29. August 2022, 11:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Tomaten- oder Zucchiniblüten kennt fast jeder Gemüsegärtner. Salatblüten oder die Blüten von Radieschen, Kohlrabi oder Mangold sind jedoch weit weniger bekannt. Das liegt vor allem daran, dass diese Gemüse meist vor ihrer Blüte geerntet werden. Manchmal aber ist die Natur schneller als der Gärtner.
Die Blüten von Tomaten, Zucchini, Gurken oder Bohnen sind den meisten Gemüsegärtnern sehr vertraut. Wenn sie nicht wären, gäbe es keinen Tomaten- oder Gurkensalat, keine Bohnensuppe und keine Zucchini-Spaghetti. Wenn aber plötzlich andere Gemüse wie Salate zu blühen beginnen, ist manch ein Gärtner erst einmal verwundert. Dabei ist blühendes Gemüse ganz normal.
Einjährige Gemüse
Viele Gemüse sind einjährig, einige aber auch zwei- oder mehrjährig. Einjährig sind unter anderem Pflück- und Kopfsalate, Spinat oder auch Radieschen. Sie durchlaufen in einer einzigen Saison ihren gesamten Lebenszyklus von der Keimung bis zur Samenbildung und dem anschließenden Absterben der Pflanze.
Normalerweise ernten man Gemüse und Salate, bevor sie blühen. Manchmal aber passiert es, dass sie doch zur Blüte kommen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen kann es daran liegen, dass die Pflanzen zu lange im Beet bleiben und so ihrem normalen Lebenszyklus entsprechend in Blüte gehen, um Samen zu bilden. Das kann gewünscht sein, um Saatgut zu gewinnen. Ebenso kann es sein, dass die Gemüse im Beet einfach vergessen worden sind. Für eine unerwünscht schnelle, also vorzeitige Blütenbildung, hingegen liegen die Gründe meist in den Rahmenbedingungen. Dazu zählen ungünstige Temperaturen, Wasser- oder Nährstoffmangel oder auch ein falscher Aussaatzeitpunkt.
Auch interessant: 5 Gemüsesorten, die auch für Garten-Anfänger geeignet sind
https://oembed/myhomebook/affiliate/c9ab85a0f9f823794aa64347aca0a8949b048b07fabffa4b4db4531527cc41f8/8e6e2b30-0677-421d-83d2-e1e4481878f8/embed
Zweijährige Gemüse
Zwei- oder mehrjährig sind beispielsweise Mangold, Möhren und viele Kohlarten wie Kohlrabi oder Grünkohl. Sie bilden ihre Blüten in der Regel erst nach der Überwinterung, also in ihrem zweiten Jahr. Davon bekommen die meisten Gärtner jedoch nichts mit, weil diese Gemüse meistens einjährig kultiviert werden. Man erntet sie also schon in dem Jahr, in dem man sie aussät.
Auch bei den zweijährigen Gemüsearten kann es passieren, dass die Pflanzen vor ihrer Zeit in Blüte gehen wollen – schon im Jahr der Aussaat. Die Gründe dafür liegen ebenfalls in ungünstigen Rahmenbedingungen.
Wie sehen schießende Gemüse aus?
Wenn Salat und Gemüse blühen, schießen sie in kurzer Zeit in die Höhe und bilden dabei einen meist recht starken und langen Blütentrieb aus. Man spricht hier vom „Schossen“ oder vom „Schießen“.
Kann man Gemüse noch essen, wenn sie blühen?
Wenn Gemüse blühen, werden sie zwar nicht wirklich giftig, aber für die Küche sind sie oft nicht mehr zu gebrauchen. Sie verändern sich sowohl in ihrer Konsistenz als auch in ihrem Geschmack. Sie werden holzig, pelzig, zäh oder bitter. Manche Gemüse lagern gesundheitsschädliche Stoffe ein. Wenn die Gemüse aber gerade erst beginnen, in die Höhe zu wachsen, kann man sie noch problemlos verwenden.
- Salate lassen sich theoretisch auch dann noch verwenden, wenn sie schon in der Blütenbildung sind. Die harten Stängel sollte man aber entfernen. Erst wenn die Blätter bitter oder zäh werden, sind sie nicht mehr genießbar.
- Sobald beim Spinat die ersten Blüten zu sehen sind, schmeckt er bitter. Von da an sollte man ihn nicht mehr verwenden.
- Wenn Radieschen sich zu strecken beginnen, werden sie sehr schnell pelzig und trocken und sind dann für die Küche völlig unbrauchbar.
- Wenn der Mangold in Blüte geht, lagert sich in den Stielen gesundheitsschädliche Oxalsäure ein, die in größeren Mengen unter anderem zu Nierensteinen führen kann. Zudem wird die Pflanze faserig und bitter. Zwar soll blühender Mangold in kleinen Mengen noch essbar sein, trotzdem wird oft empfohlen, darauf zu verzichten.
- Wenn bei den Möhren die Blütenbildung beginnt, werden sie zäh und sind nicht mehr genießbar.
- Kohlrabi hingegen wird holzig, lagert Bitterstoffe ein und ist ebenfalls nicht mehr zum Verzehr geeignet.
Unbedingt vermeiden 8 typische Fehler beim Anbau von Radieschen
Sorten, Saatgut, Zeitpunkt Aussaat im Freiland – Gartenbuch-Autorin verrät nützliche Tipps
Pflanzen-Wissen Kann man Pflücksalat noch essen, wenn er blüht?
Blühende Gemüse haben andere Qualitäten
Auch wenn blühende Salate und andere Gemüse nicht mehr genießbar sind, muss man sie trotzdem nicht sofort komplett entsorgen. Manche Arten wie die Möhren bilden Blüten, die bei Insekten sehr beliebt sind. Mangold und Salate hingegen zeigen sich als imposante Gemüsetürme, die vielen Zierpflanzen in nichts nachstehen.
Außerdem ist es möglich, Saatgut zu gewinnen – zumindest dann, wenn es sich um samenfeste Kulturen handelt. Aber Achtung: Gemüse, das vorzeitig in Blüte gegangen ist, sollte man nicht zur Gewinnung von Saatgut verwenden. Denn wer diese Samen zur Wiederaussaat im nächsten Jahr sammelt, selektiert damit genau die Pflanzen, die durch ihre zu schnelle Blüte wenig Freude bereitet haben.
Auch interessant: Ab September kann man Pastinaken ernten