
28. Februar 2025, 6:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wild, pflegeleicht, voller Überraschungen und definitiv nichts für Kontrollfreaks: „Chaos Gardening“ ist ein kreativer Ansatz für lebendige Gärten. Wie das Konzept funktioniert, welche Vorteile es hat und wie sich ein solcher Garten anlegen lässt, verraten wir Ihnen hier auf myHOMEBOOK.
Perfekt gepflegte Beete und akkurat geschnittene Hecken – so stellen sich viele den idealen Garten vor. Doch es geht auch anders: „Chaos Gardening“ erlaubt Pflanzen, ihren eigenen Weg zu finden und überrascht mit einer wilden, farbenfrohen Vielfalt.
Übersicht
Was ist „Chaos Gardening“?
„Chaos Gardening“ ist bewusst entspanntes Gärtnern, bei dem die Natur weitgehend sich selbst überlassen wird. Statt akribischer Planung werden Samen zufällig verteilt, und die Pflanzen dürfen selbst entscheiden, wo sie sich ansiedeln. Dennoch geht es nicht darum, den Garten einfach sich selbst zu überlassen, sondern gezielt Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich Pflanzen frei entfalten können.
Welche Vorteile hat das „Chaos Gardening“?
„Chaos Gardening“ ist eine bequeme Alternative zum klassischen Gärtnern, da es weniger Arbeit erfordert – regelmäßiges Jäten oder akribisches Formen von Beeten entfällt. Die Mischung aus einjährigen Blumen, Stauden, Gemüse und Kräutern sorgt für eine große Pflanzenvielfalt, die nicht nur optisch reizvoll ist, sondern auch ökologischen Nutzen bringt.
Insekten, Vögel und andere Tiere finden hier Nahrung und Lebensraum. Zudem zeigt sich die Schönheit des Gartens auf ungeplante Weise: Jede Saison überrascht mit neuen Farben und Strukturen, die sich aus seiner natürlichen Entwicklung ergeben.
Wie legt man einen „Chaos Gardening“-Garten an?
Bevor es ans Aussäen geht, sollte der Standort analysiert werden. Auch wenn „Chaos Gardening“ auf strikte Regeln verzichtet, benötigen Pflanzen Licht, Wasser und geeignete Bodenverhältnisse. Sonnenliebende Arten wie Sonnenblumen oder Kürbis gedeihen nur an hellen Standorten, während schattentolerantere Pflanzen wie Salat mit weniger Licht auskommen. Der Boden sollte nährstoffreich und durchlässig sein. Besonders dichte oder stark lehmhaltige Böden profitieren von einer Auflockerung mit Kompost oder Sand.
Bei der Aussaat gibt es verschiedene Ansätze. Eine Möglichkeit besteht darin, gezielt unterschiedliche Saatmischungen je nach Standortbedingungen zu verteilen – etwa schatten- oder trockenheitsliebende Pflanzen in die passenden Bereiche. Alternativ können alle Samen mit etwas Sand gemischt und großflächig verteilt werden. Gerade bei Gemüse kann es sinnvoll sein, die Sämlinge gelegentlich auszudünnen, um Konkurrenz um Nährstoffe zu vermeiden.
Welche Pflanzen eignen sich besonders?
„Chaos Gardening“ ist vielseitig und kann mit einer breiten Palette an Pflanzen umgesetzt werden. Neben Blumen und Kräutern eignen sich auch viele Gemüsearten. Blühfreudige Stauden wie Sonnenhut, Lupinen und Schafgarbe sorgen für jahrelange Farbenpracht. Auch sich selbst immer wieder aussäende Blumen wie Ringelblumen, Kosmeen, Kornblumen, Mohn, Kornrade, Akelei, Sonnenblumen und Jungfer im Grünen sind eine gute Wahl für den Chaos-Garten.
Ebenso passen essbare Pflanzen wie Kürbis, Bohnen, Erbsen, Karotten, Kartoffeln und Salat wunderbar ins Konzept – genauso wie Kräuter zu denen Oregano, Thymian, Borretsch, Minze und Salbei zählen, die nicht nur pflegeleicht sind, sondern durch ihre ätherischen Öle auch Schädlinge abwehren. Nicht jedes sogenannte Unkraut muss entfernt werden, denn viele Wildpflanzen bieten wertvolle Nahrung für Insekten und können sich harmonisch in den Garten einfügen. Wichtig ist, das Wachstum zu beobachten und einzugreifen, wenn eine Art überhandnimmt.
Wie pflegt man einen „Chaos Gardening“-Garten?
Auch ein Chaos-Garten benötigt ein gewisses Maß an Pflege. Kranke oder abgestorbene Pflanzen sollte man entfernen, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern und Platz für neues Wachstum zu schaffen. In trockenen Perioden ist es sinnvoll, gezielt zu wässern. Verblühte Pflanzenteile kann man nutzen, um Samen zu sammeln und zu verteilen – so lassen sich gewünschte Pflanzen gezielt fördern. Natürlich sollte man auch essbare Pflanzen regelmäßig ernten.
Auch interessant: Planung, Pflanzen, Pflege – wie der Bauerngarten gelingt

Chaos Gardening, Selbstversorgung, … Das sind die Gartentrends 2025

Wilde Wiese Blackbox Gardening – wenn der Garten sich selbst gestaltet

Rustikaler Gartenstil Planung, Pflanzen, Pflege – wie der Bauerngarten gelingt
Wie unterscheidet sich „Chaos Gardening“ von anderen Gartenstilen?
Nicht jeder Garten, der nicht dem konventionellen Gartenbild entspricht, ist automatisch ein „Chaos Gardening“-Garten. Es gibt verschiedene Konzepte, die auf ein gewisses Maß an Wildnis setzen, sich aber in ihrer Herangehensweise unterscheiden. Hier ein Überblick über einige verwandte Gartenstile und ihr Verhältnis zum „Chaos Gardening“:
- Verwilderter Garten: Ein verwilderter Garten ist meist das Ergebnis von Vernachlässigung, während „Chaos Gardening“ bewusst geplant wird. Statt unkontrolliert zu wuchern, entwickelt sich der Garten durch gezieltes, aber zurückhaltendes Eingreifen zu einer vielfältigen, lebendigen Landschaft.
- Naturgarten: Ein Naturgarten setzt gezielt auf heimische Pflanzen und natürliche Strukturen, um Lebensräume für Tiere zu schaffen. „Chaos Gardening“ ist flexibler und weniger auf heimische Arten beschränkt.
- Biogarten: Ein Biogarten folgt ökologischen Anbaumethoden mit klaren Konzepten wie Fruchtfolgen und Mischkulturen. „Chaos Gardening“ hingegen überlässt vieles dem Zufall.
- Permakulturgarten: Permakultur ist ein durchdachtes Konzept zur Schaffung nutzbarer, sich selbst erhaltender Ökosysteme mit nachhaltigen Kreisläufen. „Chaos Gardening“ ist weniger planvoll, teilt aber die Idee der Selbstregulierung.

Das Experimentierbeet
„Wer Chaos Gardening ausprobieren möchte, muss nicht gleich den gesamten Garten umgestalten. Der Einstieg gelingt auch mit einem kleinen Beet. Mischen Sie einfach übrig gebliebene Samen aus alten Saatguttütchen und streuen Sie sie aus. Nutzen Sie ruhig auch abgelaufenes Saatgut – vielleicht keimt doch das eine oder andere Samenkorn. Und was keimt, bleibt. Was nicht wächst, war einen Versuch wert.“