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Expertin erklärt

Wie Gartenbesitzer auf den Klimawandel reagieren sollten

Klimawandel im Garten
Der Klimwandel hat auch Einflüsse auf den eigenen Garten. Bei der Bewässerung ist Regenwasser eine gute Möglichkeit, um kostbares Trinkwasser zu sparen Foto: Getty Images

9. Mai 2023, 12:50 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Auch Klein- und Hausgärten setzt die zunehmende Trockenheit zu. Der Gärtner muss darauf regieren – mit anderen Pflanzen und vor allem einem klugen Wassermanagement. Gartenexpertin Sandra von Rekowski erklärt, was zu tun ist.

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Des Gärtners Glück war bisher ein akkurates Stück Natur, entweder in der Kleingartensiedlung oder am Haus. Sauber geharkte Beete, ein Rasen wie ein Teppich. Doch so eine Anlage macht nicht nur viel Arbeit – sondern sie verbraucht auch viel Wasser. Und das wird in Zeiten des Klimawandels immer kostbarer. Denn trotz der ergiebigen Regenfälle seit Beginn des Jahres sind die Grundwasserspiegel überall in Deutschland besorgniserregend. Wie kann man den Garten auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten?

So wirkt sich der Klimawandel auf den Garten aus

Allein in Hessen ist seit 2003 die Grundwasserneubildung um 27 Prozent unter dem langjährigen Mittel zurückgegangen, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz und Umwelt im August 2022 mitgeteilt hatte. Der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts beklagt aktuell für große Gebiete in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch kleine Teile von Niedersachsen oder dem Breisgau eine „außergewöhnliche Dürre“.

Den Ernst der Lage kann auch Sandra von Rekowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG/Berlin), bestätigen. Als der Verband im Sommer 2022 für seinen Wettbewerb „Gärten im Städtebau“ in der Endrunde 22 Kleingärten in ganz Deutschland besucht hatte, hatten einige Anlagen in Sachsen-Anhalt wegen der Hitze große Probleme: „Ihnen wurde von den Kommunen das Wasser abgedreht, weil es dort zu trocken war“, sagt von Rekowski. Die Kleingärtner entwickelten daraufhin Methoden, um Wasser zu sparen. Mit Erfolg: Gärten in Schönebeck und Bad Dürrenberg sind vom BDG mit der Bronzemedaille ausgezeichnet worden.

Unversiegelte Flächen schaffen

Der Garten der Zukunft muss also vor allem Wasser sparen. Dafür hat der Gärtner viele Möglichkeiten. Sie beginnen mit unversiegelten Flächen, auf denen Regenwasser versickern kann. „Jeder Gärtner muss dafür sorgen, dass er davon so viele wie möglich hat“, betont Gartenexpertin von Rekowski, die Gartenbau und urbanes Pflanzen- und Freiraummanagement studiert hat. Dafür kann er auch ruhig mal ein paar Quadratmeter asphaltierter Garagenauffahrt aufreißen mit Erde befüllen oder Betonplatten auf dem Rasen entfernen. Jedes Stückchen Erde, auf dem Wasser versickern kann, ist kostbar geworden.

Aber nur Entsiegeln reicht nicht. Beete sollten etwa kräftig gemulcht werden, am besten mit Rasenschnitt, leicht angetrocknet, damit er nicht schimmelt. In einer gut fünf Zentimeter dicken Schicht wird dieser kostbare Abfall um die Pflanzen gelegt – das Wasser bleibt somit länger in der Erde.

Die richtige Bepflanzung

Zudem rät Gartenexpertin von Rekowski zu einer üppigen Bepflanzung der Beete, denn „nackter Boden nutzt nichts“. Heißt: Wer ein Blumenbeet hat, kann etwa in die Lücken der Tulpen oder Narzissen Spinat oder Feldsalat pflanzen. Auch für Gemüsebeete ist Mischkultur geboten. Hier kommen viele Pflanzen prächtig mit anderen aus: Tomaten harmonieren mit Kohlrabi, Kartoffeln mit Meerettich sowie Gurken mit Sellerie.

Sandra von Rekowski empfiehlt auch, die Erdbeerbeete durch Knoblauchpflanzen zu ergänzen. Hauptsache, es werden so viele freie Flächen durch verschattendes Blattwerk geschlossen. Und wer neben Möhren Thymian anpflanzt, erzielt einen Zusatzeffekt: Der Geruch des Thymians vertreibt die schädliche Möhrenfliege. So eine gemischte Bepflanzung ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern man kann deren Früchte auch essen.

