
12. April 2025, 6:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie verwandelt triste Mauern in lebendige Hingucker und bringt zugleich Vorteile für Klima und Artenvielfalt: Die Fassadenbegrünung erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Doch bevor die Pflanzen an der Hauswand ranken, sind einige entscheidende Punkte zu beachten – nicht nur bei der Auswahl der Pflanzen.
Eine begrünte Fassade wertet Gebäude optisch auf und schafft Lebensraum für Insekten. Doch vor dem Start braucht es Planung: Von baulichen Voraussetzungen über passende Pflanzen bis hin zur Pflege gibt es einiges zu berücksichtigen. myHOMEBOOK erklärt, was man beachten sollte, wen man seine Fassade begrünen möchte.
Bauliche Voraussetzungen prüfen
Bevor erste Pflanzarbeiten beginnen, wenn man seine Fassade begrünen möchte, sollten sich Eigentümer über baurechtliche Vorgaben informieren. Genehmigungen sind zwar selten erforderlich, können aber notwendig werden, wenn es sich beispielsweise um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt oder die Begrünung in den öffentlichen Raum hineinragt.
„Das ist etwa der Fall, wenn es sich bei dem Haus um ein Baudenkmal handelt oder die Begrünung an der Fassade in den öffentlichen Raum, also etwa über den Gehweg, hineinwachsen soll“, erklärt Felix Mollenhauer vom Bundesverband Gebäude Grün (BuGG). Im Zweifelsfall empfiehlt sich eine Rückfrage beim zuständigen Grünamt.
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Auch der Zustand der Fassade muss im Vorfeld geprüft werden. Schäden oder Risse sollten fachgerecht ausgebessert werden, bevor Pflanzen eingesetzt werden. „Wenn die Wandoberfläche beschädigt ist und etwa Ritzen aufweist, muss man diese vorab dringend ausbessern und etwa verputzen, sodass sie intakt ist“, rät Annika Dobbers von der Verbraucherzentrale NRW. Erst danach können leichtwüchsige Kletterpflanzen wie Clematis angebracht werden. Wer sich für schlingende oder rankende Arten entscheidet, benötigt zusätzlich eine geeignete Rankhilfe.
Standortbedingungen bestimmen
Der Standort der Fassade, die man begrünen möchte, spielt eine zentrale Rolle bei der Pflanzenauswahl. Lichtverhältnisse, Windbelastung und das Material der Wandoberfläche sollten sorgfältig analysiert werden.
Für sonnige Lagen eignen sich laut Mollenhauer unter anderem Blauregen, Wilder Wein, Kletterrosen oder Akebie. In schattigen Bereichen gedeihen hingegen Pflanzen wie Pfeifenwinde, Efeu oder Geißblatt besser.
Zwei Systeme für die Begrünung
„Eine Fassadenbegrünung an der Hausfassade lässt sich entweder boden- oder wand-gebunden anbringen“, so Dobbers. Im privaten Bereich ist die bodengebundene Variante häufiger anzutreffen.
- Boden-gebunden: Hier wachsen die Pflanzen direkt im Erdreich vor der Hauswand. Diese Variante versorgt die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen aus dem Boden. Zu den typischen Kletterpflanzen zählen Efeu, Wilder Wein, Kletterhortensien, Waldreben, Kletterrosen oder Geißblatt, wie Mollenhauer erläutert.
- Wand-gebunden: Diese Form verwendet Pflanzgefäße oder spezielle Module mit Substrat. Laut Mollenhauer handelt es sich hierbei meist um Stauden, Gräser oder Farne – beispielsweise Bergenie, Purpurglöckchen oder Storchschnabel. Diese Systeme ersetzen häufig klassische Fassadenverkleidungen aus Materialien wie Schiefer oder Metall.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Klettertechnik: „Selbst klimmende Pflanzen benötigen keine Kletterhilfe, rankende oder schlingende Pflanzen gedeihen am besten mit Kletterhilfe“, betont Dobbers. Für Letztere sind unterstützende Strukturen notwendig.
Geeignete Rankhilfen richtig installieren
Wer schlingende oder rankende Pflanzen einsetzen möchte, benötigt passende Rankhilfen, die unter anderem im Baumarkt erhältlich sind. „Anleitungen, wie Rankhilfen und Halterungen zu befestigen sind, liegen häufig den jeweiligen Verpackungen bei“, erklärt Mollenhauer.
Die Halterungen sorgen für den nötigen Abstand zwischen Wand und Pflanze – wichtig, um Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk zu vermeiden. Für die sichere Montage ist professionelle Unterstützung ratsam. Adressen dazu findet man etwa auf der Internetseite des BuGG.
Die Kosten für die Begrünung variieren stark. „Je nach Auswahl von Rankhilfen und Pflanzen zwischen 80 und 250 Euro pro Quadratmeter“, so Mollenhauer. Die tatsächlichen Kosten hängen von der Größe der zu begrünenden Fläche ab – etwa ob nur das Erdgeschoss oder die komplette Fassade bepflanzt wird.

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Pflege für eine dauerhaft schöne Begrünung
Eine regelmäßige Pflege ist unerlässlich, damit die grüne Wand dauerhaft gut aussieht. Je nach Wuchsfreudigkeit der Pflanzen sollte ein bis zwei Mal jährlich ein Rückschnitt erfolgen. „Das kann man entweder selbst machen oder eine Fachfirma damit beauftragen“, so Dobbers.
Ein Rückschnitt wird spätestens dann notwendig, wenn Pflanzen in Öffnungen wie Fenster, Türen oder Lüftungsschlitze hineinwachsen. Auch die Bodenpflege ist wichtig: „Die Erde im Bereich der Pflanzfläche auflockern und sie gegebenenfalls mit Langzeitdünger versorgen“, empfiehlt Dobbers.
In Hitzeperioden steigt der Wasserbedarf der Pflanzen deutlich an. Bei wand-gebundenen Systemen sollte die Bewässerung automatisiert erfolgen, so Dobbers. Bei bodengebundenen Pflanzen ist bedarfsorientiertes Gießen sinnvoll. „So kann man Pflanzen dazu bringen, tiefere Wurzeln in die Erde zu bilden und insgesamt weniger Wasser zu benötigen“, erklärt Dobbers.
Mit Material der dpa