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„Slow Flower“-Bewegung

Warum Sie beim Blumenkauf auf das Bio-Siegel achten sollten

Warum man Bio-Blumen ohne Pestizide kaufen sollte
Schnittblumen aus Bio-Anbau halten länger Foto: Getty Images
Christian Glass
Christian Glass Redakteur

30. September 2019, 15:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Cool fürs Klima, schön für jede Vase! Bio-Blumen sind im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig, denn sie bleiben lange frisch. Grund: Die Öko-Blumen haben ausreichend Zeit zum Wachsen, kommen aus der Region und brauchen keinen Chemie-Dünger. Der Trend zur Bio-Blume nennt sich „Slow Flower Movement“, stammt aus den USA und treibt seit einiger Zeit auch in Deutschland zarte Blüten. myHOMEBOOK sprach mit einer Floristin und einer Bio-Blumen-Erzeugerin.

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Schnittblumen aus dem Supermarkt oder vom Blumendiscounter gibt’s zum kleinen Preis. Aber Hand aufs Herz: Die Billig-Blumen sehen meist lieblos und irgendwie synthetisch aus. Kein Wunder, kommt die florale Massenware meist von weit her, mit einer Menge Pestizide im Gepäck. Dabei geht es nachhaltig und natürlich mit Bio-Blumen aus der Region, ohne Chemiekeule vom Öko-Bauern um die Ecke. Die kurzen Lieferwege bedeuten auch einen schmaleren CO2-Fußabdruck.

Öko-Blumen sind gesünder im Wuchs

Gedüngt wird auf den Bio-Höfen und Gärtnereien organisch, beispielsweise mit Kompost, Mist oder Jauche. Zudem wird gemulcht: Die Beete werden mit Abschnitt von Gras und Kräutern bedeckt und so vor ungünstiger Witterung geschützt. Gut genährt haben die Öko-Blumen zudem mehr Zeit zu wachsen – daher der Name „Slow Flower“. Folge: Die Pflanzen sind gesünder im Wuchs, haben harte Zellfasern und einen kräftigen Stiel.

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Angebot an Bio-Blumen ist oftmals mau

Der Haken: Deutschlandweit gibt es immer noch zu wenig Gärtnereien, die konsequent auf Blumenanbau ohne Einsatz von Pestizide setzen. Denn wer Blumen biologisch anbauen will, braucht viel Ausdauer und Idealismus.

Wie schwierig die Branche ist, erklärt Cornelia Pelzer aus Hohen Fläming (Brandenburg) im Gespräch mit myHOMEBOOK. Seit vielen Jahren baut sie auf 12.000 Quadratmetern Schnittblumen an, wie sie auch in Bauerngärten wachsen. „Der Blumenanbau und speziell der Bio-Blumenanbau in Deutschland ist zu arbeitsintensiv und von zu vielen äußeren Faktoren bedroht. Wenn man gut ist, schafft man eine schwarze Null. Das erfordert ziemlich viel Idealismus. Mein Idealismus ist leider erschöpft und ich schließe auch die Tore zum Ende des Jahres.“

Wo kann man Bio-Blumen kaufen?

Die rar gesäten Slow-Flower-Anbauer haben sich noch nicht zu einem Verband zusammengeschlossen und sind nicht immer leicht zu finden. Einen guten Überblick über das Bio-Blumen-Angebot bietet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung an. Auch auf Wochenmärkten besteht eine gute Chance, an Bio-Blumen zu kommen.

Woran es liegt, dass kaum Öko-Blumen angeboten werden, erklärt die Berliner Bio-Floristin Lilli Erasin auf myHOMEBOOK-Nachfrage: „Für Bio-Blumen muss man erst mal ein Bewusstsein schaffen. Ganz viele Menschen wissen gar nicht, wie stark Schnittblumen mit Pestiziden belastet sind, kennen die teilweise grauenhaften Produktionsbedingungen gar nicht. Es gibt aber im Moment gar nicht genug Bio-Blumen, um alle Floristen damit zu versorgen.“ 

Zu wenig Anbaufläche für Bio-Blumen

Dass das Angebot so klein ist, liegt auch daran, dass es zu wenig Anbauflächen für Bio-Blumen gibt. Zudem ist das Geschäft mühsam. Und da die Blumen saisonal wachsen, ist das Angebot im Winter mager – der finanzielle Gewinn sowieso. Bei Erasin beispielsweise gibt es Bio-Blumen von Mai bis Mitte Oktober. In den Wintermonaten gibt es dann viele Naturmaterialien wie Zapfen, Tannengrün oder Moos aus Brandenburg, Polen oder Skandinavien.

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Was ist das Problem mit Blumen vom Discounter?