Überhaupt die Pflanzen: Die zunehmende Erwärmung sorgt auch dafür, dass in deutschen Kleingärten neuerdings auch Oliven und Feigen gedeihen und traditionelle, nicht so hitzeresistente mitteleuropäische Pflanzen ersetzen. „Unsere Gärten werden einen Tick mediterraner“, lautet die Prognose von Gartenexpertin von Rekowski.

Und dann geht es auch darum, wassersparende Pflanzen anzubauen. Sandra von Rekowski nennt hier Gräser aus Prärielagen, Stauden wie Sonnenhüte, Chinaschilf oder Lampenputzergras. Gut seien auch dickblättrige Gewächse mit behaarten Blättern, wie etwa Hauswurz, Wolfsmilch oder Fette Henne. „Diese verdunsten weniger Wasser.“ Erstklassige Wassersparbrötchen sind zudem Kräuter wie Thymian, Lavendel, Oregano und Majoran. Hier hat der Gärtner nicht nur den Duft in der Nase, sondern auch schöne Gewürze fürs Essen.

Beim Bepflanzen ist immer zu beachten: Welche Pflanze passt zum Standort? „Das ist das Gebot der Stunde“, betont die Berliner Gartenfachfrau. Wer also einen Garten mit viel Sonneneinstrahlung hat, sollte keine Schattenpflanzen wie Farne, Maiglöckchen, Christrose oder Herbst-Anemone anpflanzen, der Pflegeaufwand wäre enorm.

Blütezeit von Obstbäumen verändert sich

Doch was ist mit dem Apfelbaum, dem Klassiker jedes deutschen Gartens? Den werde es auch weiterhin geben, ist Sandra von Rekowski optimistisch. „Der hält die Hitze schon aus.“ Doch es gibt hier ein anderes Problem. Manche Sorten blühen früh, doch es gibt in Deutschland immer mehr Spätfröste, wie letztens vielerorts Anfang Mai. Das schadet den frischen Blüten – und sorgt für eine mindere Ernte. Gartenwissenschaftlerin von Rekowski berichtet von Experimenten mit Bäumen, die so gezüchtet werden, dass sie später beginnen zu blühen.

Mehr dazu: Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Obstanbau aus?

Klimawandel im Garten – die richtige Bewässerung

Mag der Apfelbaum noch der Hitze trotzen – für den optimierten Wasserhaushalt im Garten helfen nicht nur andere und vor allem so viele Pflanzen wie möglich. Auch das Gießen bekommt eine neue Dimension. Klassisch war ja bisher, dass die Menschen täglich in den Abendstunden ihre Gärten wässerten. Falsch, sagt Gartenexpertin von Rekowski. Der moderne Rhythmus sehe so aus: Einmal kräftig alles gießen, dann zwei Tage pausieren, am dritten Tag heißt es wieder: Wasser Marsch.

Mit solchen Intervallen sorgt der Gärtner dafür, dass die Pflanzen sich mit dem Wurzelwachstum anstrengen. Sie müssen angesichts der seltenen Wassermenge so viel wie möglich davon aufnehmen, und das funktioniert nur mit einem guten eigenen Versorgungssystem. Wer täglich gießt, macht die Pflanzen „träge“, heißt: Sie haben es nicht nötig, ihre Wurzeln wachsen zu lassen, denn es gibt ja jeden Abend frisches Wasser.

Vom abendlichen Gießen rät Sandra von Rekowski ohnehin ab. Der kluge Gärtner greift zu Beginn des Tages zu Schlauch oder Kanne. Denn: „Am Morgen erwachen auch die Pflanzen und bilden ihre Wurzeln aus.“ Es ist dann Wachstumsphase, die mit Wasser unterstützt wird. Am Abend hingegen werden auch die Pflanzen müde, die Energie für Wachstum schwindet.

