23. Juni 2020, 17:20 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Vor allem in älteren Wohnungen haben die Bewohner oft mit Schimmel zu kämpfen. Besonders in Räumen, wo eine erhöhte Luftfeuchtigkeit herrscht, setzen sich die Pilzsporen fest. myHOMEBOOK erklärt, wie es zu Schimmelbildung kommt, was zu beachten ist und wie man gegen ihn vorgehen kann.
Schimmel in der Wohnung ist nicht nur unschön, er kann auch gesundheitsgefährdend sein. Die Sporen können zu Schlafstörungen, Migräne, Hautekzemen, Erkältungssymptomen und sogar zu Asthma führen. Daher ist es wichtig, den Schimmel effektiv zu bekämpfen. Zunächst gilt es, die Ursachen dafür ausfindig zu machen.
Übersicht
- Ursachen für Schimmel in der Wohnung
- Richtig lüften und Schimmel vorbeugen
- Die optimale Luftfeuchtigkeit in der Wohnung
- Woran erkenne ich Schimmel in der Wohnung?
- Diese Schimmelarten gibt es
- Was tun bei einer Schimmelallergie?
- Wie sich Schimmel bekämpfen lässt
- Wann sollte man einen Schimmel-Experten konsultieren?
- Bei Schimmel Hausverwaltung oder Vermieter informieren
- Pflichten des Vermieters bei Schimmelbefall
- Welche Rechte hat man als Mieter bei Schimmelbefall?
Ursachen für Schimmel in der Wohnung
Die Schimmelbildung in der Wohnung kann mehrere Ursachen haben:
- schlecht gedämmte Außenwände
- hohe Luftfeuchtigkeit
- Möbel stehen zu nah an den Außenwänden und verhindern die Luftzirkulation
- schlecht gelüftete Zimmer sowie kalte Fensternischen
Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit oder schlecht gelüfteten Zimmern können Mieter und Eigentümer Abhilfe schaffen. Vorbeugend gegen Schimmelwachstum wirkt richtiges Heizen und Lüften mit dem regelmäßigen Abführen der Feuchtigkeit nach außen, wie das Umweltbundesamt informiert.
Richtig lüften und Schimmel vorbeugen
Es sollte also mehrmals täglich etwa zehn Minuten lang quer- oder stoßgelüftet werden. Dafür werden im Idealfall Fenster in gegenüberliegenden Zimmern gleichzeitig geöffnet – das gilt auch im Winter. Besonders in dieser Jahreszeit muss regelmäßig gelüftet werden, damit überschüssige Feuchtigkeit den Raum verlassen kann. Bei sehr niedrigen Temperaturen müssen die Fenster allerdings nicht zehn Minuten offen bleiben, da die Wohnung sonst auskühlt, was wiederum schlecht für das Heizverhalten ist. In dem Fall reichen ein paar Minuten aus.
Wichtig: Das Lüften auf Kipp bringt nichts. Die Luft braucht dabei deutlich länger, um zu zirkulieren. Außerdem kühlen auf diese Weise die Wände schneller ab, was Schimmel wiederum begünstigt.
Die optimale Luftfeuchtigkeit in der Wohnung
Die Luftfeuchtigkeit sollte in allen Räumen zwischen 40 und 60 Prozent betragen. Außer im Badezimmer, da sollte der Wert zwischen 50 und 70 liegen. Am besten werden diese Werte mithilfe eines Hygrometers regelmäßig nachgemessen.
Woran erkenne ich Schimmel in der Wohnung?
Den eindeutigsten Hinweis auf Schimmel in der Wohnung geben die allseits bekannten schwarzen oder braunen Punkte und Flecken an Wänden, Decken und in Fugen. Manchmal befinden sich derartige Stellen aber auch hinter Möbeln, sodass sie oft gar nicht oder erst sehr spät entdeckt werden. Sollte dies der Fall sein, tritt in den meisten Fällen aber ein modriger Geruch im betroffenen Raum auf. Dieser wird durch den Stoffwechsel des Schimmelpilzes verursacht.
Diese Schimmelarten gibt es
Der UCEH, ein Fachbetrieb für Schimmelbeseitigung und Schimmelsanierung aus Berlin, beschreibt fünf verschiedene Schimmelarten, die nicht nur im Winter in Wohnungen oder Häusern zu finden sind.
1. Grüner Schimmel
Der Grüne Schimmel ist die bekannteste Art. Er tritt vor allem auf verdorbenen Lebensmitteln auf, kann sich aber auch in Wohnungen oder Häusern ansetzen – bevorzugt im Keller oder in kühlen Schlafzimmern.
2. Schwarzer Schimmel
Der schwarze Schimmel setzt sich oft in Wohnungen an der Wand oder in Ecken von Zimmern ab. Er bildet sich in einem warmen und feuchten Umfeld, daher findet man ihn oft in Badezimmern oder anderen Räumen, in denen hohe Luftfeuchtigkeit herrscht.
3. Roter Schimmel
Roter Schimmel wurde früher vor allem auf Getreideerzeugnissen entdeckt, daher ist er heute auch als „Bäckerschimmel“ bekannt. Mittlerweile tritt er aber auch in Wohnungen und Häusern auf. Dabei setzt er sich auf Papiertapeten, Pappe oder Holz ab.
4. Gelber Schimmel
Diese Schimmelsorte ist in deutschen Häusern und Wohnungen eher selten. Dennoch sollte man über ihn wissen, dass er eine der gefährlichsten ist, da er auf Möbel und Wänden schwer erkennbar ist. Häufig setzt er sich auch auf stärkehaltigen Lebensmitteln ab.
