16. August 2023, 12:57 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Von Hausdächern sind Photovoltaikanlagen schon lange nicht mehr wegzudenken. Doch auch auf Balkonen sieht man sie immer häufiger. Wie Balkonkraftwerke funktionieren, was beim Kauf wichtig ist und welche Anlagen sich für den eigenen Balkon am besten eignen.
Für Hausbesitzer sind Photovoltaikanlagen eine gute Möglichkeit, zumindest ein Stück weit unabhängiger von steigenden Energiepreisen zu werden. Für Wohnungsbesitzer oder Mieter war es dagegen bislang eher schwierig, eigenen Solarstrom zu produzieren. Sogenannte Balkonkraftwerke gibt es zwar schon länger, aber die bürokratischen Hürden für derartige Geräte waren lange hoch.
Bis jetzt: Der Branchenverband für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) setzte sich vor einiger Zeit für einfachere Regeln ein. Mittlerweile dürfen Mieter oder Eigentümer von Wohnungen Balkonkraftwerke aufstellen – und erhalten zum Teil sogar Zuschüsse für die Anschaffung. Welche gesetzlichen Vorgaben es gibt und welche Modelle sich für den Normalbetrieb auf dem Balkon eignen, zeigt myHOMEBOOK hier.
Übersicht
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Zunächst geht es um die Frage, was ein Balkonkraftwerk überhaupt ist. Bekannt ist es unter anderem unter den folgenden Begriffen:
- Balkonkraftwerk
- Balkon-Solaranlage
- Stecker-Solargerät
- Mini-Solaranlage
- Mini-Photovoltaikanlage
- Mini-PV
- Plug-in-PV
- Balkon-Solarpanel
Wenn es um Balkonkraftwerke geht, werden diese Begriffe oft bunt gemischt. Es gibt aber einige wichtige Unterschiede: Bekannt sind vor allem Photovoltaik und Solarthermie. Beide Technologien nutzen die Kraft der Sonne und wandeln sie in Energie um, die der Besitzer in seinem Heim nutzen kann. Die Umwandlung geschieht jedoch auf unterschiedliche Weise:
- Photovoltaik: Eine Photovoltaikanlage wandelt die Kraft der Sonne in elektrischen Strom um. Dieser kann anschließend im Haus genutzt werden. Zum Einsatz kommen Solarpanels, um die Sonnenstrahlen „einzufangen“.
- Solarthermie: Beim Einsatz dieser Technologie kommen keine Solarpanels, sondern Sonnenkollektoren zum Einsatz. Hier erhitzt sich eine Flüssigkeit in dünnen Röhren im Inneren und die solare Wärme wird in einen Speicher umgeleitet und anschließend als Energie genutzt.
Wissenswert: Spricht man von Solaranlagen oder Solargeräten, dann ist damit meistens dennoch Photovoltaik gemeint.
So sind Balkonkraftwerke aufgebaut
Auf den ersten Blick erscheint die Technik eines Balkonkraftwerks kompliziert, doch dem ist nicht so. Die Geräte, die im Handel verfügbar sind, bestehen meist aus einem oder mehreren Solarmodulen (auch Panels). Mitgeliefert wird außerdem ein Wechselrichter sowie je nach Hersteller auch Bauteile, um das Balkonkraftwerk anzubringen. Sobald das Kraftwerk angebracht oder aufgestellt wurde, kann es an den Wechselrichter angeschlossen werden. Dieser ist dafür zuständig, den Gleichstrom (der durch das Sonnenlicht produziert wird) in Wechselstrom umzuwandeln (der für die eigene Energie benötigt wird).
Die Anlage wird ganz einfach durch ein Kabel mit einer Steckdose verbunden. Sind nun Geräte im Stand-by-Modus, wie zum Beispiel ein Computer oder eine Waschmaschine, können diese vorrangig auf den Solarstrom zugreifen, der über das Balkonkraftwerk eingespeist wird.
Dazu passend: Was das „Solarpaket 1“ für Betreiber von Balkonkraftwerken bedeutet
Wie teuer ist ein Balkonkraftwerk?
Besonders günstig sind Balkonkraftwerke nicht – aber es gibt sie in unterschiedlichen Preisklassen. Wer klein starten will, findet solide Modelle schon ab etwa 500 Euro. Es gibt aber auch hochwertige Kraftwerke, die mehr als 1000 Euro kosten.
Tipp: Ab wann sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks rentiert, hängt vom Anschaffungspreis und der Effizienz der Anlage ab. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen etwa sagt, dass sich die Anschaffung immer lohnt – es kann nur je nach Voraussetzungen ein wenig dauern, ehe sie sich bezahlt gemacht hat.
Wissenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Geräte üblicherweise sehr langlebig sind und gut 20 Jahre oder länger genutzt werden können. Das bedeutet, dass es sich tatsächlich schnell rentiert, wenn ein Anwender pro Jahr beispielsweise 250 Euro spart und das Gerät in der Anschaffung 750 Euro kostete. Der Strom ab dem vierten Jahr ist dann bereits kostenlos – gerechnet auf 20 Jahre bedeutet das eine Ersparnis von über 4000 Euro.
Wie viel Strom produzieren Balkonkraftwerke?
Bei dieser Frage ist natürlich besonders relevant, wie das Balkonkraftwerk ausgerichtet ist, wie viele jährliche Sonnenstunden in der jeweiligen Region zu verzeichnen sind und auch die Anzahl der Module spielt zudem eine Rolle. Je nach Situation ist es möglich, mit einem Balkonkraftwerk um die zehn bis 20 Prozent des Haushaltsstroms selbst zu produzieren, laut NDR. Auf der Stromabrechnung würde dieser Wert abgezogen werden, da nicht so viel Strom wie sonst benötigt wird, wenn ein Balkonkraftwerk im Einsatz ist.
Mehr dazu: Ab wann sich eine Solaranlage auf dem Balkon lohnt
Wer muss über den Einsatz eines Balkonkraftwerks informiert werden?
Beim Einsatz eines kleinen Kraftwerkes bleibt natürlich die Frage, wen man als Mieter informieren muss:
- Vermieter: Laut der Verbraucherzentrale ist für die Installation eines Balkonkraftwerks keine Genehmigung des Vermieters notwendig, sofern Mieter keine grundlegenden baulichen Änderungen vornehmen. Es ist aber ratsam, den Vermieter zu informieren. Außerdem ist es wichtig, sich über weitere Vorgaben (zum Beispiel in Bezug auf denkmalgeschützte Gebäude oder eine Eigentümergemeinschaft) oder eine sturmfeste Montage zu informieren.
- Netzbetreiber: Sobald das Stecker-Solargerät in Betrieb genommen wurde, muss der Netzbetreiber informiert werden. Wichtig hierbei ist die Wattzahl des Balkonkraftwerks, wobei sich das auf den Wechselrichter und nicht auf die Solarmodule bezieht. Wer bis 600 Watt einspeist, darf die Montage selbst vornehmen – bei einer höheren Einspeisung muss ein Elektriker engagiert werden.
- Marktstammdatenregister: Unter Umständen muss das Balkonkraftwerk ins Register der Bundesnetzagentur eingetragen werden. Es ist allerdings im Gespräch, ob dies künftig erst für Geräte ab 800 Watt gilt. Hier müssen sich Käufer individuell über die jeweils aktuellen Vorgaben – auch in Bezug auf das eigene Bundesland – informieren, da sich diese jederzeit ändern können.
7 empfehlenswerte Balkonkraftwerke im Überblick
Wer an dieser Stelle überzeugt ist, dass ein Balkonkraftwerk eine gute Anschaffung ist, der findet hier die passenden Modelle. Wir stellen die besten Mini-Photovoltaikanlagen für den Balkon vor und geben außerdem einen Einblick in vergleichbare Daten.
Pianeta-Balkonkraftwerk 850W
Das Balkonkraftwerk von Pianeta bietet maximale Leistung bei günstiger Anschaffung. Allerdings: Wer die maximale Stromerzeugung nutzen will, darf dieses Gerät nicht selbst anschließen. Um das zu ermöglichen, ist das Pianeta-Balkonkraftwerk drosselbar auf die erlaubten 600 Watt. Man bekommt vom Hersteller hier ein Komplettpaket mit allem nötigen Zubehör. Das Kraftwerk ist WLAN-fähig und die App ermöglicht Tracking des erzeugten Stroms sowie Steuerung des Geräts. Größtes Manko: Halterungen für die Solarmodule sind im Lieferumfang nicht enthalten und müssen zusätzlich angeschafft werden.
Pianeta Balkonkraftwerk 850W | |
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Solarmodule | 2x 435 Watt |
Wechselrichter | 800 Watt |
Lieferumfang | 2 Solarmodule je 425 Watt, Wechselrichter (IP67) mit 12 Jahren Garantie, Anschlusskabel |
Stromerzeugung laut Hersteller | Pro Jahr bis zu 850 Kilowattstunden (Berechnung bei 30 Grad Südausrichtung) |
Maße | 172 x 114 x 10 cm |
Gewicht | 45 kg |
Wirkungsgrad | Bis 96,7 Prozent (laut Hersteller) |
Vorteile:
- drosselbar von 800 Watt auf 600 Watt
- WLAN-fähig
- mit MPP-Tracker
- zwei Solarmodule enthalten
Nachteile:
- muss üblicherweise von einem Elektriker installiert werden (bei Inbetriebnahme beider Module)
- eher kurzes Anschlusskabel
Anker Solix RS40P-Balkonkraftwerk
Das Balkonkraftwerk von Anker besteht aus zwei Solarmodulen mit jeweils 440 Watt und einem Mikro-Wechselrichter mit 600 Watt. Gleichzeitig lässt sich das Balkonkraftwerk mit der Anker-Smartphone-App verbinden, um die Effizienz auch unterwegs im Blick zu behalten. Es wird eine hohe Effizienz von 22,7 Prozent erreicht, sodass im Jahr je nach Standort und Wetterbedingungen bis zu knapp 900 Kilowattstunden produziert werden können.
