6. Dezember 2022, 16:23 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Ohne den richtigen Frostschutz gehen Pflanzen im Winter schnell ein – egal ob im Garten oder auf dem Balkon. Experten verraten bei myHOMEBOOK, wie man das verhindern kann und die Pflanzen die kalte Jahreszeit überstehen.
Nicht jede Gartenpflanze kommt mit den Temperaturen und Frösten im Winter zurecht. Um alle Gartenschützlinge über den Winter zu bringen, sollte man sie vor dem Frost richtig schützen. Auf Anfrage von myHOMEBOOK verraten Experten, worauf es beim Frostschutz bei Pflanzen ankommt und wie Hobbygärtner richtig vorgehen.
Übersicht
- Frostschutz für Pflanzen im Beet
- Richtiger Standort schützt Balkonpflanzen
- Pflanzen im Hochbeet vor Frost schützen
- Frostschutz für große Pflanzen
- Pflanzen mit grünem Stängel schützen
- Kübel- und Topfpflanzen vor Frost schützen
- Frostschutz für junge Pflanzen
- Auch Bäume brauchen Frostschutz
- Die richtige Pflege bei frostfreien Wintertagen
- Erste Hilfe bei Frostschäden
- Helfen alte Fensterscheiben beim Überwintern?
Frostschutz für Pflanzen im Beet
Beete muss man bereits im Herbst abdecken. Dafür kann man Schnittgut von Sträuchern verwenden. Wichtig ist, dass das Schnittgut abgelagert wurde, damit es nicht zu sauer ist, wie ein Pflanzenexperte des Pflanzenschutzamtes auf Nachfrage von myHOMEBOOK betonte. Denn sonst könnte es herbizid wirken und das Pflanzenwachstum hemmen. Als Faustregel gilt daher: Das Schnittgut erst ein bis zwei Jahre liegen lassen oder aber mit Kompost mischen.
„Außerdem sollte man kein nasses Laub nehmen, denn sonst können die Beete darunter anfangen zu faulen. Am besten mischt man deshalb das Schnittgut mit Ästen und Zweigen“, so der Experte weiter. Das Gemisch gibt man auf die Beete und legt darüber das Mischmaterial aus frischem Laub und etwas Rasenschnitt. Sie können Beet-Pflanzen auch mit einer Vlies-Decke vor Frost und Schnee schützen. Die ist wasser- und lichtdurchlässig, wärmeisolierend und dient zudem als guter Verdunstungsschutz.
Wichtig: Pflanzen sollte man nicht mit luft- und lichtundurchlässigem Material abdecken. Wenn sie keine Luft bekommen, fangen sie an zu schwitzen und treiben gegebenenfalls zu früh aus. Bei ausbleibendem Licht wäre außerdem eine Fotosynthese nicht mehr möglich. Dadurch würde die Pflanze Schaden nehmen.
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Richtiger Standort schützt Balkonpflanzen
Auch auf dem Balkon sollten die Pflanzen vor möglichen Kälteeinbrüchen und Spätfrösten hinreichend gesichert werden. Dabei entpuppt sich die Wahl des richtigen Standortes als besonders wichtig: „Man sollte Pflanzen auf jeden Fall aus der Sonne nehmen und windgeschützt aufstellen, wenn dies möglich ist. Gerade auf sonnigen Standorten ist die Tag/Nacht-Temperatur-Amplitude besonders groß“, gibt Robert Marley, Geschäftsführer vom Verband der Gartenbaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen), gegenüber myHOMEBOOK zu bedenken.
Zudem seien nachts nahe der Hauswand die Temperaturen bis zu drei Grad Celsius wärmer als an weniger geschützten Orten des Balkons. Zusätzlich können Sie die Pflanzen dann mit Nadelreisig locker umstellen oder mit Vlies abdecken.
Pflanzen im Hochbeet vor Frost schützen
Besitzt man ein bepflanztes Hochbeet, sollte man es während der Kälteperiode vor Frost schützen. Dadurch werden die Wurzeln warm gehalten und die Pflanzen nehmen im besten Fall keinen Schaden. Auch hier eignet sich ein Gartenvlies, das sowohl Luft als auch Licht durchlässt. Auf keinen Fall sollten die Pflanzen darunter „ersticken“.
Etwas aufwändiger ist eine Frostschutz-Konstruktion aus sogenannten Doppelstegplatten, die wie ein schützendes Dach über dem Hochbeet angebracht werden. Diese günstige Überdachung aus Acrylglas oder Polycarbonat kann man im Sommer abmontieren und hält idealerweise auch mehrere Jahre.
