28. Januar 2020, 14:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf der Suche nach dem „besonderen Etwas“ für die eigenen vier Wände greifen einige zu verchromten Möbeln und Deko-Artikeln. Denn Chrom sieht schließlich schick und edel aus, oder? Für myHOMEBOOK-Redakteurin Laura ist Chrom im Interior-Bereich alles, aber nicht schick und erst recht nicht edel. Eher der Beweis für schlechten Geschmack. Ein Meinungsstück.
Alle Möbelhäuser, die besonders trendy erscheinen und dem Puls der Zeit entsprechen wollen, haben ihn – den obligatorischen Chrom-Nachttisch, die dazu passenden Nachtleuchten und den XXL-Spiegel im selben Design. Und die Werbung für das spiegelnde Metall-Interior funktioniert: Bei etlichen Room-Touren durch die Schlafzimmer der hiesigen Influencer tauchen verchromte Möbel immer wieder auf. Besonders beliebt: Riesige Kommoden, deren spiegelnder Glanz schon fast im Auge schmerzt. Perfekt wird die Geschmacksverirrung aber erst, wenn dann noch kristallene Knäufe an den Schubladen sitzen.
Warum verchromte Möbel trotz ihrer Hässlichkeit so beliebt sind
Dabei heißt es doch eigentlich: Weniger ist mehr. Das gilt offenbar nicht für Chrom-Liebhaber. Denn viele kaufen sich die – meiner Meinung nach – billig wirkenden verchromten Einrichtungsgegenstände in jeglicher Ausführung als Zeichen der Extravaganz. Warum? Ein Check des Materials ergibt zwei vermeintliche Pluspunkte, die Chrom zugesprochen werden:
- Es ist besonders stabil – das ist Holz aber auch.
- Es glänzt besonders – was in meinen Augen weder schön noch vorteilhaft ist.
Verchromte Möbel – mehr Nachteile als Vorteile
Mal ganz unabhängig von der, für mich, abstoßenden Optik ist die glänzende Oberfläche auch ein Graus, wenn es ums Putzen geht. Einmal berührt, prangt der Fingerabdruck deutlich erkennbar auf dem Möbelstück. Super praktisch, wenn es sich um Kommoden oder Tische handelt, bei denen man um eine Berührung nicht herumkommt. Bedeutet im Umkehrschluss also, dass verchromte Möbel regelmäßig geputzt werden müssen. Aber nicht etwa mit herkömmlichen Lappen oder Tüchern, denn das falsche Material hinterlässt sofort Kratzer in der Oberfläche. Und die können wiederum Korrosion und Rost verursachen. Wunderbar!
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Übrigens: Nur, weil man seine Chrom-Kommode regelmäßig mit Seidentüchern und Engelsfingern wischt, kann man Rost trotzdem nicht vermeiden. Denn nach längerem Gebrauch (und falscher Pflege) ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass rostige Stellen entstehen. Wer den Shabby-Chrom-Look verhindern will, muss zwangsläufig zu speziellen Polituren und Schutzlacken gegen Rost greifen – nicht besonders umweltfreundlich und geht außerdem auf Dauer ins Geld.
Hohe Preise für wenig Geschmack
Und wenn wir schon beim Geld sind: Verchromte Möbel sind alles andere als erschwinglich. Es kommt natürlich immer auf den Anbieter sowie die Art und Größe des verchromten Schreckens an. Aber als Beispiel: Für einen kleinen Nachttisch (in der Größenordnung 66 cm x 35 cm x 35 cm) muss man mindestens 130 Euro einplanen – Tendenz eher steigend. Und für den Preis kriegt man dann nicht mal das „stylische Designer-Teil“, sondern die Low-Budget-Variante vom Möbel-Discounter.
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Das einzige Möbelstück, das Chrom verträgt
Wenn es jetzt immer noch Menschen gibt, die nicht auf verchromte Möbel verzichten wollen, stößt das bei mir zwar auf Unverständnis, aber ich hätte einen Kompromiss anzubieten. Tatsächlich gibt es eine Variante, in der Chrom im Eigenheim auftauchen darf: bei Stuhlgestellen. Denn nur so sollten verchromte Oberflächen im Interior Design eingesetzt werden – schlicht, besser noch kaum sichtbar.