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Eigenen Strom erzeugen

Lohnt sich eine Solaranlage auf meinem Balkon?

Auch Mieter können die Mini-Solaranlagen auf dem Balkon anbringen
Auch Mieter können die Mini-Solaranlagen auf dem Balkon anbringen Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Udo Herrmann

17. August 2023, 17:48 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Mit einer Solaranlage auf dem Balkon kann man den eigenen Haushalt mit Strom versorgen – zumindest teilweise. Dabei können nicht nur Hausbesitzer diese nachhaltige Stromgewinnung nutzen. Auch Mieter können kleinere Anlagen an ihrem Balkon anbringen.

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Mit einer Solaranlage für den Balkon können auch Mieter nachhaltigen Strom produzieren. Die Installation ist nicht kompliziert. Mit einem Plug-in kann man sie mit dem Stromnetz verbinden. Wichtig ist, dass Mieter vorher prüfen, ob sich der Balkon für die Installation eines Balkonkraftwerks eignet. Nun hat die Bundesregierung den Abbau bürokratischer Hürden angekündigt. Wenn der Bundestag noch zustimmt, könnte die Änderung im Jahr 2024 kommen.

Wie funktionieren Balkon-Solaranlagen?

Die Solaranlagen für den Balkon bestehen typischerweise aus zwei Modulen und einem Wechselrichter und haben eine Leistung von bis zu 600 Watt. Die Geräte können einfach aufgebaut werden und speisen ihre Energie in der Regel nur in das Hausnetz ein. Sie benötigen wenig Platz und werden etwa an der Balkonbrüstung befestigt. Oder sie hängen an der Gartenhütte, dem Carport oder den Haus- und Garagenwänden.

Die Mini-Anlagen funktionieren zwar genauso wie die großen Anlagen auf dem Dach, sind aber im technischen Sinn eher ein stromerzeugendes Haushaltsgerät. Die auch als Mini-Solaranlagen oder Plug-and-Play-Anlagen angebotenen Lösungen lassen sich einfach wieder abbauen, sodass sie etwa bei einem Umzug mitgenommen werden können. Daher sind sie auch für Mieter attraktiv.

Auch interessant: Darauf sollte man bei Angeboten für Solaranlagen achten

Wie muss man die Anlagen anmelden?

Bisher mussten Privathaushalte die Solaranlagen selbst beim Energieversorger anmelden. Das wird sich ändern: Der Gesetzesentwurf des Bundeskabinetts sieht vor, dass in 2024 Bürokratie abgebaut werden soll. So soll die Anlage künftig nicht mehr beim Netzbetreiber angemeldet werden, und die Eintragung im Marktstammdatenregister soll sich auf wenige Daten beschränken. Aktuell hat man noch etwas mehr Aufwand: Neben dem Eintrag im Register für den deutschen Strom- und Gasmarkt muss man seinen Netzbetreiber kontaktieren.

Diese Formalitäten und die Anforderungen an die Betreiber sind aktuell bundesweit nicht einheitlich geregelt. „Mit der Anmeldung beim Netzbetreiber kann zum Beispiel der Nachweis verlangt werden, dass eine spezielle Einspeisesteckdose, die sogenannte Wielanddose, genutzt wird“, sagt Jörg Sutter von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). „Außerdem müssen Kunden bei einigen Netzbetreibern zusichern, dass ihre Anlage von einem Elektriker installiert worden ist.“

Wichtiger Hinweis: Nach der Niederspannungsanschlussverordnung darf nur ein Elektriker am öffentlichen elektrischen Versorgungsnetz arbeiten. „Allerdings wird Sie niemand zur Rechenschaft ziehen, wenn Sie es doch selbst erledigen“, erklärt Melanie Unseld vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) auf Anfrage von myHOMEBOOK. Doch Vorsicht: Die Hausrat- und Gebäudeversicherungen zahlen nicht, wenn es dann zu einem Hausbrand oder gar Personenschaden kommt.

Wann reicht auch eine normale Schukosteckdose?

Für einen normgerechten Anschluss empfiehlt der VDE aktuell die spezielle Einspeisesteckdose, etwa die Wielanddose. Aber es gibt Bestrebungen, diese Empfehlungen zu lockern, so überarbeitet die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) derzeit eine entsprechende Norm. Der Schuko-Stecker und sein Gegenstück, die Schuko-Steckdose, sind die in Deutschland übliche Verbindung – mit ihnen wird fast alles in unserem Haushalt ans Netz gebracht.

