27. April 2024, 12:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Angeblich soll man Spinnen mit einem Straußenei aus der Wohnung oder dem Haus vertreiben können, ganz ohne Chemie. In der Türkei ist der Trick schon lange bekannt. myHOMEBOOK hat bei einem Spinnen-Experten nachgefragt.
Irrer Trick – oder irres Gerücht? Ein Straußenei soll Spinnen aus geschlossenen Räumen vertreiben. Dabei kann man ein ganzes Ei verwenden, oder nur die ausgeblasene Schale. Noch volle Eier sollen angeblich besser wirken als leere oder zerbrochene Schalen. Der Vorteil: Das Ganze ist nachhaltig. Denn Spinnentiere und wohl auch andere Insekten wird man auf diese Weise ohne den Einsatz von Chemie los.
Wie der Trick mit dem Straußenei und den Spinnen funktionieren soll
Das Straußenei verströmt über die Poren in der Schale einen ganz speziellen Geruch. Für menschliche Nasen unbedenklich können Spinnen den Duftstoff anscheinend nicht ausstehen und nehmen Reißaus. Wie bitte? Spinnen können riechen?
„Klar“, sagt Jason Dunlop. Der Kurator für Spinnentiere am Museum für Naturkunde Berlin erklärt weiter: „Spinnen besitzen eine Art Geruchssinn. Allerdings nicht über ein Art ‚Nase‘, so wie wir sie haben. Die Tiere nehmen chemische Stoffe über bestimmte Haare wahr. Zum Beispiel suchen männliche Spinnen über Duftstoffe in der Luft nach Weibchen.“
Lieber geschlossenes Straußenei verwenden
Am besten soll der Trick mit einem geschlossenen Straußenei funktionieren. Das kann man aufstellen, zum Beispiel in einer Schale oder auf einem breiten Kerzenständer. Man kann das Ei auch in einem Netz an der Decke aufhängen. Wichtig ist eine ausreichende Luftzirkulation, damit sich die Duftstoffe gut im Raum verteilen. Ein unbeschädigtes Straußenei hält sich für längere Zeit und ist mit seiner porzellanartigen Oberfläche ein echter Hingucker. Straußeneier müssen lediglich sporadisch abgestaubt werden.
Geht es auch mit einem ausgeblasenen Straußenei oder zerbrochener Schale?
Der Trick funktioniert auch mit leeren Straußeneiern. So hängen schon seit dem 16. Jahrhundert viele Straußeneierschalen in der Süleymaniye-Moschee in Istanbul (Türkei) an den Kronleuchtern. Der Erbauer der berühmten Moschee, Mimar Sinan, hatte seinerzeit die Eier in die Mitte der Leuchter platziert, um Spinnen und andere Insekten zu verscheuchen, die von den Öllampen und Kerzen magisch angezogen wurden. Ein genialer Einfall, denn die hohe Kuppel wurde dadurch sauber gehalten.
Den Trick haben heutzutage viele Istanbuler übernommen, die ein Gewächshaus besitzen. Denn auch darin sollen Spinnen und andere Insekten durch Straußeneier verscheucht werden.
Ist der Trick wissenschaftlich belegt?
Wohl nicht. Zumindest hört Theo Blick von der Arachnologischen Gesellschaft auf Anfrage von myHOMEBOOK zum ersten Mal von der Geschichte. Und auch Jason Dunlop sagt: „Die Geschichte ist interessant, aber ich kannte sie noch nicht.“ Der Kurator hat dazu auch keine wissenschaftlichen Untersuchungen finden können. „Für mich klingt das ein bisschen wie ‚Volkswissen‘“. Dennoch, einen Versuch ist es Wert!
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Wo bekommt man eigentlich Straußeneier?
Die bis zu zwei Kilogramm schweren Straußeneier werden in der Regel von Straußenfarmen angeboten. Ein breites Angebot findet man im Internet. Die riesigen Eier sind heiß begehrt, sie schmecken wie Hühnereier, sind aber im Gegensatz zu diesen auch für Allergiker gegen Hühnereiweiß geeignet. Achtung: Der Inhalt eines Straußeneis ist in der Masse vergleichbar mit 25 Hühnereiern.
Die harte Schale ist sehr dekorativ. Daraus lässt sich etwa eine Lampe oder eine Blumenvase herstellen. Über den Winter legen Strauße keine Eier. Im Frühjahr beginnt dann die neue Lege-Saison. Ein volles Straußenei kostet um die 30 Euro. Leere Eier gibt es meist günstiger. Manche Straußenfarmen bieten auch nur die Straußen-Eimasse an.