18. Mai 2022, 12:56 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Einige der beliebtesten heimischen Pflanzen sind giftig. Trotz ihres unscheinbaren Äußeren kann bei einigen Exemplaren die Einnahme ihres Gifts sogar zum Tod führen. Eine Übersicht heimischer Giftpflanzen finden Sie hier.
Die heimische Flora hat einiges zu bieten. Bunte Blüten in den verschiedensten Formen, herrlichen Farben und mit lieblichen Düften. Eines von ihnen haben viele gemein: Sie sind für den Menschen giftig. Einige von ihnen sehen dabei sogar essbaren Pflanzen zum Verwechseln ähnlich. Wie man die giftigen von den genießbaren unterschiedet, finden Wissbegierige bei myHOMEBOOK.
Achtung: Kommt es zu einem Vergiftungsfall, suchen Sie schnellstmöglich ärztlichen Rat! Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie etwa Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen rufen Sie den Notarzt unter 112. Ansonsten ist die Notrufnummer der Giftzentrale 24 Stunde besetzt: 0228 19240. Die Broschüre der Giftzentrale informiert, was im Notfall zu tun ist.
Bei Vergiftung unbedingt vermeiden
- Stecken Sie dem Vergifteten nie den Finger in den Hals. Es besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Lunge gelangt.
- Verabreichen Sie keine Milch, da diese die Giftaufnahme im Darm beschleunigt.
- Kein Salzwasser verabreichen, um Erbrechen auszulösen. Das kann fatale Folgen haben.
- Medizinische Kohle sollte nur von ärztlichem Personal verabreicht werden.
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Maiglöckchen
Wer hätte das gedacht! Dieser filigrane Frühlingsblüher, der so unschuldig aussieht, hat es ganz schön in sich. Im Maiglöckchen sind eine ganze Reihe verschiedener Gifte vertreten, die Schwindel, Sehstörungen und Krämpfe auslösen. Schlimmstenfalls kann durch das Gift das Herz angegriffen werden und es kommt zu Herzversagen.
Besonders perfide: Die Blätter des Maiglöckchens ähneln denen von Bärlauch, beide Pflanzen wachsen oftmals nebeneinander. Im Frühjahr kommt es immer wieder zu Vergiftungsfällen, weil Bärlauch-Sammler die Pflanzen verwechseln.
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Eisenhut
Venuswagen, Wolfskraut oder Würgling – so wurde der Eisenhut früher auch genannt. Und der Name spricht Bände: Die Pflanze zählt zu den giftigsten Arten in Europa. Und sie ist als Zierpflanze auch in deutschen Gärten beliebt. Es reicht schon, sie zu berühren und das Kontakt-Gift Aconitin, das giftiger als Strichnin ist, verursacht einen schmerzhaften Ausschlag, was noch zu den harmloseren Symptomen zählt. Es folgen Krämpfe, Herzrhythmusstörungen, Atemlähmung und Herzversagen. Unter anderem sollen Papst Hadrian VI. und der römische Kaiser Claudius mit dieser Pflanze vergiftet worden sein.
Aronstab
Die Giftpflanze des Jahres 2019 ist auch in so manchem deutschen Garten sehr beliebt. Als Zierpflanze fühlt sich Aronstab an schattigen und feuchten Plätzen wohl, etwa unter Hecken. Blütezeit ist von April bis Mai, ab Juni bildet die bis zu 40 Zentimeter hohe Pflanze rot oder orange leuchtende Beeren.
Verführerisch: Die Beeren sollen angenehm süßlich schmecken. Sie sind allerdings besonders giftig. Schon nach fünf Minuten können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Krämpfe auftreten.
Goldregen
Charakteristisch für diesen kleinen Baum sind die gelb-leuchtenden Blüten. Die giftigen Früchte des Goldregens ähneln kleinen Erbsen-Schoten, werden daher oft von Kindern verwechselt. Deswegen ist es auch verboten, ihn in der Nähe von Kindereinrichtungen anzupflanzen. Drei bis fünf Hülsen beziehungsweise 20 Samen können schon tödlich sein. Giftige Alkaloide finden sich aber auch in der gesamten restlichen Pflanze. Wirkt das Gift zuerst erregend, treten im weiteren Verlauf Erbrechen, Magenkrämpfe und Fieber auf. Schließlich kommt es zum Tod durch Atemlähmung.
Herbstzeitlose
Wie beim Maiglöckchen ähneln die Blätter der Herbstzeitlosen denen des Bärlauchs – und sind genauso giftig. Es reichen kleinste Mengen des Giftes Colchicin, um innerhalb kürzester Zeit Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Diese beginnen mit einem brennenden Gefühl im Mund und Rachen, gefolgt von Erbrechen, Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Das Herz-Kreislauf-Versagen führt schließlich zum Tod. In der Antike hatte sie den Namen „Leichenblume“, welcher ihrer leichten Auflösbarkeit im Wasser entsprang.