Anker Solix RS40P-Balkonkraftwerk | |
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Solarmodule | 2x 440 Watt |
Wechselrichter | 600 Watt |
Lieferumfang | 2 Solarmodule je 440 Watt, Micro-Wechselrichter, Schuko-Ladekabel, Solarpanel-Verlängerungskabel, Halterungen, Werkzeugset |
Stromerzeugung laut Hersteller | Pro Jahr bis zu 892 Kilowattstunden (auch bei schlechten Wetterbedingungen) |
Maße | 1706 x 1134 x 35 mm |
Gewicht | 2x 22 kg |
Wirkungsgrad | 22,7 Prozent |
Vorteile:
- optisch ansprechend
- Smartphone-App
- zwei Module enthalten
- großer Lieferumfang inklusive Werkzeugset
- anpassbarer Winkel
- hohe Effizienz (auch bei schlechten Wetterbedingungen)
Nachteile:
- recht teuer
Priflat Duo-Balkonkraftwerk
Die Besonderheit am Balkonkraftwerk von Priflat ist vor allem, dass der Wechselrichter Upgrade-fähig ist. Das bedeutet, dass er nicht wie die meisten Konkurrenzprodukte auf 600 Watt geregelt ist, sondern sich auf 800 Watt hochregeln lässt. Wer also bewusst mehr Energie einspeisen und hierfür eine Elektriker-Montage in Kauf nimmt, findet mit diesem Duo-Paket mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis die Antwort. Im Lieferumfang ist zudem auch alles für die Montage enthalten.
Priflat Duo-Balkonkraftwerk | |
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Solarmodule | 2x 405 Watt |
Wechselrichter | 600 Watt (auf 800 Watt Upgrade-fähig) |
Lieferumfang | 2 Solarmodule je 405 Watt, Wechselrichter, Halterung, Aluminiumaufständerung, Klemmscharniere, Verlängerungskabel |
Stromerzeugung laut Hersteller | Bis zu 750 Kilowattstunden pro Jahr |
Maße | 1754 x 1096 x 30 mm |
Gewicht | 2x 21 kg |
Wirkungsgrad | 21,1 Prozent |
Vorteile:
- sehr viel Zubehör zur Montage
- Wechselrichter lässt sich auf 800 Watt upgraden
- mit App
- Firmware-Updates per WLAN
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Nachteile:
- keine nennenswerten Mängel
Solakon-Balkonkrafwerk
Wer ein günstiges Einstiegsmodell sucht, findet bei Solakon das passende Balkonkraftwerk. Geliefert werden zwei Module mit jeweils 415 Watt und einen Wechselrichter mit 600 Watt. Auch das nötige Zubehör sowie verschiedene Kabel sind im Lieferumfang enthalten. Das Modul kann beidseitig genutzt werden und lässt sich bequem aufstellen.
Solakon-Balkonkrafwerk | |
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Solarmodule | 2x 420 Watt |
Wechselrichter | 600 Watt |
Lieferumfang | 2 Solarmodule je 420 Watt, Wechselrichter, Halterung, Verlängerungs- und Steckdosenkabel, Endkappe für den Wechselrichter |
Stromerzeugung laut Hersteller | Keine Angabe |
Maße | Ca. 1770 x 1070 mm |
Gewicht | 2x 20 kg |
Wirkungsgrad | Keine Angabe |
Vorteile:
- langes Kabel
- viel Zubehör
- mit App
- ohne Halterung möglich
- sehr günstig
- alternativ auch mit zehn Meter Kabel verfügbar
Nachteile:
- keine Angabe des Wirkungsgrades
- keine Angabe der genauen Stromerzeugung
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Fazit
Ein Balkonkraftwerk ist die ideale Möglichkeit, um nachhaltiger zu leben und Strom durch die Kraft der Sonne zu generieren. Das gelingt nicht nur als Hausbesitzer, sondern dank Balkonkraftwerken auch auf dem heimischen Balkon. Zu beachten ist beim Kauf vor allem, ob der Wechselrichter 600 Watt oder mehr unterstützt, da die eigene Montage zum aktuellen Zeitpunkt nur bis 600 Watt erlaubt ist. Außerdem wichtig kann die Kabellänge sein, da das Kabel vom Wechselrichter zur Steckdose reichen muss. In Sachen Maße und Gewicht unterscheiden sich die Module nur geringfügig, jedoch gibt es zu verschiedenen Preisen jeweils ein oder zwei Module, je nach eigenem Platzangebot.