„Im Prinzip können steckbare Solaranlagen einfach an eine Schuko-Steckdose angeschlossen werden, wenn die technischen Sicherheitsnormen nach der kommenden Produktnorm erfüllt werden“, sagt Alexander Nollau, Abteilungsleiter im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). „In einer zeitgemäßen Hausanlage sollte das ohne Probleme möglich sein. Bei alten Anlagen wäre ich vorsichtig und würde einen Elektriker mit der Installation der Balkonanlage beauftragen.“

Brauche ich einen neuen Stromzähler?

Die Gesetzesänderung sieht vor, dass künftige Balkonanlagen übergangsweise hinter jedem vorhandenen Zählertyp betrieben werden dürfen. Das schließt auch die Zähler ohne Rücklaufsperre ein. Diese Geräte laufen rückwärts, wenn mehr Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist als verbraucht wird – was bislang verboten ist und einen Zählertausch nötig macht.

Allerdings sollen die rückwärtsdrehenden Zähler, aber auch normale Einrichtungszähler mit Rücklaufsperre nur geduldet werden, bis die Messstellenbetreiber moderne Zweirichtungszähler einbauen. Es kann sinnvoll sein, sich dazu bei der zuständigen Stelle vor Ort zu informieren.

Volleinspeisung oder Vergütung?

Seit dem 1. Januar 2023 gelten laut der Verbraucherzentrale neue Vergütungssätze für Solaranlagen – auch für jene auf dem Balkon. Haushalte, die durch die Anlagen Strom für die Eigenversorgung erzeugen, erhalten höhere Vergütungssätze. Konkret bedeutet das, dass Betreiber einer Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 10 Kilowatt-Peak (kWp) rund 8,2 Cent pro kWh bekommen.

Bei einer Volleinspeisung des Stroms gilt hingegen, dass es für Anlagen bis 10 kWp rund 13 Cent pro kWh gibt. Ob man den gewonnenen Strom voll- oder teileinspeisen möchte, kann man jährlich neu bestimmen. Bei der Entscheidung kann der Renditerechner der Stiftung Warentest helfen. Seit Beginn des Jahres dürfen Erzeugen nicht mehr nur 70 Prozent des gewonnenen Stroms in das Netz einspeisen, sondern auch mehr. Das gilt aber nur für Anlagen mit einer Leistung bis 7 kWp.

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Zwar ist es wie bei großen Solaranlagen möglich, Strom ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen, wenn laut VDE ein Zweirichtungszähler vorhanden und die steckerfertige PV-Anlage bei der Bundesnetzagentur sowie dem örtlichen Netzbetreiber angemeldet ist. Allerdings ist die Menge des eingespeisten Stroms voraussichtlich sehr gering. Solche Anlagen eignen sich also eher zum Eigenverbrauch.

„Allerdings sollte eine Elektrofachkraft als Erstes prüfen, ob die Leitung für eine Stromeinspeisung ausgelegt ist, wenn die Mini-PV-Anlage an einen bestehenden Stromkreislauf angeschlossen werden soll“, rät Melanie Unseld vom VDE auf Anfrage von myHOMEBOOK. Unter Umständen muss man diese vorab austauschen, damit sie nicht überlastet wird.

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Die Kosten für die Geräte mit Standard-Modul liegen laut Verbraucherzentrale bei 350 bis 600 Euro. Mit Jahresbeginn ist die Umsatzsteuer auf diese Produkte entfallen. Außerdem bieten viele Kommunen, Landkreise, einzelne Bundesländer und Regionalverbände Zuschüsse an. Laut dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sollten Interessenten diese Informationen der jeweiligen Internetseite ihrer Gemeinde, ihrer Stadt oder ihres Landkreises entnehmen können. Zuständig sind unter anderem die jeweiligen Umweltämter oder Stabsstellen für Klimaschutz.

Hinweis: Um den eigenen Solarstrom auch bei schlechtem Wetter zu nutzen, ist ein Speicherakku nötig. Die Solarspeicher sind mit mehreren Tausend Euro leider immer noch sehr kostspielig, anders sieht es bei den Balkon-Solarmodulen aus.

Mehr dazu: Balkonkraftwerke – die besten Mini-Solaranlagen im Vergleich

Wie viel Strom erzeugt die Solaranlage auf dem Balkon?

Ein Standard-Modul mit 400 Watt Leistung kann laut Verbraucherzentrale an einem schattenfreien Platz am Südbalkon etwa 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Das ist nicht viel: Ein Zwei-Personen-Haushalt kann damit zum Beispiel einen Kühlschrank oder die Waschmaschine ein Jahr lang betreiben. Oder 85 Euro jährlich sparen – wenn man dafür nicht Energie bei einem Strompreis von 35 Cent aus dem öffentlichen Netz beziehen muss. An schattigeren Standorten sinkt die Stromproduktion. Daher wird in der Regel geraten, Solaranlagen nach Süden, Südosten oder Südwesten auszurichten.

