16. April 2023, 5:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Man muss nicht unbedingt der dümmste Bauer sein, um die dicksten Kartoffeln zu ernten. Hier erfahren Sie alles über den Anbau der tollen Knollen.
Die Karriere der Kartoffel (Solanum tuberosum) begann in Europa in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Spanische Eroberer führten sie aus dem Andenhochland bei uns ein. Anfangs wurden Kartoffeln aufgrund ihrer schönen Blüte als Zierpflanze gesehen. Der großflächige Anbau als Nutzpflanze startete erst im 18. Jahrhundert. Seitdem ist die Kartoffel als Grundnahrungsmittel nicht mehr wegzudenken. Kartoffeln gehören zu den Nachtschattengewächsen und lassen sich nach frühen, mittleren und späten Sorten einteilen. Sogenannte Frühkartoffeln sind im Gegensatz zu späten Sorten sehr früh, nämlich nach rund drei Monaten, erntereif. Späte Kartoffeln haben eine deutlich längere Kulturzeit, einige Sorten brauchen bis zur Erntereife 160 Tage oder sogar noch länger.
Kartoffeln
Boden
nährstoffreich, durchlässig
Pflanzzeit
Frühjahr
Standort
sonnig
Gießen
Der Boden sollte stets feucht sein
Erntezeit
sortenabhängig
Giftig
ja, Ausnahme: ausgereifte Kartoffeln
Düngen
alle 2-3 Wochen mit Brennnesseljauche
nein
Übersicht
Kartoffeln pflanzen
Theoretisch ist es möglich, Kartoffeln aus dem Supermarkt für den Anbau zu verwenden. Doch das hat Nachteile. Zum einen sind Kartoffeln – zumindest aus konventionellem Anbau – nach der Ernte oft mit keimhemmenden Mitteln behandelt und zum anderen sind Pflanzkartoffeln, die auch als Saatkartoffeln bezeichnet werden, auf ihren einwandfreien Gesundheitszustand hin untersucht worden. Daher ist der Ertrag bei Kartoffeln, die nicht ausdrücklich als Pflanzkartoffeln ausgewiesen sind, oft geringer.
Hinweis: Kartoffeln sind botanisch betrachtet mit den Süßkartoffeln nicht verwandt.
Aussehen und Wuchs
Kartoffeln sind krautige Pflanzen mit gefiederten Blättern. Sie wachsen aufrecht und können bis zu einem Meter hoch werden können. Die weißen, rosafarbenen oder violetten Blüten mit gelben Staubbeuteln erscheinen je nach Sorte zwischen Ende April und August. Aus den Blüten entwickeln sich kleine ungenießbare Beeren, die experimentierfreudige Gärtner zur Saatgutgewinnung nutzen können.
Standort und Boden
Kartoffeln benötigen einen sonnigen Standort. Der Boden sollte leicht bis mittelschwer, tiefgründig, gut gelockert und nährstoffreich sein. Staunässe ist zu vermeiden. Als Beetnachbarn eignen sich Bohnen, Kohlrabi, Knoblauch, Kapuzinerkresse, Kümmel, Koriander, Dill, Meerrettich und Tagetes. Zu den schlechten Nachbarn zählen vor allem andere Nachtschattengewächse wie Auberginen, Paprika und Tomaten, aber auch Erbsen, Rote Bete und Sellerie sind keine passenden Partner.
Balkon- und Terrassengärtner brauchen auf eigenen Knollen nicht zu verzichten, denn der Kartoffelanbau gelingt auch im Kübel.
Kartoffeln vorkeimen
Um Kartoffeln zu einem Wachstumsvorsprung zu verhelfen, lässt man sie vor der Pflanzung rund vier Wochen vorkeimen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist, die Knollen wie Eier in Eierkartons zu stecken und sie an einem hellen, aber nicht sonnenexponierten Ort bei 10 bis 15 Grad aufzustellen. Innerhalb weniger Wochen entwickeln sich dicke, grün-violette Triebe.
Hinweis: Kartoffeln können auch gesät werden, üblich ist das allerdings nicht.
Kartoffeln legen
Wenn sich der Boden im April auf mindestens sieben Grad erwärmt hat, können die vorgekeimten Kartoffeln in den Boden gebracht werden. Da die Pflanzen nährstoffhungrig sind, sollten bei der Pflanzung Kompost und ein organischer Langzeitdünger wie Hornspäne in den Boden eingearbeitet werden. Dann werden die einzelnen Kartoffeln mit einem Abstand von etwa 30 Zentimetern in der Reihe rund zehn Zentimeter tief in den Boden gelegt. Der kräftigste Trieb sollte dabei nach oben zeigen. Zwischen den Reihen empfiehlt sich ein Abstand von etwa 60 Zentimetern.
