7. Mai 2021, 14:04 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Im Wald von Kitayama, in Japan, kann man Zeuge eines pflanzlichen Phänomens werden. Dort wachsen Bäume kerzengerade auf Bäumen heran. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um eine Laune der Natur, sondern um eine japanische Forst-Technik, genannt „Daisugi“. Sie ermöglicht es, Holz zu gewinnen, ohne dabei einen Baum fällen zu müssen.
Die außergewöhnliche „Daisugi“-Methode stammt aus dem 14. Jahrhundert. Damals waren Teehäuser in Japan gefragter denn je, für deren Bau große Mengen an Holz benötigt wurden. Da sowohl Platz als auch Ressourcen begrenzt waren, wurde die Baumzucht umstrukturiert und in die Senkrechte verlagert.
Wie funktioniert „Daisugi“?
Bei den Bäumen handelt es sich um japanische Zedern, aber auch einfache Zedern. Den Beginn macht ein Mutterbaum, der im Laufe der Jahre Dutzende Äste ausbildet, die wie Stämme aussehen. Sie schießen in die Höhe und erzeugen letztlich das Bild, dass Bäume aus Bäumen wachsen. Nach etwa zehn bis 15 Jahren sind diese Äste erntereif, im August wird dann abgeholzt. Sie werden dann klassisch nach „Daisugi“ per Hand mithilfe einer Sichel abgeschnitten – dadurch wachsen die Äste in die Höhe und bilden wiederum neue Triebe. Der Mutterbaum bleibt unangetastet und wird niemals gefällt, weswegen er bis zu 100 Jahre alt werden kann.
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Was das japanische Zedernholz so besonders macht
Nach der Ernte muss man die Rinde entfernen und anschließend das Holz darunter polieren. Die fertigen Äste sind besonders glatt und weisen keinerlei Augen auf, da sie regelmäßig von Trieben befreit werden. Das macht die Zedernäste nach „Daisugi“ geerntet so wertvoll. Das Holz selbst ist außerdem sehr robust und glänzt seidig.
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Funktioniert „Daisugi“ auch im heimischen Garten?
Wer Gefallen an der Japanischen Zeder gefunden hat, kann diese auch in hiesigen Breitengraden im Garten pflanzen. „Daisugi“ ist allerdings nicht möglich denn die dafür notwendigen Bäume wachsen unter den richtigen Witterungs- und Standortbedingungen bis zu 50 Meter hoch. Deshalb sind für Hobbygärtner vor allem oder gerade deshalb die kleineren Sorten interessant. Dazu gehören:
- Cristata: wird acht bis 12 Meter hoch
- Elegans Viridis: kurzlebig, nicht sehr standfest, wächst nicht höher als sechs Meter, frostempfindlicher
- Vilmoriniana: wird nur einen Meter hoch und breit
Die Bäume brauchen einen geschützten, sonnigen bis absonnigen Platz und feuchten, humsreichen Boden. Wichtig ist, dass er nicht zu nährstoffreich ist, denn dann neigen die Bäume dazu, nicht fest genug wurzeln zu können.