10. Januar 2021, 15:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Betonmöbel liegen voll im Trend. In stylischen Küchen findet man immer öfter auch Arbeitsplatten aus dem grauen Material. Wer sich eine solche anschafft, muss mit einem hohen Preis rechnen. Den kann man allerdings reduzieren, indem man selbst Hand anlegt.
Beton ist ein vielseitig einsetzbarer Baustoff. Etliche Möbel sind aus Beton, wie zum Beispiel Tische, Betten, Sessel oder Stühle. Ja, in Berlin gibt es sogar ein Kino, dessen Kinosessel aus Beton gegossen sind. Um ehrlich zu sein: Man ist froh, sobald der Abspann läuft. Was im Kinosaal nicht nur ungemütlich aussieht, wird in der eigenen Küche zum echten Hingucker. Allerdings in Form einer Arbeitsplatte aus Beton. Solch eine Platte herzustellen ist aufwendig und dementsprechend teuer. Wer sich jedoch traut, versucht sich im Selbstguss und spart so Kosten. An Schweiß und womöglich auch Tränen spart man dabei jedoch nicht. Denn eines sei gesagt: Das Material ist schwer, zickig und braucht extra Pflege! Auf der anderen Seite ist Beton robust und – was in der Küche nicht ganz unwichtig ist – hitzebeständig.
Lässt eine Arbeitsplatte aus Beton die Küche einbrechen?
Kommt drauf an. Eine Arbeitsplatte für die Küche wird in der Regel aus Leichtbeton gegossen. Der Name führt jedoch etwas in die Irre. Zwar ist diese Art von Beton etwas leichter als herkömmlicher Beton. Dennoch ist Leichtbeton immer noch kein Leichtgewicht. Eine Platte von einem Quadratmeter mit vier Zentimeter Dicke wiegt locker 100 Kilogramm.
Aus diesem Grund sollten etwaige Unterschränke und Regale ausreichend Gewicht tragen können und stabil sein. Das gilt vor allem auch für den Fußboden. Tipp: Bevor man sich eine Arbeitsplatte aus Beton oder auch andere größere Betonmöbel zulegt, sollte einen Fachmann zurate ziehen. Dieser berechnet, ob die Statik des Unterbaus das Gewicht aushält.
Beton hat seinen Preis – ab 400 Euro geht es los mit dem Quadratmeter
Gibt der Experte sein Okay, kann man seine Beton-Arbeitsplatte bei einem auf Betonmöbel spezialisiertem Fachhändler oder Designer in Auftrag geben. Solch eine Küchenarbeitsplatte wird maßangefertigt und ist daher auch immer ein Unikat. Das hat aber seinen Preis. Rund 400 Euro pro laufenden Meter oder mehr muss man dafür einkalkulieren. Mit extra Spülbecken oder anderen Sonderanfertigungen können auch schnell 800 Euro aufwärts pro Quadratmeter fällig werden.
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Wie pflegt man die Beton-Arbeitsplatte?
Aus Beton ist eine Arbeitsplatte in der Küche zwar für die Ewigkeit gebaut. Was sich jedoch mit der Zeit verändert, ist die Oberfläche. Durch das, was beim Kochen essentiell ist, nämlich Fett und Säure, nimmt Beton irgendwann Patina an – egal, wie sehr man die Arbeitsplatte pflegt. Was den einen stört, finden Beton-Liebhaber aber gerade interessant.
Patina hin oder her, Pflege muss sein! Die Oberfläche der Beton-Arbeitsplatte lässt sich am besten mit einem weichen, feuchten Tuch und Schmierseife, einem Allzweckreiniger oder einem Schuss Spülmittel im Wischwasser sauber halten. Ein No-Go sind Scheuerpulver, aggressive Reiniger sowie Kalklöser. Denn die schädigen die Oberfläche mehr, als dass sie diese säubern. Als Folge gibt es unschöne Flecken, Kratzer oder Risse.
Neben dem richtigen Reiniger beugt man Fleckenbildung durch regelmäßiges Imprägnieren der Oberfläche vor. Wird die Oberfläche mit der Zeit dann doch fleckig oder speckig, wird sie behutsam abgeschliffen und neu versiegelt. Wer sich das nicht zutraut, lässt es lieber einen Fachmann machen.
Kann man eine Arbeitsplatte aus Beton auch selbst herstellen?
Mit viel Geschick, Platz und Zeit: ja. Im Internet gibt es unzählige DYI-Videos, die den Selbstbau anleiten. Sehr ausführliche Tipps, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Beton-Ideen findet man beispielsweise auf Instructables.com. Dennoch ist der Selbstbau einer Beton-Arbeitsplatte ziemlich schwierig.
Wer sich selbst seine Arbeitsplatte aus Beton gießen möchte, sollte sich zudem klar sein, dass der Prozess rund zehn Tage in Anspruch nimmt. Plus 30 Tagen, die der Beton dann zum Aushärten braucht. Was es noch braucht, sind zwei bis drei Helfer, alleine zum Tragen der fertigen Platte. Und Platz: Um das Projekt zu stemmen, eignet sich am besten ein Schuppen oder eine Garage. Anrühren des Betons oder das Polieren der Platte hinterlässt zudem viel Staub und Kleckse. Im Sommer kann man die Arbeit auch im Freien durchführen, eventuell unter einem Vordach oder Carport.
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Form für den Guss der Arbeitsplatte entwerfen
Es sei hier nur umrissen, wie der Prozess des Selbstgießens einer Arbeitsplatte für die Küche aussieht. Hat man Helfer, Platz, Zeit und Arbeitsmittel organisiert, kann es losgehen. Zunächst wird die Form entworfen und hergestellt, in die dann der Beton gegossen wird. Dieser Schritt ist der kreative Part. Hier legt man fest, wie die Platte letztlich aussieht. Soll beispielsweise ein Becken integriert werden, muss nach Maß die entsprechende Stelle ausgesägt werden.
Ist die Form angefertigt, geht’s ans Eingemachte. Tipp: Zum Anrühren des Betons sollte man Arbeitshandschuhe und einen Schutzanzug tragen! Ansonsten kann man sich durch das Material verletzen und die Kleidung ruinieren. Der flüssige Beton wird anschließend in die Form gefüllt und für eine Woche in Ruhe gelassen. In dieser Zeit härtet der Baustoff durch.
Zumindest so weit, dass er anschließend weiter verarbeitet werden kann. Um eine schöne, gleichmäßige Struktur der Oberfläche zu erreichen, wird diese im nächsten Schritt gesäubert und poliert. Dann sollte man die Platte noch weitere Tage ruhen lassen, bevor man sie mit vereinter Kraft in der Küche montiert. Für viele ist das ein Mammut-Projekt im Privaten. Doch ob selbst entworfen und gebaut oder schlicht gekauft, mit solch einer Beton-Arbeitsplatte gestaltet man die Küche extrem individuell.