10. Januar 2022, 14:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auf den ersten Blick erscheint der Begriff „Geilwuchs“ etwas unanständig. Tatsächlich zeigt die Zimmerpflanze damit an, dass sie nicht unter optimalen Bedingungen gehalten wird. Wie Geilwuchs entsteht und wie man ihm vorbeugt, erfahren Sie hier.
Wer Zimmerpflanzen ein Zuhause bietet, möchte seinen Schützlingen natürlich die besten Bedingungen bieten. Nur so wachsen die grünen Mitbewohner zu stattlichen und ausdauernden Pflanzen heran. Neben der richtigen Gießmenge und dem passenden Substrat sind auch die Lichtverhältnisse wichtig. Steht eine Zimmerpflanze zu dunkel, kann sogenannter Geilwuchs auftreten.
Übersicht
Was genau ist Geilwuchs?
Pflanzen streben naturgemäß immer nach dem Licht. So stellen sie sicher, dass alle Blätter und Triebe ausreichend mit Tageslicht versorgt werden. Denn dieses ist für Pflanzen lebensnotwendig. An dunklen Standorten oder auch im Winter, wenn die Tage nur kurz sind, kann die Lichtmenge für die ein oder andere Zimmerpflanze ungenügend sein. Dann bilden die Pflanzen meist sehr lange, dünne Triebe zur Lichtquelle hin aus. Die Pflanze steckt ihre Energie fast ausschließlich in das Längenwachstum.
Teilweise kann sich ein einzelner Trieb so sogar mehrere Zentimeter am Tag strecken. Dies ist die sogenannte Vergeilung. Die vergeilten Triebe sind leider relativ instabil und können leicht abbrechen. Außerdem sieht eine Pflanze mit Geilwuchs meist weniger ansehnlich aus. Lange Triebe mit hellgrünen und winzigen Blättern wirken bei Zimmerpflanzen wenig dekorativ. Die Blätter bilden aufgrund des Lichtmangels weniger Chlorophyll aus und erscheinen deshalb weniger Grün. Manche können sogar fast weiß bleiben. Eine Vergeilung überstehen viele Pflanzen recht ausdauernd. Sonnenanbeter wie Kakteen können aber derart stark Schaden nehmen, dass sie letztendlich eingehen.
Vergeilte Pflanzen können auch nützlich sein
Geilwuchs wird in der Landwirtschaft aber auch gezielt eingesetzt. Der Anbau von Spargel ist hier ein gutes Beispiel. Spargel wächst natürlicherweise grün, in unseren Breiten wird er aber gern auch weiß gegessen. Darüber hinaus kann Spargel nach dem Kontakt mit Licht schnell holzig werden. Für die Vergeilung von Spargel wird die Erde über der Pflanze immer wieder angehäufelt, sodass die Spargelspitze stets mit Substrat bedeckt ist und kein Chlorophyll ausbildet. Ihrem natürlichen Lichttrieb entsprechend wächst die Spargelstange dennoch immer weiter Richtung Licht und so in die gewünschte Länge.
Wie kann man Geilwuchs verhindern?
Um die Vergeilung einer Zimmerpflanze von Vornherein zu verhindern, sollte diese generell immer in unmittelbarer Fensternähe stehen. Schon einen Meter vom Fenster entfernt, kann die tägliche Lichtmenge nicht mehr ausreichen und die Pflanze steht quasi im Schatten. Heizungswärme kann den Geilwuchs zusätzlich befeuern. Folgende Maßnahmen helfen, die Vergeilung der Pflanze zu verhindern:
- Pflanze soweit wie möglich ans Fenster stellen. Ist die Pflanze zu groß und das Fensterbrett zu klein, bieten sich Pflanzhocker an. Diese erhöhen die Pflanze, sodass sie näher am Fenster stehen kann – auch wenn sie etwas größer ist. Pflanzhocker oder -ständer können darüber hinaus sehr dekorativ wirken. Besonders mehrere Modelle kombiniert ergeben einen grünen Blickfang im Wohnzimmer, ohne dass das Fensterbrett überladen wirkt.
- Pflanzenlampen beleuchten auch die dunkelsten Ecken taghell. Das Licht ist explizit auf die Bedürfnisse von Pflanzen ausgerichtet und die lichthungrigen Mitbewohner können ungestört wachsen, ohne vergeilte Triebe auszubilden.
- Die Kür ist es, Pflanzen hell, aber dennoch weit genug entfernt von der Heizung aufzustellen. In vielen Wohnungen sind Heizungen direkt unter den Fenstern angebracht. Der ideale Standort in Sachen Lichtverhältnisse, also das Fensterbrett, bekommt durch die warme und trockene Heizungsluft einige Minuspunkte. Auch hier schaffen Pflanzhocker Abhilfe. Zimmerpflanzen bekommen in Fensternähe genug Tageslicht, sind aber gleichzeitig der warmen Heizungsluft nicht direkt ausgesetzt.
- Generell sollte die Temperatur im Winter für Zimmerpflanzen eher niedrig gehalten werden. Denn Wärme signalisiert den Pflanzen, dass sie die Wachstumsphase einleiten können, obwohl die meisten Vertreter in der kühlen Jahreszeit eher eine Ruhephase einlegen. Alternativ zum Wohnzimmer können Zimmerpflanzen deshalb auch an einem kühleren Ort untergebracht werden. Glücklich kann sich schätzen, wer einen Wintergarten oder einen verglasten Balkon hat. Hier bekommen die Pflanzen genug Licht und niedrigere Temperaturen. Aber auch das kühle Treppenhaus oder ein frostfreier Schuppen bieten sich an.
Vergeilte Pflanzen behandeln
Hat eine Pflanze eine Weile ein Schattendasein gefristet und der Geilwuchs ist schon stark ausgeprägt, hat sie ihre Form oft bereits verloren. Bei Grünpflanzen hilft nach einem Standortwechsel an einen helleren Platz nur der radikale Rückschnitt. Die Triebe und Blätter, die nun nachwachsen, sollten sattgrün und dicht austreiben. Dieses Vorgehen ist allerdings nicht bei allen Pflanzen ohne Weiteres möglich. Palmen mit verholzten Stämmen oder auch Sukkulenten wachsen nicht so schnell nach wie Grünpflanzen. Aber auch hier kann ein vorsichtiger Rückschnitt bis zu einer Blattachse oder einem Seitentrieb sinnvoll sein und die Zimmerpflanze wieder in Form bringen. So oder so gilt: Hier ist Geduld gefragt!
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Was tun in lichtarmen Wohnungen oder Räumen?
Manche Wohnungen oder einzelne Zimmer sind einfach hoffnungslos dunkel und würden jede Pflanze zur Vergeilung treiben. Hier gibt es nur zwei Lösungen:
- Der Einsatz von Pflanzenlampen.
- Pflanzen einsetzen, die mit sehr wenig Licht auskommen. Dazu gehören zum Beispiel: Efeutute, Monstera, Schwertfarn, Grünlilie oder Flamingoblume. Diese Pflanzen wachsen meist in waldigen oder tropischen Gebieten, wo sie durch das dichte Blätterdach der Bäume nur wenig Licht erreicht.