9. Juli 2021, 21:25 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Im Kampf gegen Schädlinge ist der Griff zu chemischen Mitteln die einfachste Lösung, aber nicht die beste. Empfehlenswerter ist es, Helfer aus der Natur zu nutzen, die genauso effektiv und dabei auch noch nachhaltig sind. Welche das sind, wogegen sie helfen und wie man sie richtig anwendet, erfahren Sie hier.
In der Regel bekommt man einen Schädlingsbefall mit der richtigen Pflanze und Wasser schon in den Griff. In Form von Jauchen, Tees, Kaltauszügen und Brühen können Wildkräuter effektive Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen sein, die sich einfach zubereiten lassen. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund ihrer Inhalts- und Nährstoffe machen sie die Pflanzen sogar widerstandsfähiger, verbessern die Bodenqualität und beugen Schäden vor.
Übersicht
Jauchen gegen Schädlinge
Zum Ansetzen von Jauchen nutzen Hobbygärtner am besten abgestandenes oder Regenwasser. Neben dem Wasser und den nötigen Pflanzenteilen brauchen sie außerdem ein großes Gefäß aus Plastik, Ton oder Holz. Metall ist nicht empfehlenswert, da es bei der Gärung mit dem Inhalt reagieren könnte. Um eine Jauche herzustellen, sollte man zwei bis drei Tage einplanen. Noch ein Tipp: Das Gefäß nie mehr als bis zu Dreiviertel füllen, denn das Gemisch kann während des Prozesses schäumen.
Brennnesseljauche
Bei Schädlingen wie Spinnmilben oder Blattläusen ist eine Jauche aus Brennnesseln das Richtige. Zum Anrühren braucht man ein Kilogramm frische Brennnesseln und zehn Liter Wasser. Wie man dabei vorgeht, erfahren Sie hier.
Wer zu dem Gemisch noch etwas Gesteinsmehl oder Kompost dazugibt, kann starke Gerüche unterbinden, die während des Gärungsprozesses entstehen. Ein wichtiger Hinweis: Brennnesseljauche nicht bei einem Befall auf Kohlpflanzen anwenden, denn der Geruch lockt den Kohlweißling an.
Mehr dazu: 5 natürliche Methoden, um Spinnmilben zu bekämpfen
Eichenblätter- und -rindenjauche
Bei fressenden und saugenden Schädlingen wie Ameisen ist eine Jauche aus Eichenblättern sowie -rinde eine gute Wahl. Ein Kilogramm Herbstlaub von der Eiche sowie einige Rindenstücke und zehn Liter Wasser sind zum Ansetzen notwendig.
- Das Laub und die Rinde in zehn Litern Wasser drei Tage lang ziehen lassen.
- Danach entweder im Verhältnis 1:5 oder 1:10 verdünnt anwenden.
Holunderjauche
Holunderjauche eignet sich hervorragend gegen Wühlmäuse, funktioniert aber auch als Zusatz in anderen Jauchen gegen Pflanzenschädlinge. Auf ein bis anderthalb Kilogramm Holunderblätter kommen zehn Liter Wasser.
- Blätter mit Wasser vermengen und zwei bis drei Tage ziehen lassen.
- Täglich umrühren, dabei sollten alle Pflanzenteile im Wasser sein.
Das fertige Gemisch dann unverdünnt in die Gänge der Wühlmäuse geben.
Knoblauchjauche
Die Jauche aus Knoblauchzehen wirkt wahre Wunder gegen Schädlinge wie die Möhrenfliege oder die Erdbeer- sowie Spinnmilben. Zum Ansetzen benötigt man 500 Gramm Knoblauch und zehn Liter Wasser.
- Die zerkleinerten Knollen in einem passenden Gefäß mit Wasser ansetzen und abgedeckt drei Tage lang ziehen lassen.
- Täglich umrühren.
- Die fertige Jauche dann unverdünnt anwenden.
Das Gemisch kann sowohl bei einem akuten Befall zum Einsatz kommen als auch zur Vorbeugung.
Kohljauche
Es gibt einige effektive Mittel gegen Erdflöhe, eins davon ist eine Jauche aus Kohlblättern. Hobbygärtner brauchen ein Kilogramm der Blätter und fünf Liter Wasser. Übrigens: Kohljauche ist eine gute Alternative zu Brennnesseljauche, um Schädlinge zu bekämpfen.