Dazu passend: Wie man Kartoffeln in einem Pflanzsack anbaut
Beliebte und besondere Sorten
Besonders beliebt sind bei vielen Gärtnern Kartoffelsorten wie Annabelle, Sieglinde, Nicola, Adretta, Linda, Laura und Bamberger Hörnchen. Gärtner, die gerne Abwechslung auf dem Teller haben, können zur blaufleischigen und blauschaligen Blauen Anneliese greifen.
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Kartoffeln pflegen
Bewässern, Düngen und das rechtzeitige Anhäufeln der Kartoffeln sind die wichtigsten Pflegemaßnahmen. Mit folgenden Tipps holen Sie das Beste aus den Knollen raus.
Anhäufeln der Kartoffeln
Werden Kartoffeln dem Licht ausgesetzt, färben sie sich grün und sind nicht mehr genießbar. Um das zu verhindern, werden die Kartoffel angehäufelt. Wenn die Pflanzen zehn bis 15 Zentimeter hoch sind, werden sie das erste Mal angehäufelt. Dazu wird die Erde zwischen den Reihen an die Pflanze gezogen, sodass nur noch die Triebspitzen bis maximal die Hälfte der Pflanze aus dem Erdwall herausschauen. Praktisch: Durch das Anhäufeln wird die Erde in Bewegung gebracht, sodass Unkräuter leicht zu entfernen sind.
Bewässerung
Der Boden sollte bis kurz vor der Ernte feucht gehalten werden, weil eine gute Wasserversorgung das Knollenwachstum maßgeblich beeinflusst. Besonders wichtig ist eine ausreichende Bewässerung in den ersten drei Wochen nach der Blüte. Achten Sie beim Gießen darauf, dass die Blätter der Pflanze möglichst trocken bleiben.
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Düngung
Nach der Grunddüngung, die bei der Pflanzung erfolgt, bekommt es den Kartoffeln gut, wenn sie nach dem Austrieb alle zwei bis drei Wochen mit Brennnesseljauche gedüngt werden. Die 1:10 verdünnte Jauche wird dabei direkt im Wurzelbereich der Pflanze ausgebracht. Aber Vorsicht! Zu viel Düngung macht die Pflanzen krankheitsanfälliger.
Achtung: Giftig!
2022 war die Kartoffel die Giftpflanze des Jahres. Die gesamte Pflanze enthält giftige Alkaloide, die sogenannten Solanine. Nur in den ausgereiften und nicht grünen Knollen ist der Solaninanteil unerheblich.
Krankheiten und Schädlinge
Die Kartoffelkrankheit schlechthin ist die Kraut- und Knollenfäule. Vorbeugen lässt sich am besten, indem man die schon vorgekeimten Kartoffeln an windoffenen Standorten pflanzt und darauf achtet, dass der Abstand zwischen den Pflanzen nicht zu gering ist. Hat die Krankheit zugeschlagen, sollte das befallene Kraut entfernt und entsorgt werden. Kartoffel-Schädling Nummer eins ist der Kartoffelkäfer, der die Blätter der Kartoffelpflanzen radikal runterfrisst und so große Schäden anrichtet. Im Hausgarten hat sich das Absammeln der Käfer als Mitte der Wahl bewährt.
Ernte und Lagerung
Die Erntezeit ist sortenabhängig. Während frühe Sorten schon im Juni erntereif sind, werden andere erst im Herbst aus dem Boden geholt. Frühkartoffel können geerntet werden, auch wenn das Laub noch grün ist. Ihre Lagerfähigkeit ist stark begrenzt. Mittelfrühe und späte Sorten, die viel länger lagerfähig sind, müssen voll ausreifen. Als reif gilt eine Kartoffel, wenn sich die Schale mit den Fingern nicht mehr abreiben lässt. Geerntet wird bei trockenem Wetter. Vor der Einlagerung sollten die Knollen noch ein paar Stunden auf dem Boden trocknen.
Kartoffeln sollten dunkel, trocken und luftig gelagert werden, bestenfalls bei Temperaturen zwischen vier und acht Grad.
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Verwendung in der Küche
Neben Klassikern wie Quarkkartoffeln, Bratkartoffeln oder Kartoffelpüree gibt es viele weitere Möglichkeiten Kartoffeln zu verarbeiten. Wie wäre es mal mit Kartoffelbrot, Kartoffelchips, Kartoffelschmarrn, Kartoffelkuchen oder Kartoffeln in flüssiger Form als vegane Kartoffelmilch?