1. April 2020, 17:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Einmal nicht richtig aufgepasst, landet das Glas oder die Tasse auf dem Küchenboden und zerspringt in tausend Teile. Ärgerlich, aber nicht ganz so schlimm, denn – wie heißt es doch so schön? Scherben bringen Glück! Aber gilt das auch für alle?
Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen die Herkunft und die Bedeutung der Redensart erklärt wird. Einige führen sie auf sprachliche oder religiöse Rituale zurück, andere haben einen eher esoterischen bis abergläubischen Ansatz. Alle haben aber eine Gemeinsamkeit: Sie gehen davon aus, dass nicht alle Arten von Scherben Glück bringen.
Scherben, die Glück bringen
Genau genommen sollen nur Scherben aus Keramik, Ton oder Porzellan Glück bringen. Das ergibt sich aus dem Begriff selbst, denn als „Scherben“ werden im Keramik-Fach alle keramische Erzeugnisse bezeichnet – in manchen Gegenden auch Tongefäße. Aus Überlieferungen geht hervor, dass Gefäße aus Ton oder Keramik seinerzeit als Vorratsbehälter dienten. Und sofern diese reich gefüllt waren, brachten sie ihren Eigentümern Glück.
Das beste Alltagsbeispiel dafür, dass Ton-, Keramik- oder Porzellanscherben auch heute noch Glück bringen, liefert der Polterabend. Die Gäste und das Brautpaar zerstören vor der Hochzeit alte Tassen, Teller und anderes Geschirr, denn das Klirren der zerbrechenden Keramik soll böse Geister vertreiben und dem Paar Glück bringen.
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Scherben, die Pech bringen
Es ist also bei Polterabenden üblich, Keramik zu zerstören. Glas aber keinesfalls, da es dem Brautpaar Unglück bringen würde. Glasscherben bringen tatsächlich in keiner der möglichen Erklärungen oder Überlieferung Glück – im Gegenteil. Glas selbst soll für Glück stehen, das man deshalb nicht willentlich kaputtmachen sollte. Ein passendes Sprichwort dazu:
„Glück und Glas, wie leicht bricht das.“
Publilius Syrus, römischer Mimen-Autor im 1. Jahrhundert v. Chr.
Auch im Judentum spielen Glasscherben in Zusammenhang mit Hochzeiten eine große Rolle. So ist es üblich, dass der Bräutigam nach der Eheschließung ein Glas zertritt – dieser Brauch soll die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem symbolisieren. Die Anwesenden müssen danach laut „Masel tov“ (zu Deutsch: viel Glück) rufen, um dieses Unglück – also das Zerbrechen des Glases – abzuwehren und das zerbrochene Glas zu Glück umzuwandeln.
Spiegelscherben bringen am meisten Pech
Am schlimmsten ist es, wenn ein Spiegel kaputtgeht. Das soll dem Verursacher ganze sieben Jahre Pech bringen. Die Erklärung mutet esoterisch an: Spiegel sollen die Seele desjenigen beherbergen, der in ihn hineinschaut. Zerbricht er den Spiegel, zerbricht er damit seine Seele. Die sieben Jahre Pech entsprechen der Zeit, die eine Seele zum Heilen braucht – wie man sagt.
Im Aberglauben ist man sogar der Überzeugung, dass Spiegel das Tor zu bösen Geistern sein sollen. Zerbrechen sie, geben sie damit den Weg für die Dämonen frei.
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Warum werden Schiffe mit einer Champagnerflasche getauft?
Seit dem 4. Jahrhundert vor Christus existiert bereits der Brauch, Schiffe vor ihrer ersten Fahrt zu taufen. Die Schiffsftaufe besteht aus einigen Regeln und Riten – eins davon ist, eine Sekt- oder Champagnerflasche am Bug des Schiffes zerschellen zu lassen. Das würde, den anderen Überlieferungen entsprechend, doch aber eigentlich Unglück bringen? Nicht so in der Schiffsfahrt! Hier bedeutet es sogar ein böses Omen, wenn die Flasche nicht zerbricht.
Ein Beispiel dafür: Am 10. Dezember 2007 wurde die M/S Queen Victoria von ihrer Taufpatin, Herzogin von Cornwall, Camilla Mountbatten-Windsor, getauft. Dabei ging allerdings etwas schief, denn die Flasche zersplitterte beim Wurf gegen den Bug nicht. Drei Wochen nach der missglückten Taufe sollen daraufhin zahlreiche Passagiere unter einer Infektion an Bord gelitten haben.