in Deutschland nicht bekannt sei. Die Sicherheit von Gaskochgeräten sei sowohl hierzulande, als auch in Europa, gesetzlich geregelt.
Das Deutsche Institut für Normung labelt sichere Gasherde mit der Kennzeichnung „DIN EN 30-1-1“. Kienle sagt: „Alle in Verkehr gebrachten Geräte müssen zudem der europäischen Gasgeräteverordnung entsprechen und müssen dafür von einer notifizierten Prüfstelle getestet werden.“ Das Ausströmen von unverbranntem Gas sei strengen Grenzwerten unterworfen. Auch diese Werte werden durch eine DIN festgelegt. „Ein Ausströmen von unverbranntem Gas (Methan) über diese Grenzwerte hinaus ist daher ausgeschlossen“, so Frank Kienle vom HKI.
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Methan aus Gasherd sei nicht giftig
Für das Klima ist Methan ein ernstes Problem. Allerdings sei das Ausströmen von unverbranntem Gas wie Methan aus einem Gasherd für den Menschen nicht giftig, meint Kienle. Zu der Frage, warum aus vielen Gasherden in Übersee Methan austritt, erklärt der Experte vom HKI: „Die US-amerikanische Sicherheitsnorm schreibt nach unseren Kenntnissen keine Zündsicherung vor, die das Ausströmen von unverbranntem Gas verhindert.“ Die amerikanische Sicherheitsnorm für Gaskochgeräte enthalte zudem keine Prüfungen und Grenzwerte für die Dichtheit.