28. Juni 2019, 15:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Küchenabfälle können Sie in einer Wurmkiste oder auf dem Komposthaufen in wertvollen Dünger umwandeln. Die Vorstellung finden viele aber eher abstoßend. Oder sie haben keinen Platz für Kiste und Kompost. Dann bleibt nur noch der Biomüll, der jedoch im Sommer schnell stinkt und Fliegen anzieht. All das erspart man sich mit einem Bokashi-Eimer. Der verwandelt Küchenabfälle in nährstoffreichen Pflanzendünger, ohne zu miefen. myHOMEBOOK verrät, wie das geht!
Die Bokashi-Methode ähnelt der Herstellung von Sauerkraut oder Kimchi. Dabei wird Küchenabfall zu Dünger fermentiert. Das passiert in einem luftdicht verschließbaren Behälter oder Bokashi-Eimer. Nach rund zwei Wochen können Sie dem Behälter eine Flüssigkeit entnehmen, den sogenannten Sickersaft. Diese Flüssigkeit ist sehr nährstoffreich. Mit Wasser verdünnt ist das ein idealer Flüssigdünger. Was an festem Material im Eimer übrig bleibt, können Sie mit Erde vermischen und ebenfalls als Dünger verwenden.
Wie funktioniert Bokashi?
Das japanische Wort „Bokashi“ bedeutet „schrittweise Umsetzung“. Und genau das passiert im Eimer mit den Küchenabfällen, die zu Dünger werden. Der Prozess wird durch sogenannte „effektive Mikroorganismen“ (EM) angeschoben. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus 13 Bakterien, unter anderem Milchsäure-Bakterien und Hefen, die als Flüssigkeit auf die Abfälle gesprüht werden. Dank der Bakterien müffelt der Abfall während der Umsetzung übrigens nicht. Es riecht eher etwas süß-säuerlich.
Was ist ein Bokashi-Eimer?
Das ist ein luftdicht verschließbarer Plastikbehälter mit einem Siebeinsatz. Durch das Sieb sickert die Flüssigkeit und sammelt sich am Boden. Diese können Sie dann über einen an der Eimer-Wand befindlichen Zapfhahn abfüllen. Solch ein Eimer-Set bekommen Sie im Handel ab ca. 50 Euro. Meist beinhaltet das Set auch eine Flasche mit effektiven Mikroorganismen, die Sie aber auch einzeln online bestellen können. Im Internet finden sich sogar Anleitungen, um EM-Mischung selbst herzustellen.
Tipp: Einen Bokashi-Eimer können Hobby-Handwerker auch selbst bauen. Da der Behälter aber wirklich luftdicht schließen muss, braucht man dafür etwas Geschick.
Was darf in den Eimer?
Die Bakterien, die den Bokashi-Inhalt zersetzen, sind nicht besonders wählerisch. In den Eimer darf so ziemlich jeder kleingeschnittene organische Küchenabfall: Obst und Gemüse und deren Schale sowieso. Außerdem Brot, Käse und andere festere Milchprodukte wie Joghurt. Auch Eier, Kaffeesatz und Tee(-Beutel) sind kein Problem. Und auch Pflanzenreste, Grasschnitt und verwelkte Blumen können Sie im Bokashi-Eimer fermentieren.
Und was sollte nicht in den Bokashi-Eimer?
Knochen zersetzen sich nicht, die dürfen nicht in den Eimer. Zudem sollten Sie kein Fleisch in das Bokashi-Allerlei geben, das könnte später Ratten und andere Tiere in Ihren Garten locken, die Sie da nicht haben wollen. Auch folgende Flüssigkeiten haben im Eimer nichts zu suchen: Milch, Öl, Essig, Saft und Wasser. Schließlich auch nicht Asche, Papier oder Tierkot.
Küchenabfall schön klein schneiden
Anschließend besprühen Sie die Masse mit den effektiven Mikroorganismen (EM) und bedecken das Ganze mit einer Lage Gesteinsmehl oder Bokashi-Streu. Der Trick ist, den Küchenabfall möglichst klein zu schneiden. So entsteht mehr Oberfläche für die fermentierenden Bakterien, der Zersetzungsprozess geht so schneller vonstatten.
Auch interessant: Rosen düngen – diese Regeln sollten Sie beachten
Wie fermentiert der Küchenabfall zu Dünger?
Die effektiven Mikroorganismen, die den organischen Küchenabfall fermentieren, fühlen sich in einer möglichst sauerstoffarmen Umgebung wohl. Daher muss der Eimer luftdicht verschlossen sein. Die mit der EM-Mischung eingesprühten Küchenreste drücken Sie vor dem Verschließen möglichst fest. Wollen Sie die Masse nicht mit den Fingern anfassen, können Sie dies beispielsweise mit dem flachen Boden einer Flasche tun.
Wollen Sie den Eimer nicht täglich mit einer Lage Küchenabfall befüllen, beschweren Sie die Masse möglichst luftdicht. Das geht sehr gut mit einer mit einer Plastiktüte, in die Sie Sand oder Wasser füllen.
Was mache ich mit dem Sickersaft?
Den Bokashi-Saft können Sie als Flüssig-Dünger für Ihre Pflanzen verwenden. Da dieser sehr nährstoffhaltig ist, müssen Sie ihn verdünnen. Ideal ist eine Mischung aus Sickersaft und Gießwasser in einem Verhältnis von 1 zu 200: Auf 10 Milliliter Sickersaft kommen 2 Liter Wasser.
Auch interessant: Professionelle Bodenanalyse für den Garten
Wie vererde ich den Bokashi-Inhalt?
Bekommen Sie keinen Schreck, wenn Sie nach zwei bis drei Wochen den Eimer-Deckel heben. Der gräuliche Bokashi-Inhalt sieht nicht gerade appetitlich aus, weiße Pilzmyzel-Fäden durchziehen das Gemisch. Sie können den Inhalt nun mit Erde vermischen und im Garten als Dünger verteilen. Oder auch als Blumenerde für Ihre Balkon- oder Topfpflanzen verwenden. Die werden sich freuen.
Auch interessant: Mit diesen Tipps ziehen Sie ganz leicht Tomaten auf dem Balkon
Expertin erklärt Mit Fermentation Gemüse länger haltbar machen
Dünger selbst herstellen So funktioniert ein Küchenkomposter
Ein Vergleich Die besten Komposttoiletten für den Garten
Woher stammt Bokashi?
Aus Japan. Teruo Higa, ein Professor für Gartenbau an der Universität von Okinawa, erfand in den 80er Jahren das Kompostieren mit fermentierenden Bakterien. Seitdem fermentieren viele Japaner ihren Biomüll zu Dünger. Bokashi-Anhänger gibt es aber auch weltweit.