3. Juni 2019, 17:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Gemüsebeet an der Hauptverkehrsstraße? Keine gute Idee. Dennoch ist Urban Gardening im Trend – und möglich. Der Spaß am Grün und an selbst angebautem Obst und Gemüse braucht allerdings Vorsichtsmaßnahmen.
Die Nachbarschaft trifft sich im Stadtgarten, der Multikulti-Kiez bringt Menschen zusammen. Gärten in der Stadt zu betreiben, ist nicht neu. Schon vor Jahrzehnten gab es in New York die ersten „community gardens“. Solche urbanen Gärten sind zudem auch ökologisch sinnvoll. Grün in der Stadt dämmt den Lärm, reinigt die Luft und senkt die Temperaturen.
Toxische Mixtur: So gefährlich sind Abgase für Pflanzen
Für das Grün selbst sieht es nicht ganz so positiv aus. Durch die Abgase von Verkehr und Industrie gelangt gefährlicher Feinstaub an die Pflanzen. Feinstaub besteht aus Schwermetallen wie Cadmium, Chrom und Blei und dabei aus Teilchen, deren Durchmesser weniger als 10 Mikrometer beträgt. Diese Schadstoffe werden durch die Luft getragen, legen sich auf Boden und Pflanzen und reichern sich in der Erde und somit auch in allen darin wachsenden Pflanzen an. Das zeigte schon 2012 eine Studie der Technischen Universität Berlin zur Belastung von Gemüse in der Stadt. Verglichen wurden dafür Proben von 28 zufällig gewählten Orten innerhalb des Stadtgebiets von Berlin. Untersucht wurden dabei verschiedene Gemüsesorten.
Das Ergebnis: Im Vergleich mit herkömmlichem Supermarktgemüse enthielt das Gemüse aus Eigenanbau deutlich mehr Schwermetalle. Tomaten enthielten bis zu 5,7 mal mehr Nickel, Basilikum mehr als 5,4 mal mehr Chrom und Karotten 4,2 mal mehr Cadmium als konventionelles Supermarktgemüse. Damit ist selbst angebautes Gemüse nicht unbedingt gesünder als Ware aus dem Supermarkt. Denn je näher eine vielbefahrene Straße ist, umso belasteter ist das Gemüse. Oder: Je weiter die Böden von hohem Verkehrsaufkommen entfernt liegen, desto geringer ist der Anteil von Schwermetallen. Auch Gebäude oder dichte Vegetationsbestände senken den Schadstoffanteil in den angebauten Gemüsen.
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Mindestabstand zur nächsten Straße
Erfreulicherweise stellte die Studie auch fest, dass dichte Schutzhecken oder auch Zäune die Schwermetallwerte verringern. Empfehlenswert ist auch ein Mindestabstand von zehn Metern zur nächsten Straße. Für Großstadtgärtner gilt demnach: Je größer die Distanz zwischen Gemüsebeet und befahrener Straße, umso besser.
Sinnvoll ist dabei, grundsätzlich kritisch bei der Bodenqualität zu sein. Vor dem Anbau sollte man eine Bodenprobe nehmen und sie von qualifizierten Instituten untersuchen lassen. Wem dies zu kostspielig ist, der mache sich davon unabhängig, indem er zum Gärtnern Kisten oder Hochbeete nutzt. Aufgefüllt mit Humus und Erde erhält das Gemüse Nährstoffe, aber keine Schadstoffe von unten. Wichtig ist es dabei, auf Qualitätserde mit RAL-Gütezeichen, dem EU Ecolabel oder dem Pro Planet-Label für torffreie Bio-Erde zu setzen. Billige Discounterden haben oft keine ausreichende Güteprüfung.