Regenwasser nutzen

Beim Thema Wasser gilt zudem: So viel wie möglich Regen aufsammeln, in Tonnen, Bottichen – was auch immer. Jeder Tropfen ist kostbar und spart wertvolles Trinkwasser. Ratsam ist auch, sich im Garten kleine Mulden anzulegen, also Senken, in denen sich der Regen sammelt. Diese müssen nicht groß sein, vielleicht mit ein, zwei Quadratmeter Fläche und zehn, zwanzig Zentimeter Tiefe, und schon hat man ein kleines Feuchtgebiet im Garten und bietet damit neuen Lebensraum etwa für Pflanzen, aber auch für Tiere. So freuen sich Bienen über eine Tränke.

Mehr dazu: Regenwasser im Garten auffangen – welche Methoden es gibt

Blühwiese statt Rasen im Garten

Und wer von Pflanzen spricht, muss auch über den Rasen sprechen. War früher der seidenweiche Teppich wie eine Trophäe für jeden Gartenfreund, so heißt es heute: Je wilder, desto besser – Blütenwiese statt Wembleyrasen. Blümchen sollen wachsen, auch Unkraut darf gedeihen, und übereifriges Mähen muss nicht mehr sein. Je dichter und vielfältiger der Bewuchs, desto besser auch hier die Speicherung sowie geringer die Verdunstung des Wassers. Und wenn es schön dicht und bunt gedeiht, dann freut es wiederum die Bienen.

Nebenbei macht diese Art von Rasenpflege weniger Arbeit im Unterhalt. „Wenn ich jedes Unkraut entfernen will, werde ich ja damit nie fertig“, beschreibt BDG-Expertin von Rekowski den Vorteil der sanften Verwilderung und sagt: „Der Fokus eines Gartens sollte sowieso nicht auf dem Rasen liegen.“ Denn er sei zu wenig nutze. Wer ohne ihn aber nicht leben könne, der sollte den Mut haben, den Rasen bei großer Trockenheit auch mal vertrocknen zu lassen, denn das Trinkwasser sei viel zu kostbar, um eine reine Zierfläche zu erhalten. „Keine Sorge, wenn wieder Regen fällt, erholt er sich schnell“, tröstet die Berliner Gartenfachfrau.

Für das Gartenkonzept mehr Natur, weniger Akkuratesse spricht auch eine leichte Vermoosung der Rasenfläche. „Moose in Schattenlage haben den Vorteil, dass dort die Feuchtigkeit zurückgehalten und in die unteren Bodenschichten abgegeben wird“, klärt Gartenwissenschaftlerin von Rekowski auf. Es ist der Schwammeffekt, den der Gärtner nutzen kann. Zudem sei Moos eine gute Möglichkeit zur Begrünung unter Bäumen, die sonst wenig Pflanzen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft dulden, wie etwa Walnussbäume.

Beim Thema Bäume hat die BDG-Wissenschaftlerin noch einen Rat: die Gärten höhengestaffelt bepflanzen. Also unter Bäumen Büsche, und unter den Büschen wiederum kleinere Pflanzen wie Stauden ansiedeln. „Dieses Prinzip heißt Waldgarten und sorgt ebenfalls dafür, dass das Wasser im Boden gehalten wird.“

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Den Garten klimabewusst düngen

Bleibt noch die Frage, wie der Gärtner heute klimafreundlich düngt. „Mit Kompost“, lautet Sandra von Rekowskis einzige Antwort. Und dafür müssen im Garten mindestens zwei, besser drei Komposthaufen angelegt werden aus Laub, Schnittgut und Gemüseresten. Einer wird befüllt, der nächste rottet vor sich hin – und der dritte wird „geerntet“, der Dünger wird dann im Frühjahr ausgebracht. Und wenn der dann abgeernet ist, geht der Kreislauf von vorne los – wie bei einer Dreifelderwirtschaft. „Ein anderer Dünger, etwa chemischer, ist nicht notwendig und kostet nur Geld.“

Doch es gibt noch eine Möglichkeit, seinen Beeten Nährstoffe zuzufügen: mit sogenannten Gründüngerpflanzen. Dazu gehören Senfsaat, Lupinen, Erbsen und Bohnen. „Das sind gute Stickstoffsammler“, erklärt Sandra von Rekowski. „Wenn ich die nicht bis zur Ernte wachsen lasse, sondern vorher im Boden einarbeite, gelangen ordentlich Nährstoffe in den Boden.“ Klimaschutz fängt im Garten an – und funktioniert leichter, als man denkt. Es kommt eben darauf an, dass der Gärtner der Natur möglichst freien Lauf lässt.

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