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Frostschutz für große Pflanzen
Auch große Pflanzen wie Palmen oder Olivenbäume müssen nicht auf einen Frostschutz im Winter verzichten. Im Handel gibt es XXL- oder Mega-Vlies-Hauben, unter denen auch sie Platz finden. Die legt man einfach über die Pflanze und verschließt sie mithilfe eines Reißverschlusses oder einer Kordel.
Pflanzen mit grünem Stängel schützen
Pflanzen mit grünem Stängel packt man im Herbst am besten in einen Jutesack. Den stülpt man einfach locker über die Pflanze und bindet ihn am Stängel zusammen. Das macht man beispielsweise bei Hochstammrosen. Wichtig ist hierbei, dass die empfindliche Veredelungsstelle der Rosen geschützt ist. Ist dies nicht der Fall, kann die Pflanze Schaden nehmen.
Bei normal-hohen Rosensorten bietet sich diese Methode nicht an. „Bei ihnen ist die Veredelungsstelle meistens am Wurzelhals. Die sollte man kurz über dem Boden per Anhäufeln mit Erde oder einem Gemisch aus Mutterboden und Kompost schützen“, erklärt der Umweltreferent gegenüber myHOMEBOOK.
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Kübel- und Topfpflanzen vor Frost schützen
Die größte Gefahr für Kübel- und Topfpflanzen im Freien ist dem Umweltreferenten zufolge, dass die Töpfe durchfrieren: „Um dies zu verhindern, sollten Sie die Erde mit einer Laubschicht, etwa 15 cm, locker abdecken, damit der Frost nicht eindringen kann und der Boden feucht bleibt.“
Zudem sollte man den Topf mit einem Schutzmaterial umwickeln. Dafür eignen sich Fasermatten aus Kokos, Bast, Schafwolle oder Vlies. Auch Strohballen oder alte Teppiche sind möglich – machen aber optisch vielleicht weniger her. Zwischen diese Schutzhülle und den Topf gehört eine zusätzliche Schicht Stroh oder Laub, genauso wie zwischen den Pflanztopf und den Kübel.
Frostschutz für junge Pflanzen
Bei jungen Pflanzen und Bäumen besteht die Gefahr, dass sie bei sinkenden Temperaturen Frostrisse im Stamm bekommen. Als Frostschutz-Maßnahme sollte man die Stämme dieser Pflanzen daher im Winter mit einer Vlies-Decke, mit Schafwolle oder Jute umwickeln.
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Auch Bäume brauchen Frostschutz
Nicht nur Beete und Kübelpflanzen gilt es bei Nachtfrostgefahr gut einzupacken. So ist die Baumrinde weit empfindlicher, als landläufig angenommen wird. Es empfiehlt sich, die weiche Haut der Bäume, welche die wichtigen Versorgungsleitungen für Wasser und Nährstoffe umschließt, ebenfalls in kalten Frühjahrsnächten abzuschirmen. „Baummanschetten aus Bambusmatten schützen die Rinde vor Frost und tückischer Sonne“, so Gartenexperte Robert Markley, Geschäftsführer vom Verband der Gartenbaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen) gegenüber myHOMEBOOK.
Die richtige Pflege bei frostfreien Wintertagen
Der Frostschutz der Pflanzen ist das eine, um sie unbeschadet durch den Winter zu bringen. Mindestens genauso wichtig ist aber die richtige Pflege der Pflanzen, wie der Experte deutlich machte. Die meisten gehen nicht etwa ein, weil sie erfrieren, sondern weil sie austrocknen. Das passiert vor allem bei Frösten, die mit kaltem Wind einhergehen. Er entzieht dem Boden und damit der Pflanze Wasser.
Deshalb ist es wichtig, dass Hobbygärtner ihre Pflanzen tiefgründig bewässern. „Kleinere Stauden am besten mehrfach hintereinander, sodass der ganze Wurzelballen durchfeuchtet ist. Bei größeren Bäumen braucht man eine größere Wassermenge. Und das nicht nur ab und zu, sondern einmal die Woche gründlich und tiefgründig – auch im tiefen Winter bei Minusgraden“, so der Experte.
Topfpflanzen im Winter gießen
Am besten fühlt man einmal pro Woche, ob die Erde noch feucht ist. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte man der Pflanze etwas Wasser geben. Am besten gießt man tagsüber, denn nachts sinken die Temperaturen meist und das Wasser könnte dann gefrieren.
