16. Januar 2023, 14:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Tragen die Bäume im Winter kein Laub mehr, erkennt man ihre Wuchsform besonders gut. Diese Gelegenheit sollte man für einen Winterschnitt nutzen, um die Bäume auszulichten und die kommende Fruchtbildung zu fördern. Was ist dabei zu beachten?
Im Winter, wenn die Obstbäume kahl sind, bietet sich ein Winterschnitt an. Hobbygärtner können damit gezielt das Triebwachstum und damit auch die Ernte für die neue Saison fördern. Allerdings kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an, wenn man die Obstbäume im Winter beschneiden möchte. Garten-Experten geben Tipps, wie man dabei am besten vorgeht.
Inhaltsverzeichnis
Was sollte man wegschneiden?
Der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern rät, die Krone auszudünnen, indem zu dicht stehende, senkrecht nach oben wachsende oder nach innen neigende Äste entfernt werden. Denn ist die Krone zu dicht, gelangt zu wenig Sonnenlicht und Luft an die Früchte. Außerdem trocknen durch das Ausdünnen Laub und Früchte nach einem Regen schneller ab, was das Risiko eines Pilzbefalls verringert.
Obstbäume im Winter richtig beschneiden
Zunächst sollte man die Form des Obstbaumes betrachten, erklärt die Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Angestrebt ist in der Regel eine gedachte Pyramide. Obstbäume brauchen auf jeden Fall einen dominanten Mitteltrieb. Am besten geht man beim Schnitt im Winter von oben nach unten vor – also zunächst die konkurrierenden Triebe in der Spitze entfernen. Später dann Äste wegschneiden, die zu tief stehen.
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Die Experten raten, besser wenige, größere Eingriffe vorzunehmen, als viele kleine Schnitte zu machen. Je stärker der Schnitt im Winter, umso besser fällt bei Obstbäumen im kommenden Jahr die Fruchtgröße aus. Kleinwüchsige Sorten sollte man daher besser kräftiger schneiden. Um möglichst viele Früchte zu bekommen, sollte der Schnitt bei großwüchsigen Fruchtsorten hingegen weniger stark ausfallen. Alle Wassertriebe – also die Äste, die steil nach oben wachsen – sollte man entfernen.
Die meisten Obstbäume bilden Früchte an den zwei bis drei Jahre alten Zweigen. Junge Triebe ganz außen am Ast sollte man so lange wachsen lassen, informiert der Industrieverband Agrar. Handelt es sich um ältere Bäume, die lange nicht geschnitten wurden, sollte man abgestorbene Äste entfernen. Sämtliche Äste, die nach innen in die Baumkrone oder nach unten wachsen, werden gekürzt.
Tipp: Bei Hochstämmen kann man mit einer Teleskopsäge oder -schere vom Boden aus arbeiten und so die Sicherheit erhöhen. Dann unbedingt an den Schutz der Augen und des Kopfes denken!
Wie verletze ich den Baum so wenig wie möglich?
Wer die Schere ansetzt, sollte nicht hier und da ein bisschen was wegnehmen. Die Obsterzeuger raten zum Entfernen weniger, dickerer Äste. Denn jede Schnittwunde treibt den Baum an, wieder stärker auszutreiben. Daher empfehlen die Profis auch, Triebe, die im kommenden Sommer senkrecht nach oben wachsen werden, wegzureißen. Man spricht hier auch von den Wassertrieben oder Wasserschossern, die sich etwa als Folge von zu starkem Rückschnitt im Vorjahr bilden.
Sie haben aber meist ziemlich weiches Gewebe, welches anfällig für Krankheiten ist. Die Wassertriebe tragen nur wenig Früchte und können den Fruchtertrag des Baums einschränken. Der Profi-Tipp: Am besten werden die Wasserschosser entfernt, wenn sie noch nicht verholzt sind – also noch weich sind.
Zugleich aber sollte man beim Rückschnitt die Schnittstellen so klein wie möglich halten. Denn mehr Wunden steigern das Risiko von Holzkrankheiten. Daher ist es auch wichtig, dass die Schnittflächen glatt sind.
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Obstbäume im Winter beschneiden – der richtige Zeitpunkt
Üblicherweise ist es im späten Winter, also im Januar und Februar so weit, die Obstbäume zu beschneiden. Die Bäume sind dann unbelaubt und befinden sich in der Winterruhe. Beim Winterschnitt hat man somit den vollen Durchblick. Allerdings kommt es auch auf die spezifischen Witterungsbedingungen an.
Es darf draußen nicht zu kalt sein, wenn Gärtner Obstbäumen und Gehölzen einen Winterschnitt verpassen. Denn bei stärkeren Frösten besteht die Gefahr, dass in offenen Wunden Schäden am Holz entstehen. Dabei sollte es nicht kälter sein als fünf Grad minus, ideal sind Temperaturen um fünf Grad plus. Auch Schnee und Regen sind beim Winterschnitt von Nachteil. Der Industrieverband Agrar empfiehlt eine Untergrenze von minus fünf Grad Celsius für den Winterschnitt.
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Hinweis: Generell darf man nur noch bis zum 29. Februar Bäume, Hecken und Sträucher radikal zurückschneiden oder ganz entfernen. So steht es im Bundesnaturschutzgesetz. Das Verbot, das jedes Jahr am 1. Oktober endet, soll Tiere schützen.
Welches Werkzeug eignet sich?
Garten-Profis empfehlen, dünnere Äste mit einem Durchmesser von weniger als fünf Zentimeter nicht mit der Motorsäge zu kürzen. Greift man hingegen zur Astschere, verletzt man das Gewebe nicht so stark. Bei dickeren Ästen hat man mit der Schere allerdings oft keine Chance – weshalb man es gar nicht erst soweit kommen lassen sollte.
Sollte man die Schnittstellen versorgen?
Hier scheiden sich die Meinungen der Garten-Profis. Laut Aussagen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen muss man selbst größere Schnittwunden nicht mit einem Wundverschlussmittel behandeln. Andere Experten empfehlen hingegen, ein Verschlussmittel aufzubringen, wenn ein Baum während seiner Ruhephase im Winter geschnitten wird. Damit kann man die Schnittstelle vor Sporen und Krankheitserregern schützen.
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Was tun, wenn man den Winterschnitt verpasst hat?
Wenn man den Zeitraum im Winter verpasst hat, in dem man Obstbäume beschneiden kann, kann man den Schnitt auch noch während der Wachstumsphase durchführen. Das hat den Vorteil, dass sich die Wunden schneller schließen können. Am besten erledigt man das Beschneiden dann zu Beginn des Frühjahrs.
mit Material der dpa