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Thuja
Dieses immergrüne Zypressengewächs, auch Lebensbaum genannt, wird in heimischen Gärten gerne als Heckenpflanze verwendet. Aber von wegen! Die Zweige und Zapfen enthalten ein ätherisches und sehr giftiges Öl. Bei Berührung der Pflanze können Hautreizungen auftreten. Oral eingenommen, besteht Lebensgefahr durch Vergiftung!
Rhododendron
Rund 1000 verschiedene Rhododrendon-Arten existieren weltweit, die meisten in Asien. Dort wird die Pflanze auch als Medizin verwendet: In Nordindien, Nepal und Bhutan gewinnt man aus Blättern des Rhododendron anthopogon ein duftendes Öl, das gegen Muskel- und Gelenkschmerzen hilft oder als Rauchwerk heilende Kräfte verbreiten soll. Rhododendron kann aber auch anders: Giftig sind Blüten, Früchte, Nektar und Blätter. Das Gift in den Pflanzen kann von Region zu Region unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Laut der Giftzentrale Bonn sind beispielsweise im Honig von der türkischen Schwarzmeer-Küste rhododendrontypische Giftstoffe nachgewiesen worden. Grayanotoxin, so der Name des Gifts, führt zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Erwischt es einen schlimm, treten schwere Herzrhythmus-Störungen, Atemstörungen und Krampfanfälle auf.
Eibe
Auch die Eibe wird in unseren Gärten gerne für die Hecke verwendet. Sie lässt sich gut beschneiden, dient daher auch als Material für Pflanzenskulpturen. Dieser immergrüne Nadelbaum kann übrigens eine Höhe von 15 Metern erreichen. Doch auch Eiben sind giftig! In den Nadeln und Samen der scharlachroten Früchte findet sich das Gift Taxin in hoher Dosis. Das Fruchtfleisch hingegen ist ungiftig. Nach dem Verzehr der Samen oder Nadeln kommt es zur Mundtrockenheit, Rotfärbung der Lippen und Erweiterung der Pupillen, gefolgt von Schwindel, Krämpfen und Durchfall. Leber- und Nierenschäden können Spätfolgen sein, falls man nicht vorher durch Herz-Kreislaufversagen gestorben ist.
Christrose
Diese beliebte Garten-Zierpflanze trägt auch die Namen Schneerose, Weihnachtsrose oder Schwarze Nieswurz, manche kennen sie auch unter Helleborus niger. Sie blüht über die Weihnachtszeit bis in den Februar. Doch christliche Nächstenliebe scheint nicht ihr Ding zu sein: Der Gift-Cocktail aus Sterodidsaponine, Protoanemonin und Bufadienolide klingt nicht nur gruselig – er ist es auch. Mit einem kratzigen Mund beginnen die Vergiftungserscheinungen, gefolgt von Koliken, Durchfällen, erweiterten Pupillen und Kollaps. Die Vergiftungserscheinungen ähneln einer Herzglykosid-Vergiftung.
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Tulpe
Verrückt: Mit dieser sehr beliebten Zierpflanze wurde im 17. Jahrhundert an der Holländischen Börse gehandelt, bis 1637 ein Börsenkrach die sogenannten Tulpenmanie beendete. Viele Menschen hatten sich an den Blumen verspekuliert und ihr Vermögen verloren. Giftige Tuliposide, die in allen Teilen der Pflanze auftreten, lösen bei Hautkontakt eine stark juckende Tulpen-Dermatitis aus. Wer auf die Idee kommt, größere Mengen zu schlucken, muss mit Erbrechen, Bauchschmerzen und Abfall der Körpertemperatur rechnen bis hin zu Schock und Atemstillstand.
Tollkirsche
Manchmal ist Gift von Nutzen: Der Saft der Tollkirsche in die Augen geträufelt erweitert die Pupillen. In früheren Zeiten ein durchaus gewünschter Schönheitseffekt bei vielen Frauen. Daher rührt wahrscheinlich auch der italienische Name dieser Nachtschattenpflanze: Belladonna – schöne Frau. Heute findet das im Saft enthaltene Atropin noch immer Verwendung in der Medizin. Doch „toll“ wird jeder, wer zu viel von ihrem Pflanzengift abbekommt. Zuerst ist man sexuell erregt. Dann folgen starke Krämpfe, Halluzinationen und ein starker Bewegungsdrang. Schließlich fällt man ins Koma und stirbt.
Alpenveilchen
Ungefähr 22 Alpenveilchen-Arten existieren, doch nur eines – das Europäische Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) – findet sich wirklich in den Alpen. Durch den Verzehr der Knolle und der Blätter kann es zu Krämpfen, Schwindel und Kreislaufstörungen kommen.
Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau (Heracleum spp.) verursacht bei Berührung Bläschenbildung, Hautrötungen und Juckreiz bis hin zu schlimmen Verbrennungen zweiten Grades. Die Entfernung des ungeliebten Gartengastes darf nur mit Schutzkleidung vorgenommen werden. Gartenhandschuhe sind dabei ein Muss!
Bittersüßer Nachtschatten
Alpranke, Bittersüß, Hirschkraut, Heischkraut, Mäuseholz, Saurebe, Seidelbeere, wilde Stickwurz und Wasserranke sind die Namen, unter denen die Pflanze Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) bekannt ist. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Steroidalkaloide und Saponine. Das Verschlucken der Beeren, Blätter und der Stängel kann zu Erbrechen, Durchfall und Lähmungen bis hin zur Atemlähmung führen.
