10. Juli 2019, 14:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Einmal hacken spart dreimal gießen“ besagt eine bekannte Gärtnerregel. Doch was ist dran an dieser vermeintlichen Faustregel? Mythos oder wertvolle und vor allem wassersparende Wahrheit? myHOMEBOOK hat bei Experten nachgefragt.
„Stellen Sie sich ein Beet vor: Der Boden ist eventuell hart und verschlämmt. Eigentlich logisch, dass Wasser nicht mehr richtig aufgenommen werden kann. Ohne an die Pflanzenwurzeln zu gelangen, fließt es einfach davon. Hier kann Hacken tatsächlich Abhilfe schaffen“, erklärt Sandra von Rekowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde e. V. auf Nachfrage gegenüber myHOMEBOOK.
In der Gärtnerweisheit „Einmal hacken erspart dreimal gießen“ steckt eine Menge Weisheit drin, versichert auch Uwe Kunert, Leiter des Versuchsbetriebs des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e. V. auf Nachfrage von myHOMEBOOK. „Auf frisch gelockerten Böden wird während der Vegetationszeit der Strukturzustand vor allem in der oberen Bodenschicht aufrecht gehalten. So werden Verkrustungen bzw. Verschlämmungen der Bodenoberfläche beseitigt. Durch diese Bearbeitung kommt es zu einer Unterbrechung der Bodenkapillaren kurz vor der Oberfläche.“
Allein durch diesen kleinen Trick erreiche man dem Experten nach eine Herabsetzung der unproduktiven Verdunstung aus dem Boden. Damit wiederum steht den Pflanzen ein größerer Wasservorrat zur Verfügung. Bei dieser sogenannten pflegenden Bodenbearbeitung können Sie nicht nur die Verdunstung mindern. Zusätzlich wird auch das Unkraut bei der Bodenoberflächenlockerung im Wachstum gestört.
Allerdings sollten Sie sich nach Ansicht des Experten nicht nur auf das Hacken allein konzentrieren. Bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius gerät auch die beste Gärtnerweisheit ins Wanken. Achten Sie daher immer auf die Kombination, nur so spart man unterm Strich Wasser ein.
Hacken kann also in der Tat helfen weniger gießen zu müssen. Doch auch hier kommt es auf die richtige Technik an.
Gemüsebeet richtig hacken – so geht´s
Lockern Sie zwischen den Pflanzen nur die obere Bodenschicht auf. Die nun entstandene größere Bodenoberfläche ist besser in der Lage, Regen- und Gießwasser aufzunehmen und zu speichern. Zudem erhöhen die in der oberen Bodenschicht lebenden Mikroorganismen durch die Sauerstoffzufuhr ihre Aktivität. Diese setzen das für Pflanzen notwendige Stickstoff frei.
Um die Bodenlebewesen jedoch nicht zu stören, rät Sandra von Rekowski, nicht zu häufig und vor allem nicht zu tief zu hacken: „Vermieden Sie, den Boden tiefgründig umzugraben! Jedes Lebewesen ist an eine Bodenschicht angepasst. Zudem könnten Pflanzenwurzeln durch zu tiefes Hacken beschädigt werden.“
Die Gartenexpertin empfiehlt, gehackte Gemüsebeete zusätzlich zu mulchen. Hierfür eignen sich Stroh oder andere Mulchmaterialien. „Diese sorgen dafür, dass Wasser noch besser im Boden gehalten werden kann und weniger verdunstet.“ Fast wie nebenbei würde auch der Unkrautwuchs durch zusätzliches Mulchen eingedämmt, da das Licht für die Keimung der Samen fehlt.
So gießen Sie Ihr Gemüsebeet richtig
Ganz ohne Gießen geht es natürlich nicht. Die Experten empfehlen, lieber einmal kräftig und ausgiebig das Gemüsebeet zu gießen, als öfter und dafür zaghaft. Wenig oberflächliches Wasser kann nur unzureichend bis zu den Wurzeln vordringen. Die Pflanze ist in diesem Fall nicht ausreichend versorgt. Ein weiterer Vorteil des kräftigen Gießens: Kräftig, aber seltener gegossene Pflanzen bilden kräftigere, tiefreichende Wurzeln und können sich in Notzeiten auch gut selbst mit Wasser aus der Tiefe versorgen.
Passend dazu: Wie Sie Ihre Pflanzen richtig gießen
Beim Gießen Ihrer Gemüsebeete rät Sandra von Rekowski, „das Wasser bodennah ausbringen und nicht die oberirdischen Pflanzenteile zu gießen. Gießen Sie am besten mit luftwarmem Regenwasser tiefgründig und bei Bedarf. Zum Gießen Ihrer Gemüsepflanzen sind die frühen Morgenstunden ideal.
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Übrigens: Für eine optimale Wasserversorgung ist ein ausreichend weit verbreitetes Wurzelsystem wichtig. Gut eingewurzelte, ältere Pflanzen sind unter normalen Bedingungen in der Lage, ihren Wasserhaushalt selbst zu regulieren. So wachsen Pflanzenwurzeln zum Wasser im Boden hin. Werden Pflanzen jedoch zu häufig gegossen, bilden sie nur oberflächennahe Wurzeln aus. Während einer Hitzeperiode kann es dann rasch zu Welkerscheinungen kommen, weil auch über den Boden sehr viel Wasser verdunstet.