19. September 2023, 5:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Barrierefreiheit im Garten bedeutet, dass Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichen körperlichen Fähigkeiten den Garten genießen können, ohne auf Hindernisse oder Schwierigkeiten zu stoßen. myHOMEBOOK gibt Tipps, wie das gelingt.
Menschen höheren Alters, auch solche mit einer körperlichen Einschränkung, kommen in den meisten Gärten eher schlecht als recht zurecht. Aber obwohl dies zunächst nach einer Herausforderung klingen mag, ist es durchaus möglich, einen barrierefreien Garten zu gestalten, der ästhetisch ansprechend sowie praktisch und funktional ist. Essenziell dafür ist eine sorgfältige Planung, passende Zugänge zu allen Gartenbereichen und die richtige Pflanzenauswahl.
Der Planungsprozess
Bevor man mit der Umgestaltung des Gartens beginnt, ist eine sorgfältige Planung unerlässlich. Dies sind die wichtigsten Schritte, die dabei helfen, einen barrierefreien Garten zu entwerfen:
- Analyse der aktuellen Situation: Welche Hindernisse gibt es bereits? Wo könnten Probleme auftreten? Auch Steigungen, Treppen, unebene Oberflächen und schmale Durchgänge sollten in die Betrachtungen einbezogen werden.
- Zielgruppe berücksichtigen: Wer wird den Garten nutzen? Hier sollte man die Bedürfnisse von Kindern, älteren Menschen oder Menschen mit Behinderungen berücksichtigen.
- Wege und Pfade einplanen: Man sollte breite und ebene Wege und Pfade, die für Rollstühle, Kinderwagen und Gehhilfen geeignet sind, planen. Eine Breite von mindestens 90 Zentimetern ist empfehlenswert.
- Materialauswahl: Rutschfeste Oberflächenmaterialien für Wege und Terrassen machen das Gehen sicherer. Holz, Pflastersteine oder Beton sind gute Optionen. Vermieden werden sollten lose Kieselsteine oder unebene Fliesen.
- Handläufe und Geländer: Handläufe entlang von Treppen und Rampen bieten zusätzliche Unterstützung. Diese sollten auf einer angenehmen Höhe für alle Nutzer angebracht sein.
- Beleuchtung: Ausreichende Beleuchtung im gesamten Garten, insbesondere entlang der Wege und um Terrassen, ist besonders wichtig für Menschen mit Sehbehinderungen.
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Die Pflanzenauswahl
Die Auswahl der Pflanzen ist ein entscheidender Aspekt bei der Gestaltung eines barrierefreien Gartens:
- Höhe und Platzierung: Sträucher und Bäume sollte man so pflanzen, dass sie nicht die Wege blockieren oder in Gehbereiche hineinragen. Besonders in der Nähe von Sitzbereichen sollte man niedrig wachsende Pflanzen platzieren.
- Duftelemente: Duftende Pflanzen und Kräuter oder Pflanzen mit interessanten Texturen stimulieren die Sinne der Gartenbesucher, auch wenn sie bei manchen Sinnen Einschränkungen haben.
- Farbkontraste: Für Menschen mit Sehbehinderungen sind auch bunte oder helle Pflanzen und Blüten vor einem dunkleren Hintergrund toll, um den Garten optisch besser zu erfassen.
Der barrierefreie Zugang
Der Zugang zu den verschiedenen Bereichen des Gartens sollte für alle Nutzer problemlos möglich sein:
- Rampen und Treppen: Falls der Garten Höhenunterschiede aufweist, sollten Rampen oder sanfte Steigungen anstelle von Treppen verwendet werden. Die Neigung der Rampen sollte nicht zu steil ausfallen.
- Sitzgelegenheiten: Ausreichend Sitzgelegenheiten im Garten, die leicht erreichbar und bequem sind, machen den Garten zu einem angenehmen Aufenthaltsort für alle Altersklassen. Stühle mit Armlehnen sind ebenfalls hilfreich beim Aufstehen.
- Wasserstellen: Sowohl für Kinder als auch für ältere oder eingeschränkte Menschen können Teiche oder auch Pools gefährlich werden. Fallen diese versehentlich hinein, kommen sie im schlimmsten Fall allein nicht mehr hinaus. Ein Geländer oder ein Zaun können helfen, Unfälle zu verhindern.
- Spielbereiche: Wenn Kinder den Garten nutzen, sollten Spielbereiche so gestaltet werden, dass sie für alle Kinder zugänglich sind, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten.
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Die Pflege und Wartung
Ein barrierefreier Garten erfordert auch regelmäßige Pflege:
- Wege sauber halten: Wege und Pfade sollten frei von Laub, Ästen und anderen Hindernissen gehalten werden. Bodenwellen oder Vertiefungen sollten beseitigt werden, um die Sturzgefahr zu reduzieren.
- Pflanzenpflege: Pflanzen müssen in einem barrierefreien Garten regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie nicht in die Wege hineinwachsen.
- Sicherheitsüberprüfung: Handläufe, Geländer und Beleuchtung können auf Dauer unter der Witterung leiden. Im Frühjahr und Herbst ist deshalb ein gründlicher Check aller Anlagen sinnvoll.
- Barrierefreiheit testen: Das beste Feedback können Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen geben. Gartenbesitzer können Besucher fragen, in welchen Punkten der barrierefreie Garten noch verbesserungswürdig ist und was hingegen schon passend ist.
Ein Garten, der jeden glücklich macht
„Ein Garten kann ein Treffpunkt für viele Generationen sein. Nicht nur Einfamilienhäuser bieten ihren Bewohnern quasi ein zusätzliches Wohnzimmer im Sommer. Auch immer mehr Mehrfamilienhäuser nutzen Gemeinschaftsgärten für gemeinsame Feste oder entspannte Sommernachmittage an der frischen Luft. Hier kommen Alt und Jung zusammen und so auch verschiedene Bedürfnisse. Eine Spielecke sollte genauso vorhanden sein wie eine ruhige Zone mit Sitz- und Liegemöglichkeiten. Von ebenen und breiten Wegen profitieren Kinder wie ältere Menschen und auch solche mit Einschränkungen. Wer bei der Planung alle Bedürfnisse gleich mitdenkt, kann sich im Anschluss wahrscheinlich auch über mehr Leben in Gemeinschaftsgarten freuen.““– myHOMEBOOK-Autorin Marike Stucke