28. April 2022, 12:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Für Romantiker und bei verspielten Gartenstilen kann man anstatt einer Rasenfläche eine herrlich duftende und bunt erblühende Blumenwiese anlegen. Davon profitieren auch die Insekten im Garten! Im Überblick erklärt myHOMEBOOK drei Möglichkeiten, wie man dabei vorgeht.
Eines jeden Gärtners ganzer Stolz ist eine dichte, sattgrüne Rasenfläche. Der Weg dorthin ist jedoch mit viel Schweiß und Mühe verbunden – insbesondere, wenn immer wieder Löcher im Rasen auftreten. Als Alternative zur klassischen Rasenfläche kann man auch eine Blühwiese anlegen. Diese ist nicht nur etwas für das Auge, sondern bietet vielen Kleintieren und Insekten wie etwa Wildbienen ein Zuhause. myHOMEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt, wie der alte Rasen zu einer bunten Blumenwiese wird.
Übersicht
Blühwiese anlegen – eine Geduldsprobe
Allerdings ist das nicht ganz einfach, wie Thea Carlin, die Chefgärtnerin der Königlichen Gartenakademie in Berlin, auf Nachfrage von myHOMEBOOK erklärt: „Eine Blühwiese anzulegen, ist sozusagen der Ritterschlag, das Nonplusultra, wenn man das als Gärtner kann. Man braucht dafür Zeit und Geduld.“ Nach Einschätzung der Expertin müssen Hobbygärtner mitunter 20 bis 30 Jahre nach dem Anlegen warten, bis die Blühwiese in ihrer vollen Pracht steht.
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Die richtige Vorbereitung für die Blühwiese
Wer die Wartezeit in Kauf nehmen und eine Blühwiese anlegen möchte, muss sich vorab für eine Wiesenart entscheiden. Es gibt englische Magerwiesen, blütenreiche, trockene oder feuchte Blühwiesen. Eine weitere Frage, die sich stellt: Soll die Wiese betretbar sein? Oder soll sie nicht belastet werden und nur der Beobachtung dienen?
Außerdem müssen die Grundlagen geklärt werden: Soll die Wiese auf einem neuen Grundstück entstehen oder gibt es bereits einen Intensivrasen, der verändert werden soll?
Eine Blühwiese auf einem bestehenden Rasen anlegen
Sofern ein bestehender Rasen in eine Blühwiese verwandelt werden soll, ist das laut Carlin schwierig – aber nicht unmöglich. Es gibt folgende drei Möglichkeiten:
1. Methode
Bei der ersten Methode stellt man die Düngung ein und beschneidet den Rasen nur noch wenige Male im Jahr. „Damit baut man langsam die Nährstoffe im Boden ab oder senkt sie“, erläutert Carlin gegenüber myHOMEBOOK. Diese Variante nimmt allerdings viel Zeit in Anspruch.
Danach wartet man entweder auf eine Bestäubung – wobei man in diesem Fall auf die Blumenwiesen in der Umgebung angewiesen wäre. Alternativ muss man große Platten aus dem bestehenden Rasen herausnehmen und ihn mit Blumenwiesenplatten „impfen“. „Dadurch säen sich die Blumen nach und nach aus und verteilen ihr Saatgut im Rasen“, ergänzt Carlin.
2. Methode
Die zweite Methode ist anstrengender als die erste. Eine Möglichkeit: Den bestehenden Rasen komplett entfernen und die Blumen aussäen. Oder alternativ zuerst dem Rasen durch Sand oder Kiesanteile die Nährstoffe, dann etwa zehn Zentimeter des Oberbodens abnehmen und anschließend die Blumen aussäen. „Damit hat man eine gute Grundlage für das neue Saatgut. Das wäre sozusagen eine Neuanlage eines Gartens, die aber mit großem Aufwand verbunden ist“, so Carlin.
3. Methode
Die letzte Alternative: Den Rasen im Herbst oder zeitigen Frühjahr kräftig vertikutieren, sodass nur noch löchrige Grasflecken übrig sind. Danach mit der Einsaat beginnen.
Hinweis: Unabhängig von den drei Methoden braucht man für die Einsaat nicht viel Saatgut. Es reichen bereits fünf bis zehn Gramm pro Quadratmeter. Die Samen einige Millimeter tief in den Boden rechen und diese dann mit einer Walze oder sogenannten Fußbrettern festigen. Soll die Wiese teilweise begehbar sein, unbedingt an kleine Pfade denken. Der beste Zeitpunkt für das Anlegen einer Blühwiese ist übrigens das Frühjahr.
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Wie pflegt man Blühwiesen?
Jetzt eine gute Nachricht, die den Aufwand entschädigt: Blühwiesen sind äußerst pflegeleicht. Hobbygärtner müssen sie nur einmal im Jahr (Ende Juni bis Ende August) mähen. Nach dem Anlegen einer Blühwiese müssen sich Pflanzen erst mal aussäen, bevor die Wiese zum ersten Mal gemäht werden kann. Außerdem muss man Blühwiesen im Gegensatz zu normalen Rasenflächen nicht vertikutieren. „Dann würde man alles herausziehen, was mühevoll gewachsen ist“, weist Carlin hin.
Auch die Bewässerung fällt spärlicher aus. Lediglich bei der Neuansaat braucht die Wiese etwas Wasser, das im Laufe des Jahres aber immer weniger wird. Trockene Blühwiesen benötigen hingegen gar keine Bewässerung, da sie sich selbst regulieren können.
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Blühwiese anlegen – Kosten und Nutzen
In Bezug auf die Kosten gibt es eine weitere gute Nachricht: Sie fallen laut Carlin sehr gering aus. Umso größer ist jedoch der Nutzfaktor in ihren Augen: „Insekten, Schmetterlinge und kleine Gartenbewohner sind zum Teil vom Aussterben bedroht. Die finden in einer Blühwiese wichtige Nektarpflanzen, viele Vögel fressen außerdem die Körner und bringen sie weiter. Die Blühwiese bietet Unterschlupf für Igel. Man legt sich im Prinzip ein kleines, eigenes Naturschutzgebiet an.“
Und nicht zu vergessen ist die schöne Optik, die sich dem Besitzer bietet. Ein kleiner „Warnhinweis“ sollte allerdings noch erfolgen: Es besteht die Gefahr, dass das Anlegen einer Blühwiese nicht gleich auf Anhieb funktioniert.