29. August 2024, 5:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unglücksfälle wie zuletzt in Hamburg zeigen: Stürzen Balkone ab, ist das lebensgefährlich. Ein Experte erklärt, worauf es beim Erkennen von Schäden ankommt – und wann ein Balkon überlastet wird.
Plötzlich bricht der Balkon nach unten weg: In Hamburg führte dieses Schreckensszenario Mitte August zu einem tödlichen Unfall, bei dem ein Mann ums Leben kam. Fünf weitere Personen stürzten mehrere Meter in die Tiefe. Die Polizei ermittelt noch zur Ursache des Unglücks. Viele Menschen fragen sich jetzt möglicherweise besorgt, ob auch der eigene Balkon abbrechen kann.
Algen können Hinweis geben
Laut Professor Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, sind derartige Unfälle zum Glück selten. Die weniger beruhigende Nachricht: Mieter oder Hausbesitzer können laut dem Statiker von ihrem eigenen Balkon aus kaum erkennen, ob eine Gefahr besteht.
„Man kann natürlich bei Balkonen immer mal gucken, ob sich Algen bilden. Die geben einen Hinweis darauf, dass auch ins Bauteil Feuchtigkeit eindringen kann“, erklärt Gebbeken. Doch da Balkone meist mit Fliesen oder anderen Belägen versehen sind, ist es für Mieter und Eigentümer schwer, Schäden zu erkennen, die sich darunter verbergen könnten.
Risse sind deutliches Warnzeichen
Risse im Balkon lassen sich eher von unten erkennen, etwa von denjenigen, die sich auf dem Balkon eines Stockwerks darunter befinden. Solche Risse sind ein deutliches Warnzeichen. „Ist bei den weit verbreiteten auskragenden Stahlbetonplatten ein Riss sichtbar, dann ist es meistens auch schon zu spät“, warnt Gebbeken. In solchen Fällen sollte der Balkon nicht mehr betreten werden. Zudem sollte der Vermieter oder Eigentümer umgehend einen Fachmann für Gebäudeschäden kontaktieren, etwa einen Bauwerksprüfer.
Die Ingenieurkammern führen Listen mit qualifizierten Experten. Diese Fachleute wissen, worauf sie achten müssen, und verfügen über Geräte zur Feuchtemessung und Kameras, mit denen sie in Hohlräume blicken können, erklärt der Profi. Auch bei Holzbalkonen sollte man Fachleute hinzuziehen, wenn sich einzelne Teile verformt haben oder schief wirken.
Muss man Balkone überprüfen lassen?
Eigentümer von Wohngebäuden sind zwar nicht verpflichtet, ihre Balkone ohne konkreten Anlass regelmäßig überprüfen zu lassen. Gebbeken empfiehlt jedoch, alle zehn Jahre eine Überprüfung durch Fachleute, wie in der Richtlinie VDI 6200 des Vereins Deutscher Ingenieure empfohlen, vornehmen zu lassen. „Wenn man Balkone hat, die nicht nur von Mietern genutzt werden, sondern die auch etwa Teil eines Lokals oder ähnlichem sind, dann sollte man sie sogar alle drei bis fünf Jahre prüfen“, rät Gebbeken.
Wichtig im Herbst Das Haus in 6 Schritten winterfest machen
Experten erklären Diese 7 Anzeichen können auf ernsthafte Bauschäden hindeuten
Experten gefragt Kann eine Toilette bei zu viel Gewicht abbrechen?
Wann ist ein Balkon überlastet?
Auch die Bewohner können zur Sicherheit beitragen, indem sie darauf achten, den Balkon nicht zu überlasten. Balkone sind in der Regel für 350 bis 500 Kilogramm pro Quadratmeter ausgelegt. „Auf einem Quadratmeter Balkon können locker vier, fünf, sechs, sieben Leute stehen. Die passen gar nicht auf einen Quadratmeter Balkon“, so Gebbeken. Die normale Nutzung durch Personen stelle also kein Problem dar.
Kritisch wird es jedoch, wenn etwa ein Planschbecken auf dem Balkon aufgestellt wird. „Dann wird es schwierig, weil wir dann ganz schnell diese Lasten überschreiten“, warnt der Statiker. Wie tragfähig ein Balkon tatsächlich ist, kann den Statikunterlagen des Gebäudes entnommen werden, die Hauseigentümern in der Regel vorliegen.
Mit Material der dpa