20. Juni 2022, 12:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Verschiedene Schädlinge und Krankheiten können die Kirschernte ruinieren – darunter die Larven von Kirschfruchtfliege und Kirschessigfliege. Aufgrund des Klimawandels sind die Schädlinge immer mehr auf dem Vormarsch. Mit einigen Methoden können Gartenbesitzer die Ernte retten. Was dafür zu tun ist und wie man die Obstbäume schützen kann.
Kirschen sind aromatisch und gesund – aber hungrige Würmer können den Genuss verderben und im Extremfall sogar die gesamte Ernte ruinieren. Dabei geht es vor allem um die gefräßigen Larven von zwei Fliegenarten, die sich immer weiter ausbreiten. Sowohl die Larven der Kirschessigfliege als auch die der verwandten Kirschfruchtfliege lassen sich das Obst schmecken. Doch Hobbygärtner können Schädlingen am Kirschbaum mit verschiedenen Maßnahmen vorbeugen. Zudem erfahren Sie in diesem Artikel, welche weiteren Krankheiten und Schädlinge die Kirschbäume im Garten befallen können.
Übersicht
Kirschessigfliege und Kirschfruchtfliege – was ist der Unterschied?
Larven sind gefräßige Schädlinge – und zwar sowohl von der Kirschessig- (Drosophila suzukii), als auch der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi). Vor allem die Kirschessigfliege, gewöhnlich auch Frucht- oder Obstfliege genannt, ist in Deutschland auf dem Vormarsch und verbreitet sich seit 2011 rapide. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) kann eine weibliche Fliege in einer einzigen Saison mehr als 3000 Eier legen. Aber nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in vielen privaten Gärten ist die kleine Fliege mittlerweile ein ernstes Problem. Sie befällt nicht nur Kirschen, sondern auch Weintrauben, Erdbeeren, Himbeeren oder Holunder.
Damit könnte die Kirschessigfliege bald einem bereits etablierten und noch weiter verbreiteten Schädling den Rang ablaufen – der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi). Zusammen mit der Amerikanischen Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cingulata), die vor einigen Jahren eingeschleppt wurde, gehören beide Arten zur Familie der Bohrfliegen. Sie legen ab Juni ihre Eier in den Kirschen ab, darin wachsen dann die Larven heran und fressen die Früchte von innen auf. Die Würmchen können bis zu sechs Millimeter lang werden.
Schädlingen am Kirschbaum bekämpfen
Es gibt einige Methoden, mit denen Gartenbesitzer den Befall von Schädlingen am Kirschbaum zumindest eindämmen können. Zudem empfehlen sich auch vorbeugende Maßnahmen, damit die Invasion im nächsten Jahr nicht erneut passiert.
1. Leimfallen gegen die Kirschfruchtfliege einsetzen
Um zu verhindern, dass Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege über Obstbäume herfallen, rät der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen den Gartenbesitzern, Anfang Juni Leimfallen an den Bäumen anzubringen. Diese Fallen, auch Gelbtafeln genannt, haben eine gelbe Färbung und locken damit die Fliegen an, die anschließend am Leim kleben bleiben. Befestigt man die Fallen an den bedrohten Bäumen, sollen sie einen Wirkungsradius von rund fünf Metern haben.
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2. Baumkronen mit Netzen abdecken
Die Experten vom Pflanzenschutzdienst NRW empfehlen alternativ, die Kronen des Kirschbaums mit einem Netz abzudecken. Allerdings sollte es ein besonders engmaschiges Netz sein, das den Fliegen den Zugang zu den Früchten versperrt. Die Maschen sollten dabei maximal 0,8 mal 0,8 Millimeter groß sein.