Rosen aus Kenia, Schnittblumen aus Kolumbien – viele Blumen werden per Flugzeug importiert. Mit einer verheerenden CO2-Bilanz. Die allerdings bei Blumen aus dem Treibhaus auch nicht besser ausfällt, wenn nicht sogar noch schlechter. Schlecht sind zudem die Schadstoffe, die in Schnittblumen vom Discounter schlummern.

Rosenanbau in einem Glashaus
Aus Kenia kommen viele Rosen

Denn: Für Lebensmittel gelten in Deutschland Pestizid-Grenzwerte. Behördlich ist genau festgelegt, wie viel von einem Wirkstoff beispielsweise an einem Stück Obst anhaften darf. Was viele Verbraucher nicht wissen: Bei Schnittblumen gelten diese Grenzwerte nicht. Zudem setzen viele Blumenzüchter in Übersee noch immer Pestizide ein, die in der EU längst verboten sind.

Die gesundheitlichen Risiken, die der Einsatz solcher Pflanzenschutzmittel mit sich bringt, ist das eine. Die Umweltstandards in den Anbau-Ländern sind meistens lasch: Schlecht entsorgt gelangen die Chemikalien ins Grundwasser und belasten die Umwelt vor Ort massiv. Und das, obwohl der Grundwasser-Spiegel in den meisten Ländern, wo Blumen massenweise gezüchtet werden, unter dem enormen Wasserverbrauch durch die Blumenfarmen leidet. Geraten die Arbeiter auf den Farmen in direkten Kontakt mit den Pestiziden, leiden sie unter Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel.

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Fairtrade-Label verspricht bessere Arbeitsbedingungen

Am besten, man weiß, woher die Blumen stammen und unter welchen Bedingungen diese gewachsen sind. Das ist jedoch nicht immer möglich. Wenn es unbedingt Rosen aus dem Supermarkt sein müssen, dann sollten Sie beim Kauf auf das Fairtrade-Label achten. Das Label garantiert, dass die Blumen unter sozialverträglichen Umständen gezüchtet wurden.

Fairtraide bedeutet aber nicht gleich Bio. Dafür gibt es ein extra Label, auf das auch Lilli Erasin viel Wert legt: MPS (Milieu Programma Sierteelt, z. Dt.: Umweltprogramm Zierpflanzen). Dieses von niederländischen Floristen gegründete Umweltprogramm setzt sich für den Blumenanbau ohne Pestizide ein.

Und natürlich ist es immer gut zu wissen, wann welche Blumen bei uns Saison haben. Im Oktober sind das aus Freiland-Haltung beispielsweise Astern, Kapuziner, Ringelblumen, Studentenblumen und Zinnien.

Tipp der Floristin: Jetzt noch Stauden pflanzen!

Bio-Blumen-Expertin Erasin steht auf Stauden: „Das sind mehrjährige, winterharte Pflanzen, Fetthenne (Sedum) zum Beispiel. Großartige unkomplizierte Pflanze, die eine tolle Bienenweide ist und wunderbar spät im Jahr blüht. Für den vollsonnigen Standort.“

Fetthenne mir zart rosa Blüten
Seltsamer Name für eine schöne Pflanze: Fetthenne mit zart-rosa Blüten Foto: Getty Images

Und auch für den Halbschatten hat Erasin einen Tipp: „Herbstastern mit ungefüllten Blüten, ebenfalls eine tolle späte Bienen- und Insektenweide. Kommt auch nächstes Jahr wieder.“ Für alle, die ein bisschen mehr Platz im Garten haben, rät sie, Blauraute oder Bartblume zu pflanzen. „Beides sind Halbsträucher, die sehr spät bis in den Oktober blühen und ebenfalls eine Bienenweide sind. Diese Pflanzen werden einfach im Frühjahr komplett zurückgeschnitten. Sie blühen nur am einjährigen Holz und treiben ganz kräftig wieder aus.“

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Im Herbst Blumenzwiebeln setzen

Wildtulpen
Wildtulpen blühen noch bis in den Oktober Foto: Getty Images

Erasin gibt den Tipp, jetzt unbedingt Blumenzwiebeln zu setzen – und zwar vor allem auch für die frühe Bienenwiese. Ihre Empfehlungen:

  • Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum)
  • Wildtulpen (z.B. Tulipa tarda)
  • Wildkrokus (Botanische Krokusse)
  • Blausternchen (Scilla Siberica)
  • Sternhyazinthe/Schneestolz (Chionodoxa forbesii)
  • Balkan-Windröschen (Anemone blanda)

„Am Allerbesten wären auch hier wieder pestizidfreie Bio-Blumenzwiebeln“, sagt Erasin. „Und dann kann man sich noch wunderbar zur Selbstversorgung Feldsalat, Asiasalat oder Winterpostelein säen.“

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