22. Juli 2024, 14:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Manche Gartengeräte rücken immer mehr in den Hintergrund, um dann irgendwann ganz in Vergessenheit zu geraten. Dabei haben sich die Menschen bei ihren Erfindungen ja schon damals so einiges gedacht. Entsprechend nützlich sind die alten Geräte. Das trifft zum Beispiel auf die sogenannte Olla zu. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das auch noch dem Gärtner von heute Arbeit abnehmen kann.
Im Sommer wird das Gießen der Pflanzen im Garten zur Hauptbeschäftigung von Gärtnern. Um sich das Schleppen von Gießkannen zu ersparen, investieren viele Bewässerungsanlagen. Wer es etwas einfacher mag, kann stattdessen auf ein altes Gartenbewässerungssystem zurückgreifen: die Olla. Es handelt sich hierbei um einen Tontopf. Olla ist nämlich spanisch und bedeutet soviel wie „Topf“. Die jahrtausendealte Bewässerungstechnik ist besonders praktisch, da sie Geld spart, Schnecken das Leben schwer macht und die Pflanzen auch im Urlaub mit Wasser versorgt. Mit nur wenigen Materialien kann man eine Olla übrigens auch selbst bauen.
Funktionsweise von Ollas
Ollas, egal ob gekaufte oder selbst hergestellte, funktionieren nach einem einfachen Prinzip. Sie werden so in den Boden eingegraben, dass nur ein kleines, oberes Stück aus der Erde herausragt. Durch das Abflussloch kann die Olla befüllt werden. Das eingefüllte Wasser rinnt nicht in einem Schwung in das Erdreich, sondern gelangt nach und nach dorthin. Dafür sorgt die mikroporöse Struktur des Tons. Ist die Erde in der Umgebung der Olla trocken, wird das Wasser langsam durch die Poren abgegeben. Bei ausreichend feuchter Erde wird der Prozess der Abgabe erheblich gehemmt. Je nach Größe der Ollas können Pflanzen in einem Umkreis von 50 bis 100 Zentimeter ausreichend bewässert werden.
Tipp: Auch Hochbeete oder Pflanzkübel lassen sich mithilfe von Ollas bewässern.
Vorteile von Ollas
Zwei Vorteile der Bewässerung mit Ollas sind offensichtlich: Der erste ist die Zeitersparnis, die die Nutzung von Ollas mit sich bringt. Statt täglich zur Gießkanne zu greifen, muss man die Töpfe nur hin und wieder neu auffüllen. Der zweite Vorteil ist finanzieller Art. Die Materialkosten für den Bau einer Olla sind gering, gleichzeitig ist die Wasserersparnis groß. Sie kann bis zu 70 Prozent betragen.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass das Wasser nicht auf die Erde gegossen, sondern im Erdboden abgegeben wird. Dadurch werden die Pflanzen angeregt, auch in der Tiefe Wurzeln zu bilden. Zudem haben Unkräuter es auf einer trockenen Erdoberfläche schwerer zu keimen, und Pilzkrankheiten und manche Schädlinge wie beispielsweise Schnecken haben kein so leichtes Spiel.
Nachteile von Ollas
Den ganzen Vorteilen stehen ein paar Nachteile gegenüber. Die Olla muss im Beet vergraben und regelmäßig auf Löcher und Wasserstand überprüft werden. Außerdem muss sie im Herbst wieder ausgegraben werden, um eine frostfreie Überwinterung zu gewährleisten. Jungpflanzen und Aussaaten lassen sich nicht ausreichend mit einer Olla bewässern. Hier muss die Gießkanne nachhelfen.
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Ollas selbst bauen – Schritt für Schritt
Ollas selbst zu bauen, ist leicht und geht ganz schnell. Die meisten Materialien sind bei vielen Gärtnern ohnehin im Haushalt vorhanden. Den Rest kann man günstig dazukaufen.
Material
- Zwei Tontöpfe mit ähnlichem Durchmesser. Es ist unbedingt erforderlich, unglasierte Tontöpfe zu verwenden, weil sonst die Wasserdurchlässigkeit nicht gegeben ist.
- Kleber wie Wachs, Fliesenkleber, Schnellbeton, Silikon. Die ökologisch sinnvollste Kleber-Variante ist einfaches Bienenwachs. Alles anderen Klebemittel können Schadstoffe enthalten, die in Wasser und Erde gelangen können.
- Ein Korken, ein Stückchen Fliese oder Ähnliches
Anleitung
- Bevor die beiden Töpfe aneinandergeklebt werden, muss das Abflussloch in dem größeren Topf abgedichtet werden. Ein Korken oder ein Stückchen Fliese eignen sich dafür gut. Der Kleber sorgt zusätzlich für einen sicheren Verschluss.
- Der kleinere Topf wird nun so auf den abgedichteten, größeren Topf gestellt, dass die Öffnungen beider Töpfe zueinanderstehen. Dabei versinkt der kleine Topf ein kleines Stückchen im größeren.
- Dann wird die Verbindungsstelle der beiden Töpfe verschlossen. Das geschieht entweder, indem geschmolzenes Bienenwachs mithilfe eines Löffels in die Naht gegossen wird, oder aber nach entsprechender Anleitung mit einem anderen Klebemittel. Wichtig ist dabei, dass die Töpfe lückenlos verbunden werden.
- Nach dem Trocknen des Klebers sollte überprüft werden, ob die Olla wirklich dicht ist.
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Ollas eingraben und befüllen
Wenn sichergestellt ist, dass die Olla dicht ist, kann sie zum Einsatz kommen. Am besten wird die Bewässerungshilfe vor der Pflanzung oder Aussaat im Boden platziert, weil sonst die Gefahr besteht, dass Wurzeln beschädigt werden oder die Aussaat durcheinandergebracht wird. Eingegraben wird die Olla so, dass der obere Rand etwa drei bis fünf Zentimeter aus der Erde herausragt. Anschließend wird das Gefäß durch das obere Loch befüllt. Damit das Wasser nicht so schnell verdunstet und weder Erde noch Pflanzenteile oder kleine Tierchen in die Olla fallen, sollte diese abgedeckt werden. Dazu eignen sich flache Steine genauso wie ein Untersetzer.
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„Mit Wasser befüllt kann so ein Untersetzer als Insektentränke dienen. Ein kleiner Stein oder ein Stöckchen im Wasser bietet den Tieren einen sicheren Landeplatz. “