- Zuerst die Kohlblätter zerkleinern, danach mit dem Wasser vermengen.
- Abgedeckt für drei Tage ziehen lassen.
Liegt ein akuter Befall vor, das Gemisch einfach um die Pflanze herum gießen. Ansonsten kann man die Jauche auch in eine Sprühflasche füllen und die Pflanzen auf diese Weise benetzen.
Rainfarnjauche
Ein natürliches Mittel gegen Schädlinge aller Art ist die Jauche aus Rainfarn. Besonders effektiv hat sie sich im Kampf gegen Erdflöhe, Ameisen, Blatt- sowie Wurzelläuse und Erdraupen erwiesen. Es braucht drei Kilogramm frischen Farn, am besten blühend, da die Wirkstoffe dann die höchste Konzentration haben, und zehn Liter Wasser. Vorsicht: Rainfarn ist giftig, daher unbedingt mit Obacht und Schutzkleidung arbeiten.
- Zuerst die Pflanzenteile zerkleinern, dann mit Wasser vermengen.
- Drei Tage lang ziehen lassen.
Bei einem akuten Befall sollte man die Jauche unverdünnt zweimal die Woche auf die betroffene Pflanze sprühen.
Rhabarberjauche
Blattläusen, Larven, Raupen und Schnecken bekommt man mit einer Jauche aus Rhabarber in den Griff. Aus 500 Gramm frischen Blättern und drei Litern Wasser lässt sich das Gemisch herstellen.
- Blätter und Wasser vermengen und für drei Tage ziehen lassen.
- Danach unverdünnt im Verhältnis 1:5 auf die Pflanzen geben.
Soll die Jauche Schnecken vertreiben, bringt man sie am besten unverdünnt zwischen den Pflanzen und um sie herum aus. Auf diese Weise kann man einem Befall auch vorbeugen, denn die Jauche hinterlässt einen schleimigen Belag, der die Schädlinge abschreckt.
Tomatenjauche
Tomatenjauche ist die Wunderwaffe gegen den Kohlweißling. Hobbygärtner brauchen 30 Gramm frische Triebe und zwei Liter Wasser.
- Tomatentriebe zerkleinern und mit Wasser vermengen.
- Das Gemisch zwei bis drei Tage abgedeckt ziehen lassen.
- Täglich umrühren.
Um einem Befall vorzubeugen, sprüht man das fertige Gemisch am besten im Juli und August zweimal die Woche im Verhältnis 1:1 bis 1:5 verdünnt über den Kohl.
Wermutjauche
Ameisen, Raupen und Blattläuse sind Schädlinge, die man mit einer Jauche aus Wermut loswerden kann. Es braucht entweder 300 Gramm frisches oder 30 Gramm getrocknetes Kraut und zehn Liter Wasser.
- Das Wermutkraut mit Wasser abgedeckt drei Tage lang ziehen lassen.
- Die Jauche danach unverdünnt um die Pflanzen gießen.
Zwiebeljauche
Zwiebelschalen sollten nicht sofort im Abfall landen, denn aus ihnen kann man wertvolle Jauche gegen Schädlinge ansetzen. Besonders effektiv ist das Gemisch aus 500 Gramm Zwiebelschalen und fünf Litern Wasser beispielsweise gegen die Möhrenfliege.
- Die Schalen zerkleinern und ins Wasser geben.
- Das Gemisch fünf bis sieben Tage lang ziehen lassen.
- Die Flüssigkeit danach abseihen und im Verhältnis 1:10 oder 1:20 verdünnen, bevor man sie zweimal die Woche auf die Pflanzen sprüht.
Tees gegen Schädlinge
Neben Jauchen kann man die Kräuter auch zu einem Tee aufkochen und gegen Schädlinge im Garten einsetzen.
Knoblauchtee
Knoblauchtee ist die richtige Wahl, wenn die Weiße Fliege Pflanzen belagert. Zum Ansetzen braucht es eine Bio-Knoblauchknolle sowie einen Liter Wasser.
- Zuerst die Knolle klein hacken, anschließend im Wasser aufkochen.
- Das Gemisch eine Stunde ziehen lassen.