5. Weißer Schimmel
Weißen Schimmel übersieht man aufgrund seiner Farbe oft. Dadurch kann er sich in vielen Fällen weit ausbreiten, bevor man ihn entdeckt und entfernen lässt. Um sich auszubreiten, benötigt auch er die Kombination aus Wärme und Feuchtigkeit.
Wichtig: Generell ist darauf hinzuweisen, dass jede dieser Schimmelarten gesundheitsgefährdend sein und Beschwerden hervorrufen kann. Häufige Symptome sind gereizte Atemwege, Schleimhäute, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Deshalb muss man Schimmel unbedingt bekämpfen.
Was tun bei einer Schimmelallergie?
Es ist auch möglich, gegen Sporen oder Bruchstücke von Schimmelpilzen allergisch zu reagieren. Auf welche konkrete Allergene ein Betroffener reagiert, erfährt man oft nur durch eine sehr detaillierte Analyse. Typische Symptome sind aber Fließschnupfen, Niesanfälle und Husten. In schwereren Fällen kann man auch an Nesselfieber oder einem allergischen Asthma leiden. Nimmt man die Sporen über Lebensmittel ein, können auch Magen- und Darmbeschwerden auftreten.
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Akute Beschwerden können mit antiallergischen Medikamenten behandelt werden. Zielt man auf eine langfristige Besserung oder sogar das Zurückdrängen der Allergie ab, bietet sich hingegen eine Hyposensibilisierung an. Dabei wird über einen Zeitraum schrittweise die Allergendose gesteigert, damit sich das Immunsystem an die betreffenden Allergen gewöhnt und der Betroffene weniger stark oder überhaupt nicht mehr reagiert.
Wie sich Schimmel bekämpfen lässt
Es gibt einige Mittel, mit denen man Schimmel bekämpfen kann – und das sollte nach seiner Entdeckung auch unverzüglich passieren.
Ein hilfreiches Mittel ist Spiritus aus dem Drogeriefachhandel oder dem Baumarkt. Alternativ kann man auch medizinischen Alkohol (70 bis 80 Prozent) oder drei- bis sechs-prozentiges Wasserstoffperoxid aus der Apotheke benutzen. Bei der Benutzung sind folgende Schritte zu einzuhalten:
- Fenster im betroffenen Raum öffnen und Türen zu anderen Räumen schließen.
- Gummihandschuhe anziehen (am besten auch eine Atemschutzmaske, eine Schutzbrille und einen Schutzanzug tragen).
- Einen Lappen oder Schwamm mit dem Alkohol tränken und den Schimmel damit abwischen (alternativ den Alkohol aufsprühen).
- Ein paar Minuten einwirken lassen.
- Anschließend mit Küchenpapier abwischen.
- Die betroffene Stelle mehrmals hintereinander auf diese Weise behandeln.
- Den Lappen/Schwamm sowie das Küchenpapier in einem verschlossenen Beutel entsorgen, damit sich die Schimmelsporen nicht in der Wohnung ausbreiten.
Hinweis: Im Einzelhandel gibt es außerdem etliche chemische Mittel zum Bekämpfen oder Beseitigen von Schimmel zu kaufen. Viele von ihnen wirken zwar effektiv, sind aber auch für die Gesundheit oder Umwelt nicht ungefährlich. Chlorhaltige Mittel können zum Beispiel die Atemwege, Haut und Augen reizen.
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Wann sollte man einen Schimmel-Experten konsultieren?
Bei einem größeren Schimmelbefall (man sagt größer als eine Handfläche) sollten Betroffene einen Experten hinzuziehen. Für die Einschätzung sind Beratungsstellen, Mietervereine und Verbraucherzentralen zuständig.
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Bei Schimmel Hausverwaltung oder Vermieter informieren
Wichtig ist, dass die Hausverwaltung oder der Vermieter unverzüglich schriftlich über den Schimmelfund Bescheid bekommen. „Grundsätzlich gilt bei allen Wohnungsmängeln, dass der Vermieter informiert werden muss, damit er sich um diese Mängel kümmern kann“, betont ein Sprecher des Deutschen Mieterbundes gegenüber myHOMEBOOK. Damit könne verhindert werden, dass sich die Schäden vergrößern: „Mieter, die Mängel oder Schäden in der Wohnung dem Vermieter nicht anzeigen, machen sich unter Umständen schadensersatzpflichtig, wenn der Schaden durch ihr Nichtstun noch größer wird.“
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Pflichten des Vermieters bei Schimmelbefall
Nach der Benachrichtigung des Vermieters wird die Ursache für die Schimmelproblematik untersucht. Dabei wird geklärt, ob der Schimmelschaden seine Ursache in der Bausubstanz der Wohnung oder des Hauses hat. Wenn Baumängel auszuschließen sind, muss herausgefunden werden, ob der Mieter verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich ist – beispielsweise durch falsches Heizen oder Lüften.
„Hat der Vermieter beispielsweise mithilfe eines Sachverständigengutachtens ausgeschlossen, dass Baumängel für die Schimmelschäden verantwortlich sind, muss der Mieter nachweisen, dass er ausreichend geheizt und gelüftet hat. Die Frage, ob und inwieweit der Mieter geheizt hat, ergibt sich beispielsweise aus der Heizkostenabrechnung“, erklärt der Sprecher des Deutschen Mieterbunds weiter.
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Welche Rechte hat man als Mieter bei Schimmelbefall?
Sollte sich herausstellen, dass der Mieter nicht für den Schimmel verantwortlich ist, kann er laut dem Deutschen Mieterbund Abhilfe fordern – also das Abstellen des Mangels und die Beseitigung der Schimmelschäden. Solange die Schimmelschäden vorliegen, kann auch eine Mietminderung unter Umständen möglich sein. Die Höhe sei dabei abhängig davon, wie viele Räume wie stark betroffen sind.