9. Oktober 2024, 13:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Manchmal entdeckt man im Wald, auf einer Wiese oder sogar im eigenen Garten kreisförmige Pilzansammlungen, die eine geheimnisvolle Ausstrahlung haben. Diese als „Hexenringe“ oder „Elfenringe“ bezeichneten Formationen regen oft die Fantasie an. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Naturphänomen? myHOMEBOOK hat beim Dipl.-Geol. Gerhard Schuster von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie nachgefragt.
Sie können vollständige, kreisrunde Pilzformationen annehmen, während sie in anderen Fällen nur teilweise ausgeprägt sind. Für Gartenbesitzer können diese sogenannten Hexenringe ärgerlich sein, da sie den gepflegten Rasen beeinträchtigen. Doch warum treten sie im eigenen Garten auf und was kann man dagegen unternehmen?
Was genau sind Hexenringe?
Unter Hexenringen versteht man im Kreis oder Halbkreis angeordnete Formationen von Pilzen. Sie werden auch Feenringe oder Märchenringe genannt. Da der eigentliche Pilz unterhalb der Erde wachse, würden Experten von sichtbaren Fruchtkörpern sprechen, erklärt Gerhard Schuster von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.
Wie entstehen Hexenringe?
„Hexenringe werden vorwiegend von bodenbewohnenden Pilzen gebildet, die sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial ernähren. Sie kommen aber auch bei Pilzen vor, die in Symbiose mit Pflanzen leben“, erklärt der Experte. Besonders häufig vorkommende bekannte und essbare Arten seien Nelkenschwindlinge, Wiesenchampignons oder Violette Rötelritterlinge. „Es gibt aber auch tödlich giftige Arten wie den Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), die in Hexenringen wachsen können“, erläutert Schuster weiter.
Hinweis: Um die Hexenringe haben sich im Laufe der Jahre viele Sagen und Legenden entwickelt. So dachte man im Mittelalter beispielsweise, dass diese kreisrunden Formen Versammlungsorte von Feen, Hexen oder anderen Naturgeistern seien. Manch einer sieht in Hexenringen auch Ufolandeplätze.
Warum wachsen Pilze im Kreis?
Nicht alle Pilze können in runden Formationen wachsen. Nur Pilze, die ihre Fruchtkörper an den äußeren Rändern (Peripherie) ihres Myzels bilden, seien dazu imstande, sagt Schuster. Myzelien sind die unterirdischen Bestandteile eines Pilzes, die ein Geflecht bilden können. In manchen Fällen ist dieses Geflecht kreisrund. Und wenn Pilze nur in der Lage sind, an der Peripherie Fruchtkörper zu bilden, entstehen Kreise.
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Welche Auswirkungen haben Hexenringe auf meinen Garten?
Wer Hexenringe im Garten hat, könne sich an dem Anblick erfreuen – oder auch nicht. In jedem Fall müsse aber noch mit weiteren Begleiterscheinungen gerechnet werden, meint Schuster: „Die meisten Wiesenpilze mit dieser Eigenschaft fördern das Wachstum des Grases in einem schmalen Bereich beiderseits der Ringzone. Durch eine Steigerung ihres Chlorophyllgehalts wirken die Gräser dort dunkler. Der Pilz setzt Stickstoff frei, der im Boden als Ammoniak angereichert wird und das Pflanzenwachstum fördert. Innerhalb eines Hexenrings kann sich auch eine nekrotische Zone bilden, in der das verdichtete Pilzmyzel die Pflanzenwurzeln an der Wasseraufnahme hindert und die Pflanzen so zum Absterben bringt.“
Info vom Fachmann: Aus Radius und durchschnittlichem Zuwachs der Myzelien lässt sich das Alter der Hexenringe bestimmen. Für die größten Hexenringe wurde bislang ein Alter von 700 Jahren berechnet. Große Hexenringe sind ein Zeichen für einen alten, wenig gedüngten Garten. Ein schöner, großer Hexenring im Rasen ist Stolz und Zierde jedes naturnahen Gartens.
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Wie wird man Hexenringe wieder los?
Hat man erst einmal einen Hexenring im Garten, braucht man viel Geduld und Beharrlichkeit, denn leicht machen es die Pilze dem Gartenbesitzer nicht. Man hat die Möglichkeit die Stellen im Rasen regelmäßig stark zu wässern und zu sanden, in der Hoffnung das Pilzgeflecht zu schwächen. Außerdem kann man dem Rasen mit Nährstoffen helfen, stärker zu werden. Nutzt das nichts, bleibt nur noch die mechanische Bekämpfung. Die Erde muss ausgehoben und ersetzt werden. Ganz wichtig zur Vorbeugung ist eine regelmäßige Pflege des Rasens. Hexenringe wachsen meist nur dort, wo wenig gedüngt und der Rasen bereits geschwächt ist.
So handelte die Nachbarin von Experte Gerhard Schuster:
„Eine ehemalige Nachbarin von mir hat sich so über die Hexenringe von Nelkenschwindlingen in ihrem Rasen geärgert, dass sie ihn hat zwei Meter tief ausbaggern lassen. Anschließend wurde neuer Boden eingebracht und neuer Rasen eingesät.“