Wichtig: Die Pflanzen sollten nicht zu viel Wasser abbekommen, denn sonst könnte Staunässe entstehen. Wenn etwas vom Gießwasser in den Untersetzer läuft, sollte man dies beseitigen, damit es nicht gefrieren kann. „Außerdem können die Töpfe platzen, die Gefahr besteht immer, wenn die Töpfe zu feucht sind. Es ist ein Zwischenspiel zwischen ausreichend Feuchtigkeit und Frost. Trotz des Frostes sollte man aber unbedingt regelmäßig gießen“, merkte der Umweltexperte an.
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Beet-Pflanzen im Winter gießen
Das Beet sollte nur bewässert werden, wenn der Boden angetaut ist und kein Frost für die kommenden Tage angesagt ist. Ansonsten würde das Gießwasser gefrieren. Wichtig ist laut des Experten auch, dass im Herbst gesetzte Pflanzen dauerhaft bewässert werden: „Viele vergessen das, wenn es friert. Das ist aber wichtig, denn Pflanzenwurzeln haben an der Spitze kleine Salzkristalle. Die müssen permanent Wasser saugen, sonst sterben sie.“
Empfindliche Gewächse über Nacht ins Haus holen
Frühblüher wie Primeln, aber auch Kübelpflanzen wie Feigen, Oliven oder Lorbeer trotzen dabei ohne Bedenken Nächten mit Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius. Auch Zitruspflanzen können bis minus 5 Grad Celsius im Freien verbleiben.
Bei besonders empfindlichen Pflanzen wie Hibiskus, Papyrus und Korallenstrauch gilt es dagegen, das Thermometer gut im Blick zu haben. Schon bei 0 Grad Celsius ist es empfehlenswert, frostempfindliche Pflanzen über Nacht ins Haus zu holen. „Mediterrane Kübelgewächse sollten grundsätzlich noch im Haus bleiben. Erst nach den Eisheiligen Mitte Mai können sie ins Freie gebracht und Schritt für Schritt akklimatisiert werden“, so Robert Markley zu myHOMEBOOK.
Übrigens: Ob eine Pflanze den Winter unbeschadet überstanden hat, zeigt sich erst im Frühjahr, wenn die Pflanzen wieder austreiben wollen. Wenn sie zu wenig Wasser bekommen haben, sind sie vertrocknet und können sich von diesem Schaden nicht mehr erholen.
Erste Hilfe bei Frostschäden
Doch was tun, wenn der Frost unerwartet und ganz ohne die nötigen Schutzmaßnahmen Ihre Kübel- und Beetpflanzen erwischt hat? Um Frostschäden zu behandeln, können Sie Kübelpflanzen ins Haus holen und bei maximal sieben Grad Celsius aufbewahren.
Sind die Wurzeln intakt, bedarf es regelmäßigen Gießens, um die Pflanze zu retten. Sind die Wurzeln verfault, hat die Kübelpflanze den Frost nicht überlebt. Bei Frostschäden im Beet gilt: Erfrorene Pflanzenteile nicht sofort abschneiden! Vielmehr empfiehlt es sich abzuwarten, bis die Pflanze neu austreibt. Erst dann sind die vollen Ausmaße des Frostes ersichtlich.
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Helfen alte Fensterscheiben beim Überwintern?
Um zarte Triebe von Salat oder ausgesätem Gemüse vor Frost zu schützen, sollen sich neben dem gängigen durchsichtigen Gartenvlies aus dem Fachhandel auch ausrangierte Fenstergläser eignen. Diese können auf das Beet gelegt werden und schützen so die Keimlinge vor Frost. Gleichzeitig sind sie lichtdurchlässig und unterstützten auf diese Weise optimal das Wachstum der jungen Triebe.
Was in der Theorie einleuchtend und praktikabel klingt, erweist sich in der Praxis jedoch nach Ansicht des Experten als ungeeignet: „Ich selbst habe keine guten Erfahrungen mit alten Fensterscheiben gesammelt. Das Glas bricht schnell und birgt viele Verletzungsgefahren. Zudem blättert ständig die weiße Lackfarbe ab und liegt im Beet herum. Das tägliche Lüften ist sehr mühselig“, so Robert Markley. Seine Empfehlung: „Ich würde jedem Gartenfreund raten, sich einmal einen ordentlichen Frühbeetkasten aus Alu oder mit Doppelstegplatten im Fachhandel zu kaufen. Das ist eine einmalige Investition, die sich lohnt.“
Apropos Frühbeetkästen: Diese seien laut dem Experten in der Regel ausreichend frostsicher. In besonders gefährdeten Lagen könnten Sie bei Bedarf eine dicke Noppenfolie obendrauf legen.