16. Februar 2020, 9:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Einen Baum gepflanzt haben – das sollte jeder. Doch beim Fällen ist durchaus Vorsicht angebracht. Was zu beachten ist und wann man besser Experten beauftragt.
Bäume können ganz schön hoch werden – eine ausgewachsene Fichte bringt es selbst im Hausgarten schon mal auf 30 Meter Höhe und ist damit absolut ein Fall für Baumpfleger. Weiteres Kriterium neben der Baumhöhe ist die Fähigkeit, gekonnt mit einer Motorsäge umzugehen. Mit einem Motorsägen-Schein und einer vollständigen Schutzausrüstung mit Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhen, Helm mit Visier und Gehörschutz und Handschuhen ist man deutlich besser vorbereitet auf die kommenden Aufgaben, die auch risikobehaftet sein können.
Fällen des Baums richtig planen
Nicht in jeder Kommune oder jedem Landkreis darf man einfach einen Baum fällen, denn oftmals stehen sie unter Schutz. Es ist sicherlich der erste logische Schritt, sich über die üblichen Gepflogenheiten vor Ort zu informieren. Auch ist eine Begehung des Gartens und Prüfung der Gesamtsituation wichtig. Diese Fragen sollte man sich vorab stellen:
- Wo genau steht der Baum, ist der Nachbarzaun in der Nähe?
- Könnte durch die Fällaktion – im schlimmsten Fall, wenn der Bau in die falsche Richtung kippt – ein Gebäude, eine Gartenhütte oder ein Schwimmbad beschädigt werden?
- Gibt es genug Platz rund um den Baum, um Stamm oder Stammteile darauf fallen zu lassen?
Empfehlenswert ist dafür weniger das geliebte Blumen- oder Gemüsebeet, sondern beispielsweise eine Rasenfläche, die beim Fällen und Zerkleinern der Äste und des Stammes keinen Schaden erleidet.
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Baum selbst fällen – oder Profi beauftragen?
Wer bei diesen Überlegungen kalte Füße bekommt, sollte diese Aufgabe – zurecht – einem Profi überlassen. Geht es dagegen nur um ein kleineres Baumexpemplar, eventuell einen mittelgroßen Flieder oder einen Hollunderbaum, die oftmals eher kleinere Stammumfänge aufweisen, dann ist das Projekt schon eher zu stemmen. Entscheidend ist nun, die Fällrichtung festzulegen und dann kann es mit der Arbeit los gehen.
Äste entfernen
Zunächst ist es wichtig, den Bereich um den Baum und eventuell den Fallbereich frei zu schneiden. Dann an dem Baum Zweige und Äste sicher bis in Schulterhöhe entfernen. Das geschnittene Biomaterial schon in Biotonne oder Komposter verräumen, damit es keine Stolperfalle wird.
Eine ausfahrbare Astschere mit Seilzug hilft, auch Zweige oder Äste am Stamm oder in der Krone zu entfernen. Je mehr man vor der Fällung entfernt, um so besser, denn auch Äste und Blätter sind schwer und erhöhen die Unfallgefahr. Auch diese sollte man dann sofort zerkleinern und entfernen, damit man für die wesentlichen Arbeiten genug Platz und auch Rückzugsraum hat.
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Einer schneidet, einer zieht
Spätestens jetzt ist es sinnvoll, eine zweite Person zur Unterstützung bei der Baumfällung zu haben. Die erste Person schneidet – am besten mit der Motorsäge – in Fallrichtung eine sogenannte Fallkerbe, die in etwa ein Drittel des Stammes tief sein sollte. Dabei darf sie nicht über die Mitte des Stammes gehen, denn sonst kann es zu gefährlichen und unkontrollierten Bewegungen des Stammes kommen.
Fallkerbe einsägen – so geht’s
Das Schneiden der Fallkerbe erfordert ein gutes Augenmaß, weil beide Schnitte (Sohlen- und Dachschnitt) möglichst genau aufeinandertreffen müssen. Nur so fällt der Baum in die gewünschte Richtung. Zunächst wird der Sohlenschnitt vorgenommen. Er sollte möglichst waagerecht sein. Den Dachschnitt setzt man in einem Winkel von etwa 50 Grad zum Sohlenschnitt an und trifft idealerweise am Ende genau darauf. Danach steht der Fallschnitt an: Diesen setzt man auf der anderen Stammseite oberhalb des Keils an. Danach schneidet man schräg nach unten, zunächst maximal bis zur Stammmitte.
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Hand in Hand arbeiten
Die zweite Person steht in Fallrichtung und hat zuvor alle möglichen Hindernisse aus dem Weg geräumt und einen sicheren Fluchtweg identifiziert. Sie hält ein Seil in Händen, dessen anderes Ende um den Stamm oder das Stammteil geschlungen und gebunden wurde. Ist der Fallschnitt gesetzt und hat sich die erste Person zurückgezogen, zieht diese aus sicherer Entfernung den Stamm zu sich heran und auf den vorgesehen Platz. Vergewissern Sie sich zuvor, dass für beide Personen der Fluchtweg nicht versperrt ist.
Wenn die eigentliche Fällaktion beendet ist, steht dennoch Arbeit an. Denn auch das Zerlegen des Stammes und der Äste gehört dazu. Aufpassen muss man dann auch, wenn der Stamm auf dem Boden liegt. Denn er kann Spannung haben, sodass das Sägen gefährlich werden könnte. Deswegen sägt man zunächst kleine Einschnitte in die Druckseite (die Seite, in die sich das Holz staucht), um den Druck langsam zu reduzieren. Danach ist die Zugseite an der Reihe. Jetzt können in der Biotonne, im Kompost oder beim städtischen Grünschnitt die geschnittenen oder geschredderten Äste entsorgt werden.
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Wohin mit dem Holz?
Das Holz kann in Stücke gesägt, getrocknet und in einem kommenden Winter zum Heizen genutzt werden. Hat man einen professionellen Baumpfleger beauftragt, sorgt dieser für das Zerkleinern und lässt den Garten ordentlich zurück. Das kann, muss es aber nicht, die bessere Variante sein.