VDE-Verbandssprecherin Unseld hat für myHOMEBOOK eine Beispielrechnung durchgeführt: „Mini-PV-Module haben unter Testbedingungen eine Leistung von 150 bis 300 Watt. Durchschnittlich ist pro Jahr ein Ertrag von 70 bis 85 Kilowattstunden pro 100 Watt Nennleistung zu erwarten. Eine 500-Watt-Anlage erzeugt demnach beispielsweise rund 350 bis 425 Kilowattstunden pro Jahr. Ein Vier-Personen-Haushalt benötigt rund 3.000 Kilowattstunden Energie pro Jahr. Fazit: Ein Vier-Personen-Haushalt könnte über zehn Prozent weniger Strom vom Netzbetreiber beziehen.“

Ab wann hat sich die Balkon-Solaranlage gelohnt?

Ab wann sich eine Mini-Solaranlage bezahlt gemacht hat, hängt stark davon ab, wie viel Strom sie erzeugt. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • In welche Himmelsrichtung ist die Mini-Solaranlage ausgerichtet?
  • Ist der Einstrahlungswinkel der Sonne optimal?
  • Fällt Schatten auf die Solarmodule?

„In einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren amortisiert sich bereits der energetische Aufwand, der für die Herstellung benötigt wurde“, weiß Unseld. Die Anschaffungskosten für ein Mini-Solarmodul sind nach acht bis 15 Jahren mit den ersparten Stromkosten beglichen, so die Expertin.

Laut Jörg Sutter, dem Vizepräsidenten der DGS, geht es den meisten Nutzern gar nicht so sehr um den Zeitpunkt, ab dem es sich rechnet: „Viel relevanter ist aber, dass mit Steckersolar eine Möglichkeit besteht, auch mit kleinem Geld bei der Energiewende selbst mitzumachen und selbst Strom umweltfreundlich zu erzeugen.“

Woher kann man Solarmodule für den Balkon beziehen?

Die Module kann man recht unkompliziert im Baumarkt kaufen oder im Internet bestellen. Vor dem Kauf sollte sich der Verbraucher genau informieren. Energieexpertin Unseld warnt: „Am Markt sind ganz viele unterschiedliche Systeme verfügbar, leider immer auch noch einige, bei denen der Kunde selbst basteln muss und nur ein Kabel aus dem Wechselrichter kommt.“ Die überwiegende Mehrheit der Hersteller bietet aber sogenannte Energiesteckvorrichtungen an. Diese beinhalten einen Stecker plus Steckdose, die den direkten Kontakt mit Spannungen vermeiden. „Der Kunde bekommt also keinen Stromschlag und kann keinen aktiven Leiter berühren.“

Die Installation der Solarmodule auf dem Balkon können handwerklich begabte Menschen selbst übernehmen. In den fertigen Sets ist meistens ein Modul, die Verkabelung, ein Wechselrichter und eine Unterkonstruktion enthalten. „Wer sich eine eigene Installation nicht zutraut, kann einen Elektriker oder Solarbetrieb anfragen und auch eine solch kleine Anlage fix und fertig inklusive Montage und Anschluss kaufen“, erklärt Jörg Sutter auf myHOMEBOOK-Anfrage. „Beachten muss man, dass der Aufstellort möglichst sonnig ist und der Untergrund stabil genug ist, um das Modul auch bei Sturm sicher zu befestigen“, rät der Diplom-Physiker. Bei Mietwohnungen oder einer Eigentumsgesellschaft müssen die Vermieter oder die Miteigentümer angesprochen werden. Je nach Vertrag muss deren Zustimmung eingeholt werden.

Noch ein Tipp: Die DGS bietet auf ihrer Webseite eine große Produktübersicht über Steckdosen-Solarmodule, die sich auch nach Leistung oder Preis filtern lässt. Die günstigsten Modelle gibt es bereit ab rund 350 Euro.

Dazu passend: Lohnt sich eine Solaranlage eigentlich auch im Winter?

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Was sollten Mieter beachten?

Vor der Installation auf einem Balkon muss laut Mieterverein zu Hamburg der Vermieter um Erlaubnis gefragt werden. Die entsprechende Genehmigung sollte schriftlich erfolgen. Laut Verbraucherzentrale muss auch die Eigentumsgemeinschaft zustimmen.

mit Material der dpa

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