17. Mai 2024, 13:21 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Entdeckt man bei einem Waldspaziergang im Mai weiße, watteartige Gespinste in den Ästen der Bäume, kann das ein Anzeichen von einem Befall des Eichenprozessionsspinners sein. Ein großer Name für ein kleines Tier. Es handelt sich um eine Motte, die in ihrem Raupenstadium allerdings sowohl für den Garten als auch für den Gärtner gefährlich sein kann. Wie man richtig handelt, wenn man die Tiere entdeckt.
In hiesigen Gärten gibt es zahlreiche verschiedene Raupenarten. Entdeckt man eine, sind besonders Kinder schnell dabei, die Tiere anzufassen. Bei vielen Raupen ist das auch kein Problem. Nur beim Eichenprozessionsspinner sollten man auf jeglichen Kontakt unbedingt verzichten. Die Brennhaare der Tiere besitzen nämlich gefährliches Nesselgift. myHOMEBOOK erklärt, was zu tun ist, wenn man den Schädling im Garten findet und wie man die Tiere vertreiben kann.
Übersicht
- Wie erkennt man den Eichenprozessionsspinner?
- Wann treten die Raupen auf?
- Welche Bäume befällt der Eichenprozessionsspinner?
- Wie gefährlich ist der Eichenprozessionsspinner?
- Welche Gefahr von der Raupe für Menschen ausgeht
- Die natürlichen Feinde des Eichenprozessionsspinners
- Eichenprozessionsspinner im Garten entdeckt – und jetzt?
- Methoden, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen
- Kann man den Schädling vorbeugen?
- Was tun, wenn man mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen ist?
Wie erkennt man den Eichenprozessionsspinner?
Zu Beginn ihrer Lebenszeit sind die Raupen gelb-braun, mit der Zeit verändert sich ihre Farbe dann zu einem Graublau bis Schwarz. Ihre Körper sind mit gut sichtbaren Haaren bedeckt. Die Raupen können bis zu fünf Zentimeter groß werden. Ihre Gespinste ähneln Nestern, die an den Stämmen der befallenen Bäume hängen. Laut Nabu können diese die Größe eines Fußballfelds erreichen.
Übrigens: Aus den haarigen Raupen entwickelt sich ein unscheinbarer, nachts schwärmender Schmetterling. Seine Vorderflügel sind grau mit leicht dunklen Querlinien, die Hinterflügel sind weißgrau, auf seinem Rücken hat er Haare. Er erreicht eine Flügelspannweite von etwa 25 mm, derer man von Ende Juli bis Anfang September Zeuge werden kann.
Wann treten die Raupen auf?
Im Herbst entwickelt sich der Embryo, die fertige Jungraupe überwintert dann im Ei. Anfang Mai schlüpfen die für den Menschen gefährlichen Raupen des Eichenprozessionsspinners – sie befinden sich dann im dritten Larvenstadium, in dem sie schon Brennhaare besitzen. Bis zur Verpuppung durchlaufen sie insgesamt fünf bis sechs Entwicklungsstadien.
Welche Bäume befällt der Eichenprozessionsspinner?
Wie der Name verrät, befällt der Eichenprozessionsspinner vor allem Eichenarten. Er kann aber mitunter auch auf Buchen ausweichen. Bundesweit sind daher Eichen- und Mischwälder betroffen. Er nistet sich an Alleen, Waldrändern oder auf vereinzelten Bäumen ein.
Der Eichenprozessionsspinner frisst die Bäume kahl. Dadurch entstehen sogenannte Fraßschäden, die den befallenen Bäume die Kraft zur Regeneration entziehen. Bei starkem Fraß, vor allem wenn dieser mehrere Jahre hintereinander passiert, ist die Vitalität des Baumes so sehr geschwächt, dass er außerdem anfälliger gegenüber anderen Schädlingen wird – beispielsweise Mehltau. Häufig sterben die Bäume dann ab.
Gewusst, warum der Eichenprozessionsspinner diesen langen Namen trägt?
„Der Name des Eichenprozessionsspinners hört sich kurios an. Klar, der Eichenteil hängt damit zusammen, dass er bevorzugt auf Eichen sein Unwesen treibt. Der letzte Teil, Spinner, hängt wiederum mit den weißen Gespinsten zusammen, die von den Insekten in den Baumkronen gesponnen werden. Aber was ist mit dem Teil in der Mitte, der Prozession? Unter einer Prozession versteht man im Allgemeinen einen religiösen, feierlichen Umzug. Nun besitzen die Raupen der Motte eine ganz besondere Fortbewegungstechnik. Auf der Suche nach Nahrung gehen sie in großen Gruppen auf Wanderung. Dabei bilden sie lange Ketten, die bis zu zehn Meter lang werden können. Ihr Marsch erinnert mit etwas Fantasie an eine Parade oder eben Prozession.“
Wie gefährlich ist der Eichenprozessionsspinner?
Der Schädling ist gleich in zweierlei Hinsicht gefährlich: Zum einen kann er forstliche Schäden anrichten, zum anderen auch für Gesundheitsschäden bei Menschen sorgen. Vor allem von Ende Mai bis Anfang Juli kann der Eichenprozessionsspinner für den Menschen gefährlich werden, denn in diesem Zeitraum verliert er viele seiner Härchen, die vom Wind davongetragen und dadurch verbreitet werden.
