16. August 2021, 12:29 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer glaubt, dass Obstbäume nur in großen Gärten gedeihen und man auf Äpfel, Birnen oder Kirschen aus eigenem Anbau verzichten muss, wenn man keinen hat, der liegt glücklicherweise daneben. Diese und viele weitere Obstsorten lassen sich als Säulenobst auch auf der Terrasse oder dem Balkon anbauen.
Säulenobst ist ideal für Hobbygärtner, denen entweder nur ein kleiner Garten oder vielleicht auch nur ein Balkon oder eine Terrasse zur Verfügung steht. Im Kübel lassen sich nämlich ebenfalls verschiedene Obstsorten kultivieren. Was Hobbygärtner beim Anbau von Säulenobst beachten sollten im Überblick.
Übersicht
Was ist Säulenobst?
Als Obstbäume im Mini-Format lässt sich Säulenobst wohl am einfachsten beschreiben. Bei diesen besonderen Obstbäumchen handelt es sich um äußerst schwachwüchsige Sorten, die vergleichsweise gering in die Höhe wachsen. Dabei unterscheidet man zwischen genetisch bedingtem und kultiviertem Säulenobst. Ersteres hat von sich aus ein geringeres Wachstum. Beim kultivierten Säulenobst sorgen dagegen Formschnitte und Veredelung für den geringeren Wuchs.
Anders als ihre großen Verwandten haben die kleinen Obstbäume keine ausladende Krone, sondern einen gestauchten Wuchs und damit ein geringeres Höhenwachstum. Die Fruchtspieße befinden sich beim Säulenobst daher nicht in den vielen Seitenästen, sondern direkt am Stamm.
Die gängigsten Obstsorten, die auch als Säulenobst angebaut werden, sind:
- Äpfel (sind am besten geeignet, da das geringe Wachstum bereits genetisch verankert ist)
- Birnen
- Pfirsiche
- Zwetschgen
- Aprikosen
- Kirschen
- Pflaumen
- Beerenobst wie Johannisbeere
- exotischeres Obst wie die Kiwi
Hinweis: Mitunter werden herkömmliche Obstbäume bei unseriösen Anbietern zu horrenden Preisen als Säulenobst verkauft. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, empfiehlt es sich, die Pflanzen beim lokalen Fachhändler zu erwerben.
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Wie man Säulenobst richtig pflanzt
Säulenobst lässt sich am besten im Frühjahr von März bis April pflanzen. Besonders geeignet ist ein sonniger Standort. Beim Anbauen von Säulenobst – und vor dem Kaufen und Pflanzen – sollten folgende Aspekte beachtet werden:
- Handelt es sich bei der gewünschten Sorte um eine selbstbefruchtende? Falls nicht, sollten zwei Bäume gekauft werden, die sich gegenseitig befruchten können.
- Ist die Sorte winterhart? Falls nicht: Ist ein geeignetes Winterquartier vorhanden beziehungsweise gibt es Frostschutzmöglichkeiten?
- Falls das Säulenobst in den Garten gepflanzt werden soll: Ist die Sorte hierfür geeignet? Nicht alle sind kompatibel für die Auspflanzung ins Freiland.
Im Garten
- Ein ca. 60 bis 80 cm tiefes Pflanzloch ausgraben.
- Ein Gemisch bestehend aus der ausgehobenen Erde und Kompost vorbereiten.
- Baum und Wurzelballen ins Pflanzloch setzen, mit der gemischten Erde einbuddeln, anschließend die Erde gut antreten.
- Einen Gießrand anhäufeln und angießen.
Übrigens: Durch seine kompakte Größe ist Säulenobst auch beliebt als Heckenbepflanzung, die Sichtschutz bietet und zugleich zum Naschen einlädt.
Im Kübel
Aufgrund ihrer kompakten Größe lassen sich diese Obstbäume sehr gut im Kübel kultivieren. Wichtig hierbei: Das Pflanzgefäß sollte ausreichend groß sein. Empfehlenswert ist ein Fassungsvermögen von mindestens 30 Litern.
- Als Pflanzerde für den Kübel ein Gemisch aus Kompost, Sand und Gartenerde herstellen.
- Baum in den Kübel pflanzen, gut festdrücken, angießen.
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Säulenobst optimal pflegen
Diejenigen, die Säulenobst anbauen, können vergleichsweise frühzeitig ernten. Bereits im zweiten Jahr nach der Pflanzung können die kleinen Bäume Früchte tragen. Für eine erfolgreiche Ernte sollte der Obstbaum, wenn er im Kübel steht, alle fünf bis sieben Jahre umgetopft werden. Zudem sollte die Erde bei Bedarf regelmäßig aufgefüllt werden. Es empfiehlt sich, den Baum zwei- bis dreimal in der Woche mit kalkarmem Wasser zu wässern. Im Frühjahr ist die Düngung mit einem Langzeitdünger angebracht. Die kleinen Bäumchen sollten unbedingt vor allem während ihrer Blütezeit vor Witterungseinflüssen wie Hagel, Frost und starkem Regeln ausreichend geschützt werden. Zudem bedarf es einen regelmäßigen Schnitt.
Zur optimalen Pflege beim Anbau von Säulenobst zählt auch das Ausdünnen des Fruchtansatzes. Mitunter kann bei zu starker Blüte und Fruchtansatz Alternanz (schwankender Fruchtbetrag bei Obstbäumen) auftreten. Um zu kleine Früchte und eine Überbelastung des Baumes zu verhindern, sollten daher überzählige Fruchtansätze Anfang Juni ausgebrochen und reduziert werden. So vermeidet man im folgenden Jahr eine ausbleibende Ernte.
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Für eine erfolgreiche Ernte richtig beschneiden
Damit Säulenobst seine kleine, kompakte Wuchsform beibehält und erfolgreich Früchte trägt, ist das Beschneiden unerlässlich. Je nach Obstsorte müssen die Bäume allerdings unterschiedlich stark zurückgeschnitten werden. Apfelsorten erfordern vergleichsweise geringe Schnittmaßnahmen. Auch Birnenbäume weisen von Natur aus eine eher schmale Wuchsform auf. Währenddessen bedarf es bei Kirsch- und Pflaumenbäumen einem stärkeren Rückschnitt.
Als Faustregel gilt: 20 bis 40 cm der Seitenäste können beim Sommerschnitt gekürzt werden. Dabei sollten diese direkt am Mitteltrieb geschnitten werden, um das Seitenwachstum zu verhindern. Aus diesem Grund sollte Säulenobst auch erst nach fünf bis sieben Jahren in der Höhe beschnitten werden.
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Kann man Säulenobst auch selbst ziehen?
Säulenobst kann man nur bedingt selbst ziehen, erklärt Hubert Siegler, Obstexperte der Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau auf Nachfrage von myHOMEBOOK. „Bei Baumobst ist dies zwar durch Kauf von Unterlagen, die man selbst veredelt, möglich. Eigenanzucht wird aber nur von Gartenexperten, die dies können, praktiziert.“
Säulenbeerenobst könne man dem Experten nach hingegen jedoch auch selbst durch Stecken von Steckholz (=verholzter Neutrieb) der gewünschten Johannis- oder Stachelbeersorte im Spätherbst anziehen. „Ab Austrieb im Frühjahr wird dieser dann eintriebig erzogen. Ansonsten kaufen Sie ein- oder zweitriebige Jungpflanzen, die dann mit einem Trieb (den zweiten wegschneiden) weiterkultiviert werden“, so Siegler.