30. Juli 2024, 6:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wohnungsanzeigen sind wie Arbeitszeugnisse – um sie richtig zu deuten, braucht man oft eine Floskel-Fibel. myHOMEBOOK erklärt, warum man bei einer Liebhaberwohnung in einem aufstrebenden Viertel lieber ganz genau hingucken sollte.
Makler sind neben ihrem Eifer vor allem auch für ihre Eloquenz bekannt. Diese Wortjongleure verstehen es, den zukünftigen Mieter oder Käufer um den Finger zu wickeln und die Immobilie bestmöglich anzupreisen. Dass manchmal Begriffe in Wohnungsanzeigen fallen, die nicht ganz eindeutig sind, ist weitreichend bekannt – aber wie kann man die Maklersprache übersetzen?
Lage und Verkehrsanbindung
Ruhige Lage
Die Bordsteine werden hier besonders früh hochgeklappt. Innerhalb dieser Wohngegend wird man eher nicht auf ein kulturelles Angebot treffen. Wer Pech hat, muss für den Weg zu öffentlichen Verkehrsmitteln verhältnismäßig viel Zeit einplanen.
Zentrale Lage
Alles ist schön dicht und gut zu erreichen. Klasse! Handelt es sich bei dem Wohnort um eine Großstadt, muss man aber damit rechnen, dass es bei zentraler Lage auch laut und dreckig ist.
Quirliges Viertel
In der Maklersprache ist dieser Begriff sehr gängig. Wer sich nicht gerade in seinen wilden Jahren befindet, sollte aber bei einer Wohnung in dieser Lage vorsichtig sein. Kneipen, Touristen, Clubs und Bars – all das kann einen hier erwarten und einem mitunter schlaflose Nächte bereiten.
Verkehrsgünstig gelegen
Eine verkehrsgünstig gelegene Wohnung ist erst einmal etwas Gutes. Man kommt entspannt von A nach B. Oft wohnt man dann aber auch an einer stark befahrenen Straße. Lärm ist hier vorprogrammiert. In solchen Fällen sollte man beim Makler genauer nachhaken.
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Wohnanlage mit Zukunft
Bei dieser Bezeichnung in der Maklersprache sollte man die entsprechende Annonce ganz besonders aufmerksam lesen. Denn meist handelt es sich um hochpreisiges Neubaugebiet, Baulärm inklusive.
Supermarkt nebenan
Supermärkte müssen beliefert werden. Das geht meist am frühen Morgen vonstatten. Auf dieses Szenario sollte man sich einstellen.
15 Minuten bis in die Innenstadt
Derartige Angaben sind trügerisch. Der Makler wird wohl kaum mitten im Berufsverkehr die Strecke abgefahren sein. Und womit überhaupt: Fahrrad, Auto oder Bahn? Oder beziehen sich die 15 Minuten auf Gehminuten? Man weiß es nicht.
10 Auto-Minuten bis ins Zentrum
Wer kein Auto besitzt, hat in diesem Fall schlechte Karten. Meist ist die nächste Bushaltestelle nur mit einem ausgiebigen Fußmarsch zu erreichen.
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Zustand des Objekts
Liebhaberobjekt
Der Klassiker in der Maklersprache! Wenn Makler diesen Begriff in einer Wohnungsanzeige benutzen, handelt es sich nicht selten um eine schwer vermittelbare Immobilie. Wer aber bereit ist, in Eigenleistung aufwendige Renovierungen vorzunehmen, kann hier ein Schnäppchen machen. Handwerkslaien sollten aber die Finger davon lassen.
Denkmalgeschützt
Denkmalgeschützte Gebäude haben einen ganz eigenen Charme. Und das soll bitte auch so bleiben. Veränderungen an der Bausubstanz dürfen in der Regel nicht vorgenommen werden. Etwaige Renovierungen können schnell sehr teuer werden.
Luxussanierung
Das Wort „Luxus“ lässt schon einiges vermuten. Derartige Wohnungen sind meist mit gehobener Ausstattung versehen und dementsprechend teuer. Es lohnt jedoch immer, einen genauen Blick zu riskieren. Nicht jede Einbauküche ist so luxuriös wie vom Makler angepriesen. Oft sind es nur vereinzelte und oberflächliche Sanierungen, die den Makler dazu veranlassen, von einer Luxussanierung zu sprechen.
Teilsaniert
In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Sanierungsarbeiten noch ansteht. Für die ist dann aber der Mieter zuständig.
Architektur und Grundriss
Individuelle Bauweise
Makler benutzen diesen Begriff sehr gerne, wenn es darum geht, eine völlig unpraktisch geschnittene Wohnung zu beschönigen. Der Grundriss und die einzelnen Wände sind meist so individuell, dass man mit ein bisschen Pech kaum eine Ecke findet, in der sich ein Schrank stellen lässt. Wohntauglich sieht anders aus. Oft wird diese Bauweise auch mit dem Begriff „Architektenwohnung“ beschrieben.
Studiowohnung
Wer es gerne gemütlich und behütet mag, sollte sich nicht für eine Studiowohnung entscheiden. Hier findet man kaum Wände vor, alles ist offen und weiträumig. Ansonsten lebt es sich hier wie in einem Großraumbüro. Aufgrund der Bauweise fallen außerdem meist hohe Heizkosten an.
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Garten und Grünflächen
Biotop im Garten
Naturverbundene mögen sich von dieser Phrase erst mal angezogen fühlen, doch was sich dahinter wirklich versteckt, ist meist unklar. Die vermeintliche Kräuterwiese mit Teich entpuppt sich vielleicht als stinkender Tümpel.
Garten
Makler benutzen dieses Wort teilweise synonym mit kleinen Grünstreifen, die sich vor der Terrasse befinden. Gerade wenn man in der Immobilienanzeige keine Angabe zu den Quadratmetern findet, sollte man vorsichtig sein.