Welche Gefahr von der Raupe für Menschen ausgeht
Diese Haare sind innen hohl und enthalten das Eiweißgift Thumetopein. Wenn man die feinen Haare einatmet, können sie Atembeschwerden wie Bronchitis und Asthma auslösen. Bei Hautkontakt können folgende allergische Reaktionen auftreten:
- Hautirritationen
- Augenreizungen
- Fieber
- Schwindel
- allergische Schocks (in Einzelfällen)
Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft informiert (BMEL) besitzen die feinen Brennhaare der Tiere kleine Haken. Durch diese können sich die Haare besonders gut an der Haut und die Schleimhaut festsetzen.
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Die natürlichen Feinde des Eichenprozessionsspinners
Der Prozessionsspinner schützt sich mit eben diesen feinen Beinhaaren vor Feinden. Dennoch hat er einige natürliche Fressfeinde, denen die Haare entweder nichts ausmachen oder die einfach abwarten, bis sich aus den Raupen Falter entwickeln, die sie dann fressen können. Zu seinen natürlichen Feinden zählen:
- Fledermäuse
- Vögel (Kuckuck, Kohlmeise sowie Blaumeise)
- Raupenfliegen
- Wanzen
- Schlupfwespen
Eichenprozessionsspinner im Garten entdeckt – und jetzt?
Findet man die Raupen im eigenen Garten, sollte man die befallenen Bäume meiden. Am besten sperrt man den Bereich ab, damit auch Besucher und Kinder Abstand halten. Die Gifthaare werden jedoch auch mit dem Wind übertragen. Aus diesem Grund sollte man Obst und Gemüse aus dem Garten nur mit Handschuhen ernten und gründlich waschen. Treten bei oder nach dem Verzehr allergische Reaktionen auf, sollte man die restlichen Früchte nicht weiterverwenden.
Wer in seinem Garten ein Gespinst entdeckt, sollte nicht eigenmächtig mit der Bekämpfung beginnen. Besser ist es, man beauftragt damit Fachleute. Es besteht übrigens keine gesetzliche Meldepflicht für den Eichenprozessionsspinner. Dennoch ist es empfehlenswert, die zuständige Kommune über den Befall zu informieren. Auf diese Weise kann das Vorkommern und die Verbreitung des Insekts besser nachvollzogen werden.
Methoden, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen
Generell gibt es – vor allem im öffentlichen Raum angewandt – drei verschiedene Methoden, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen:
1. Organisatorisch
Die organisatorische Bekämpfung findet nur in der kurzen, aktiven Zeit der Raupen im Frühsommer statt. Sie zielt darauf ab, den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Dafür werden Flächen oder Wege kurzzeitig gesperrt oder Hinweisschilder aufgestellt.
2. Mechanisch
Bei der mechanischen Bekämpfungen kommen Geräte zum Einsatz, um Raupen und Nester zu entfernen. Das erfolgt entweder durch ein Absaugen, ein Verbrennen oder das Einsammeln der Raupen. Diese Methode ist besonders effektiv, da auch die Brennhaare dauerhaft entfernt werden können.
3. Biologisch-chemisch
Der Einsatz von biologisch-chemischen Mitteln erfolgt zur Vermeidung von forstlichen Schäden und wird durch das Pflanzenschutzgesetz geregelt. Anders verhält es sich in Siedlungsbereichen, in denen es hauptsächlich um den Schutz der menschlichen Gesundheit geht. Hier wird die Anwendung der Insektizide oder Biozide im Chemikaliengesetz geregelt.
Derartige Mittel sind nur dann effektiv, wenn sie während der ersten beiden Larvenstadien eingesetzt werden. Befinden sich die Larven im dritten Stadium, besitzen sie schon Brennhaare, die nach einer biologisch-chemischen Behandlung noch wirksam sind.
Kann man den Schädling vorbeugen?
In Kleingärten kann man Nistkästen für die speziellen Vogelarten anbringen, die die natürlichen Fressfeinde des Eichenprozessionsspinners sind. Ansonsten kann man Bäume nur mithilfe von Bioziden sowie Pflanzenschutzmitteln vor einem Befall bewahren. Die können allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen angewandt werden, damit sie auch wirken: Die Eichenblätter brauchen eine bestimmte Größe, außerdem muss die Witterung stimmen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat außerdem Tipps, wie man sich selbst vor den Raupen und ihren Haaren schützen kann:
- Befallene Gebiete meiden.
- Hautbereiche wie Nacken, Hals, Unterarme sowie Beine schützen, damit sie nicht mit den Haaren in Berührung kommen können.
- Wer Raupen und Gespinste entdeckt: Nicht berühren!
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Was tun, wenn man mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen ist?
Kommt man trotz der genannten Vorsichtsmaßnahmen mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Berührung, sollte man umgehend duschen und dabei seine Haare gründlich waschen. Das Gleiche gilt für die getragene Kleidung. Stellt man einen Ausschlag oder eine andere allergische Reaktion fest, sucht man besser einen Arzt auf.