Blauregen
Blauregen (Wisteria) entstammt einer Unterfamilie der Schmetterlingsblütler. In allen Pflanzenteilen finden sich Alkaloide. Bei Verschlucken kann es zu Verdauungsstörungen und Kreislaufproblemen kommen.
Buchsbaum
Der Buchsbaum (Buxus sempervirens) erfreut sich als Beet-Begrenzung und Garten-Dekoration großer Beliebtheit. Auf Friedhöfen wird er gern als Grab-Bepflanzung gewählt. Doch der schön in Form schneidbare immergrüne Strauch ist eine giftige Pflanze. Vor allem der Verzehr der Blätter kann zu Erbrechen und Krämpfe bis hin zum Tod führen.
Efeu
Sämtliche Pflanzenbestandteile des Gemeinen Efeus (Hedera) sind giftig. Die Folgen der Vergiftung sind Brennen im Rachen, Durchfall und Erbrechen, Krämpfe, erhöhter Puls und Kopfschmerzen. Nach größerer Aufnahme – was aufgrund seiner Bitterkeit eher unwahrscheinlich ist – können Schock und Atemstillstand auftreten. Häufig hingegen sind Kontaktdermatiden. In geringen Mengen wird der Kletterpflanze eine Heilwirkung nachgesagt. Zubereitungen aus wenigen Efeu-Blättern finden Anwendung bei Bronchialerkrankungen, Krampf- und Reizhusten.
Engelstrompete
Die Engelstrompete (Brugmansia spp.) ist mit ihren großen, hängenden Blüten ein beliebter Gast auf Terrassen. Doch genau wie der Stechapfel ist sie hochgiftig. Das Verschlucken nur weniger Blütenblätter kann bei Kindern zum Tode führen. Durch den Verzehr kann es bei Erwachsenen zu Bewusstseinsstörungen kommen, weswegen sie als halluzinogene Droge missbraucht wird.
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Roter Fingerhut
Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) ist hochgiftig. Bereits der Verzehr von zwei Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen, was ihr 2007 den Titel „Giftpflanze des Jahres“ einbrachte.
Goldlack
Der Goldlack (Erysimum cheiri) gilt als Pflanze der Sehnsucht und ist unter unzähligen Namen bekannt. Vor allem der Samen ist giftig und kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Bei Berührung kann es zu Hautreizungen kommen.
Holunder
Wir kennen die Heilwirkung von Holunderblüten-Tee und wissen, dass im Holunder laut den Griechen, Römern und Germanen die guten Geister wohnen sollen. Doch eigentlich ist der Holunder giftig und verursacht Brechreiz, wenn man die Beeren in größeren Mengen isst. Der schwere, süßliche Duft der Blüten kann benommen machen. Den Namen „Baum des Teufels“ erhielt der Holunder allerdings nicht aufgrund seiner giftigen Eigenschaften. Der Name entstammt dem Christentum, da Judas sich nach dem Verrat an Jesus an einem Holunderbaum erhängt haben soll.
Hortensie
Im Norden Deutschlands wurden bereits Hortensien aus Gärten gestohlen. Die Polizei vermutet, dass die Blumen getrocknet werden und als Rauschmittel herhalten sollen. Doch es wird eindringlich davor gewarnt, die getrockneten Blätter und Blüten zu rauchen. Die enthaltenen Blausäureverbindungen können tödlich sein. Innerhalb weniger Minuten kann es zum Herzstillstand kommen.
Oleander
Alle Pflanzenteile des Oleander (Nerium oleander) enthalten Oleandrin. Es ist ein giftiges Herzglykosid. Der Verzehr führt zu Verdauungsstörungen und Herzbeschwerden. Die Vergiftungssymptome können das zentrale Nervensystem betreffen und zum Tode führen. Der Saft des Oleanders kann Hautreizungen verursachen.
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Ruhmeskrone
Die Ruhmeskrone (Gloriosa superba) enthält den gleichen Giftstoff wie die Herbstzeitlose. Das Gift Colchicin gilt als erbgutverändernd und kann in weniger als einer Stunde zum Tode führen.
Stechapfel
Der Stechapfel (Datura stramonium) ist wie sein Verwandter – die Engelstrompete – sehr giftig. Der Konsum kann zu schweren Halluzinationen führen. Bei Kindern führen bereits 4 Gramm oder 12 Samen zum Tode.
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Weißer Germer
Weißer Germer ist auch unter den Namen Nieswurz, Hammerwurz, Hemmerwurzn, Lauskraut und Lauswurz bekannt. Er wächst vornehmlich in den Alpen und ist in ganz Österreich verbreitet. Er ist sehr giftig. Die Symptome reichen von Erbrechen, heftigem Durchfall bis zu Muskelkrämpfen, Halluzinationen und Atemnot. Nach drei bis zwölf Stunden nach der Giftaufnahme kann der Tod eintreten.