21. August 2024, 12:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Deutschlandweit färben sich die Blätter der Kastanie braun – und das, obwohl es Hochsommer ist. Hinter der frühzeitigen Verfärbung des Laubs steckt ein Schädling, der auch im eigenen Garten vorkommen kann. Um große Schäden zu vermeiden, sollten Gärtner frühzeitig handeln.
Obwohl es Hochsommer ist, sieht es schon aus wie im Herbst – zumindest wenn man die Kastanienbäume in der Republik betrachtet. Meist sind es junge, geschwächte Rosskastanien, die bereits braun-gelbes Laub tragen. Färben sich die Blätter von Pflanzen frühzeitig um, ist das in der Botanik selten ein gutes Zeichen. Kastanienbäume sind keine Ausnahme. Der Grund für die braunen Kronen sind die Larven der Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella). Die Tiere fressen das Blattgewebe auf, sodass Fraßgänge zurückbleiben, sogenannte Minen. Das beschädigte Gewebe färbt sich anschließend Gelb oder Braun. Die Miniermotte kann im Garten für große Schäden sorgen, wenn man nicht rechtzeitig handelt.
Miniermotte im Blatt zuerst kaum erkennbar
In erster Linie sind es die gefräßigen Larven der Miniermotte, die große Schäden anrichten. Für das ungeübte Augen verborgen im Blattgewebe bohren diese unermüdlich ihre Minen. Viele Gärtner können den Befall in der Regel nicht gleich sicher erkennen. Sichtbar wird der Schaden meist erst, wenn sich die Blätter verfärben – was jedoch auch durch einen Pilzbefall passieren kann und so zu Verwechselungen führen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die große Anzahl unterschiedlicher Miniermotten-Arten es für Gärtner nicht leicht macht, schädliche von nützlichen Insekten zu unterscheiden.
Pheromonfallen locken Miniermotten an
Um zu bestimmen, ob es sich überhaupt um Miniermotten handelt, kann man eine sogenannte Pheromonfalle einsetzen. Der trichterförmige Behälter ist mit Wasser und einem Sexuallockstoff (Pheromon) angefüllt. Dieser zieht männliche Miniermotten an, die in der Falle verenden. Bei der Methode kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Insekten sind bestimmt – und tot.
Was hilft gegen Miniermotten?
Wüten die Schädlinge im heimischen Garten, gibt es verschiedene Maßnahmen, um die ungebetenen Gäste loszuwerden. Die Chemiekeule sollte jedoch nur als letztes Mittel zur Anwendung kommen. Im Gartenfachhandel gibt es dazu einige zugelassene Produkte. Geschwächte Bäume und Pflanzen brauchen in erster Linie ausreichende Nährstoffe, um wieder fit zu werden.
Im Handel erhältlich sind zahlreiche mit Pflanzenstärkungsmittel. Gärtner können jedoch auch einen nährstoffreichen Sud selbst ansetzen, beispielsweise im sogenannten Bokashi. Hilfreich ist auch eine Lösung aus Brennesseljauche, mit der die Pflanzen gegossen oder besprüht werden.
Durch Miniermotten befallene Blätter aufsammeln
Um einen dauerhaften Befall durch Minimiermotten zu verhindern, müssen abgefallene Blätter und Zweige aufgesammelt und vernichtet werden. Da die Puppen im Laub überwintern und im Frühjahr neu schlüpfen, ist das Aufsammeln bisher die nachhaltigste Methode. Zudem müssen die kranken Blätter am Baum oder Strauch entfernt werden.
Die Pflanzenteile sollten jedoch keinesfalls im Kompost oder in der Biotonne landen, da die Puppen dort überleben und die Larven schließlich schlüpfen können. Das Laub muss vielmehr im Hausmüll entsorgt werden. Damit keine weiteren Motten ihre Eier ablegen, sollten betroffene Pflanzen anschließend mit einem engmaschigen Gartenvlies abgedeckt werden.
Achtung: Ob es gestattet ist, Laub im Garten zu verbrennen, wird durch das jeweilige Bundesland festgelegt.
Baumringe gegen heraufwandernde Motten
Ist ein Baum von Miniermotten befallen, kann ein Leimring helfen. Denn anstatt nach der Paarung der Insekten oder dem Schlüpfen der Larven den Baum anzufliegen, klettern die Motten oftmals den Stamm hinauf. An dem um den Baumstamm gewickelten Leimring kommen die Vielfraße jedoch nicht vorbei.
Natürliche Fressfeinde einsetzen
Singvögel und Hühner haben Miniermotten zum Fressen gern. Während ein Nistkasten jedoch für Meisen und Co. schnell angebracht ist, will oder kann nicht jeder Gärtner Hühner im Garten halten.
Dann sollten Schlupfwespen zum Einsatz kommen. Die parasitären Wespen-Larven ernähren sich mit Vorliebe von den Larven der Miniermotten. Die Eier der Nützlinge sind im Fachhandel oder online erhältlich. Sie werden in kleinen Kartons geliefert und anschließend an den befallenen Pflanzen ausgebracht. Den Rest erledigt Mutter Natur.
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1000 Arten der Miniermotte weltweit
Wer meint, der Schädling befällt nur Rosskastanien – der irrt. Es soll rund tausend unterschiedliche Arten von Miniermotten geben, alleine in Europa sind es geschätzt 100. Und jede Art hat sich auf eine spezielle Pflanze spezialisiert, die sie vorwiegend befällt. Ahorn, Azaleen Buchen, Flieder – kaum eine Pflanze, ein Baum oder Strauch ist vor der Miniermotte gefeit.