- Danach den Sud abseihen und unverdünnt auf die betroffenen Pflanzen geben – entweder mithilfe einer Sprühflasche oder als Gießwasser.
Rainfarntee
Auch aus Rainfarntee lässt sich neben Jauche ein Tee gegen Schädlinge zubereiten. Die aufgekochte Variante ist ebenfalls effektiv im Kampf gegen Blatt- sowie Wurzelläuse, Lauchmotten oder die Zwiebelfliege. Für den Tee braucht man 30 Gramm Rainfarn und einen Liter Wasser. Auch hier gilt: Vorsicht, denn der Farn ist giftig. Unbedingt zu Schutzkleidung greifen!
- Pflanzenteile für 24 Stunden im Wasser einweichen lassen.
- Gemisch danach 30 Minuten lang aufkochen und anschließend abkühlen lassen.
- Pflanzenteile absieben und den Tee dann entweder auf Pflanzen sprühen oder sie damit gießen.
Brühen gegen Schädlinge
Heiß in der Zubereitung sind zudem Brühen aus Kräutern, mit denen man Schädlinge im Garten effektiv bekämpfen kann.
Ackerschachtelhalmbrühe
Berühmt ist die Brühe aus Ackerschachtelhalm, denn sie verschreckt Blatt- sowie Schildläuse, Zikaden, Milben und auch Pilze wie Mehltau. Doch nicht nur das: Da das Wildkraut reich an Kieselsäure ist, versorgt es den Garten mit wichtigen Nährstoffen, stärkt dadurch die Abwehrkräfte der Pflanzen und kann einem Schädlingsbefall auf diese Weise vorbeugen. Für die Brühe braucht man 30 Gramm Halme und zwei Liter Wasser.
- Die Halme grob zerkleinern und mit Wasser vermengen.
- An einem warmen Ort mindestens 24 Stunden ziehen lassen.
- Danach in einen großen Topf geben und für 30 Minuten aufkochen.
- Brühe abkühlen lassen, sieben und im Verhältnis 1:5 verdünnen.
Das Gemisch sofort auf befallene Pflanzen sprühen oder es ihnen als Gießwasser verabreichen. Soll die Brühe einem Befall vorbeugen, bringt man sie von Frühjahr bis Sommer alle zwei bis drei Wochen aus.
Rhabarberbrühe
Rhabarber ist nicht nur als Jauche ein zuverlässiges Mittel gegen Schädlinge, sondern auch als Brühe. Um die Schwarze Bohnenlaus oder auch die Lauchmotte loszuwerden, braucht man 500 Gramm Rhabarberblätter und drei Liter Wasser.
- Zuerst Rhabarberblätter zerkleinern.
- Danach für 24 Stunden im Wasser einweichen lassen.
- Gemisch anschließend für 30 Minuten aufkochen, danach gut abkühlen lassen.
- Pflanzenteile aussieben und die Brühe am besten sofort und unverdünnt sprühen oder gießen.
Das Gemisch nicht unmittelbar vor der Ernte und auch nicht direkt auf die Früchte geben.
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Kaltwasserauszüge gegen Schädlinge
Alternativ kann man auch sogenannte Kaltwasserauszüge aufsetzen, die genauso effektiv sind, um Schädlinge in den Griff zu bekommen.
Brennnessel-Kaltwasserauszug
Der Unterschied zwischen Brennnesseljauche und einem -Kaltwasserauszug besteht nur in der Dauer der Zubereitung. Ein Kilogramm der Blätter ziehen zerkleinert nur 24 Stunden in zehn Litern Wasser. Wichtig ist, dass das Gemisch luftdicht verschlossen wird. Das Mittel anschließend nur noch abseihen und auspressen und schon kann es gegen Blattläuse oder Lauchmotten zum Einsatz kommen. Aber auch hier gilt: Nicht auf Kohlpflanzen ausbringen.
Tomaten-Kaltwasserauszug
Für einen Kaltwasserauszug aus Tomatentrieben braucht es ungefähr zwei Handvoll Geiztriebe und zwei Liter Wasser. Beides muss ebenfalls 24 Stunden ziehen, bevor es abgesiebt, abgepresst und schließlich in eine Sprühflasche umgefüllt und genutzt werden kann.