Schwarze Kirschenblattlaus
Im Frühjahr, sobald der Kirschbaum austreibt, kann man den schwarz glänzenden Schädling an den Blattunterseiten und Trieben entdecken. Die Kirschenblattlaus saugt an den Blättern, wodurch sich diese einrollen. Zurück bleiben deformierte Blätter mit einem klebrigen Belag, der Ameisen anlockt und zudem einen perfekten Nährboden für den Rußtaupilz bietet. Ein Befall lässt sich mit Mitteln auf Rapsöl- sowie Kaliseifen-Basis bekämpfen, die befallenen Triebe sollten außerdem kräftig zurückgeschnitten werden.
Schwarze Kirschblattwespe
Die Kirschblattwespe hat viel mit Schnecken gemein. Sie hinterlässt schleimige Spuren auf den Blättern und schabt diese zudem ab, sodass nur noch die Adern übrig bleiben – der sogenannte Fensterfraß. Hobbygärtner sollten befallene Triebe schnell entfernen, ein Rückschnitt verhindert eine weitere Ausbreitung. Um die Wespe zu bekämpfen, braucht es einen Tee aus Ackerschachtelhalm.
Kirschblütenmotte
Bei diesem Schädling leiden die Knospen des Kirschbaums, denn die Raupen der Kirschblütenmotte fressen sich in ebendiese und hinterlassen dadurch Fraßlöcher an den Blüten. Hobbygärtner gehen dagegen vor, indem sie während des Knospenaustriebs Produkte auf Neem-Basis verabreichen.
Obstbaumminiermotte
Schlangenförmige Fraßspuren auf den Blättern lassen auf die Obstbaumminiermotte schließen. Befallene Blätter sollte man umgehend entfernen, bei der Bekämpfung helfen außerdem Schlupfwespen.
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Krankheiten beim Kirschbaum
Nicht nur Schädlinge können die Bäume befallen. Es gibt vier Krankheiten, die bei einem Kirschbaum besonders häufig auftreten:
Bakterienbrand
Der Bakterienbrand wird durch einen Erreger der Gattung Pseudomonas ausgelöst. Ist das Wetter im Herbst besonders feucht, infiziert sich der Baum durch seine Blattstielnarben. Eine Erkrankung macht sich dann durch kleine runde Flecken oder braune Verfärbungen auf den Blättern, unterentwickelten Knospen, Druckstellen auf den Früchten oder auch eine besonders rissige Rinde bemerkbar.
Um dagegen vorzugehen, sollten Hobbygärtner während des Blattfalls kupferhaltige Fungizide auf die Blattstielnarben auftragen und außerdem die befallenen Triebe rigoros zurückschneiden.
Schrotschusskrankheit
Beim Kirschbaum wird die Schrotschusskrankheit durch einen Pilz der Gattung Clasterosporium carpophilum ausgelöst. Sie macht sich durch rote Flecken und Löcher in den Blättern bemerkbar, die anschließend einfach abfallen.
Sprühfleckenkrankheit
Der Pilz Blumeriella jaapii befällt ab Juni vorzugsweise Kirschbäume. Besonders regnerische Sommer bieten die perfekten Voraussetzungen für die Krankheit, damit sie sich schnell im inneren sowie unteren Kronenbereich des Kirschbaums ausbreiten kann. Erkennungsmerkmal bei einem Befall sind Blätter mit rot umrandeten Flecken, die auf der Unterseite außerdem einen weißen Belag aufweisen. Um dem Pilzbefall vorzubeugen, sollten Hobbygärtner die Baumkrone regelmäßig auslichten. Bei einem Befall hilft nur, die Blätter zu entfernen und den Baum mit Nährstoffen sowie Wasser zu versorgen, um ihn zu stärken.
Monilia-Fruchtfäule und -Spitzendürre
Fruchtmumien sind ein deutliches Indiz für die Monilia-Pilzkrankheit. Doch nicht nur vertrocknete, faule Früchte machen die Erkrankung erkennbar, auch Blüten und Triebe des Baums vertrocknen. Dem kann man mit einem Tee aus Meerrettich vorbeugen, den man am besten unverdünnt auf die offenen Blüten des Kirschbaums aufträgt. Dafür 25 – 30 Gramm frische Blätter und Wurzeln etwa 24 Stunden ziehen lassen.