29. März 2020, 5:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jeder weiß, dass es rote Rosen, blaue Veilchen und gelbe Sonnenblumen gibt. Doch warum sind Blumen eigentlich bunt und wie entstehen die unterschiedlichen Blütenfarben?
Eigentlich könnte man die Frage, warum Blumen bunt sind, mit einem Satz beantworten: „Die Farbstoffe der Blüten dienen der Arterhaltung, indem unter anderen Insekten für die Bestäubung durch die Blütenfarbstoffe angelockt werden“, so Dipl.-Ing. (FH) Uwe Kunert, Leiter des Versuchsbetriebs am Leibnitz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e. V. auf Nachfrage von myHOMEBOOK. Doch sieht man sich die Pflanzenwelt einmal genauer an, erkennt man schnell, dass noch viel mehr hinter der Blütenfarbe steckt.
Die Entstehungsgeschichte von bunten Blumen
Die ersten Pflanzen auf unserem Planeten waren die Nacktsamer vor 270 Millionen Jahren (Oberperm). Ihren Höhepunkt hatten sie im Jura-Zeitalter. Dort waren sie in erster Linie Futter für viele Dinosaurierarten. Zur Familie der Nacktsamer zählten neben vielen Palmenfarnarten und Ginkgopflanzen (heute gibt es übrigens nur noch eine Art) auch Nadelholzgewächse. All diese Nacktsamer vermehrten sich über Sporen, teilweise über Zapfen.
Aus der Gruppe der Nacktsamer entwickelte sich dann im Laufe der Evolution ein völlig neuer Pflanzentyp: die Bedecktsamer. „Zu dieser Pflanzengruppe gehören im engeren Sinn alle Blütenpflanzen und Pflanzen, die wir auch essen können, wie Obst und Gemüse. Die Blüten sind fast immer eingeschlechtlich. Alle diese Pflanzen haben Blüten, Sprosse oder Sprossabschnitte mit Blättern, die der geschlechtlichen Fortpflanzung dienen“, so Pflanzenexperte Kunert.
Bedecktsamer gibt es weltweit. Charakteristisch für diesen neuen Pflanzentyp ist, dass die Samenanlagen von einem Fruchtblatt umschlossen werden. So geschützt können sie sich zu reifen Samen entwickeln. Im Gegensatz zu den Nacktsamern liegen die Samen also nicht frei und sind somit nicht unmittelbar für die Bestäubung zugänglich. Das stellt die Pflanzen vor eine Herausforderung: Sie müssen durch fremde Hilfe bestäubt werden. Im Laufe der Evolution kamen deshalb immer mehr Insekten zur Bestäubung ins Spiel.
Warum gibt es bunte Blumen?
„Damit es überhaupt zur Bestäubung durch Insekten kommen konnte, haben sich die Kronenblätter und Kelchblätter über Jahrmillionen intensiv gefärbt. Sie haben so eine Schau- und Lockwirkung“, erläutert Uwe Kunert. Blumen, deren Bestäubung mittels Insekten erfolgt, locken daher mit besonders bunten Blüten und süß schmeckenden Früchten. Beehren Vögel, Bienen oder Schmetterlinge dann die Blüten, bleibt unweigerlich Blütenstaub an ihren Fühlern und Beinchen kleben. Die Pollen tragen sie dann weiter und bestäuben so mit jedem Flug Blüte für Blüte.
Im Vergleich dazu haben Pflanzen, deren Bestäubung mittels Wind und Luft erfolgt, unauffällige Blütenfarben und wenig appetitliche Früchte.
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Wie bilden sich die unterschiedlichen Blütenfarben?
Die Pigmente in den Pflanzengenen entscheiden darüber, wie bunt eine Blume und welche Farbe ihre Blüte haben wird. Das wohl bekannteste Pigment aus der Pflanzenwelt ist sicherlich Chlorophyll. Der grüne Farbstoff kommt in allen grünen Pflanzenteilen vor. „Die Blütenfarbstoffe sind sehr verschieden und doch lassen sich einige chemische Grundsubstanzen charakterisieren. Blaue und rote Farbe wird sehr häufig durch Anthocyane hervorgerufen, die im Zellsaft gelöst sind. In saurer Umgebung sind sie rot, bei alkalischer Reaktion blau. Die gelbe und braune Farbe von Blütenblättern ist oft auf Karotinoide zurückzuführen. Weitere gelbe, im Zellsaft gelöste Blütenfarbstoffe sind Flavonabkömmlinge“, erklärt Uwe Kunert.
Wie entstehen weiße Blumen?
Für den Pflanzenexperten seien nicht die bunten Blumen, sondern weiß gefärbte Blüten bemerkenswert: „Das Gewebe der Blütenhülle enthält kaum Zelleinschlüsse, sodass es grundsätzlich transparent ist. Zudem liegen zwischen den Zellen zahlreiche lufthaltige Interzellularen. Das sind Zwischenräume, über die der Gasaustausch erfolgt. Durch diese wird das Sonnenlicht reflektiert und erzeugt dabei den gleichen Effekt, den man auch bei lockerem Schnee beobachten kann.“
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Wie entstehen mehrfarbige Blüten?
Bei vielen Blumenarten sind die erwähnten Grundtypen der Blütenfärbung ausgeprägt. Doch können auch Mischfarben mit zahlreichen Farbabstufungen, wie Orange, Violett und Rosa, hervorgebracht werden. Sehr häufig käme es laut Uwe Kunert aber auch zu einer Kombination der einzelnen Farbvarianten. Innerhalb einer Blüte sind dann verschieden gefärbte Gewebepartien, die oft eine besondere Schauwirkung ausüben, zu beobachten.