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Garten-Detox

Diese „Superpflanzen“ reinigen den Boden von Schwermetallen

Petersilie im Regen
Im Gartenboden können Schwermetalle schlummern. Eine professionelle Bodenanalyse gibt Auskunft. Foto: Getty Images
Julia Zange Autorin

6. August 2019, 12:28 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist gesund, oder? Man hat es schließlich selbst gepflanzt, gegossen und fern von Chemie gehalten. Davon ist jeder Hobbygärtner überzeugt. Wenn der Gartenboden mit Schwermetallen, wie Bor, Kupfer, Eisen oder Zink vorbelastet ist, können diese sich aber in Wurzeln, Blättern und Früchten ablagern. myHOMEBOOK erklärt, wie man mit Hilfe von genialen, sogenannten Superpflanzen den Erdboden im Garten reinigen kann.

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Was sind „Superpflanzen“?

Seit einigen Jahren haben spezielle Pflanzen die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich gelenkt. Sie saugen sich förmlich mit Schwermetallen voll – und es bekommt ihnen wunderbar. Man nennt diese Pflanzen Hyperakkumulatoren, was wörtlich übersetzt soviel bedeutet wie „Über-Speicher“. Diese „Superpflanzen“ lagern die giftigen Metalle aus dem Boden in besonderen Zellen ein, die weit vom Chlorophyll entfernt sind, welches das Überleben der Pflanze durch Photosynthese sichert. Eine These der Wissenschaftler glaubt, dass sie das tun, um Fressfeinde abzuschrecken. Aber auch als Helfer gegen Schwermetalle im Garten im Boden könnte diese Eigenschaft nützlich sein.

Das in den Alpen verbreitete Gebirgshellerkraut (Noccaea caerulescens) enthält beispielsweise Nickel in hoher Konzentration. Wenn man das Kraut verbrennt, besteht die Asche zu 20 Prozent aus dem Schwermetall. Noch verblüffender ist ein Baum im Dschungel Neukaledoniens. Ritzt man mit einem Messer in die Rinde des Pycabdra Acuminata rinnt ein grünblauer Saft heraus, der ebenfalls zu einem Großteil aus Nickel besteht. Diese Pflanzen haben buchstäblich Gift in den Adern. Der positive Nebeneffekt dabei ist, dass sie ganz nebenbei den Boden von Schwermetallen befreien.

Aber auch in deutschen Gefilden gibt es eine Reihe von Pflanzen, die wie kleine Staubsauger für Blei, Nickel, Cadmium, Brom und andere Gifte funktionieren. Eine herkömmliche Bodensanierung von vergifteten Industrieböden ist sehr aufwendig, deswegen könnte die „Phytosanierung“ durch Superpflanzen die Methode der Zukunft sein. Was im großen Maßstab funktioniert, kann man natürlich auch auf den eigenen Garten übertragen. Kann man so die eigene Ernte vor metallischen Giften schützen?

Wie kommen Schwermetalle überhaupt in meinen Garten?

Spuren von Schwermetallen kommen in fast allen Böden vor und sind in geringer Konzentration nicht gefährlich für die Gesundheit. Durch natürliche Verwitterungsprozesse werden sie aus Erzen und Gestein ausgewaschen. In der Nähe von Halden oder Erzlagerstätten werden die Metalle durch Flussläufe und Winderosion in angrenzende Gebiete verteilt. Auch schwermetallhaltiger Staub kann als Niederschlag in die Erde gelangen. In der Nähe von ehemaligen Industriestandorten werden oft besonders hohe Belastungen im Erdreich nachgewiesen. Weitere Risikofaktoren sind: Mülldeponien, Klärschlamm, Überschwemmungen in der Nähe von Industrieanlagen und Pflanzenschutzmittel.

Oftmals werden die Auswirkungen von Düngemitteln im Boden unterschätzt. Mineralische Düngeranteile wie Phosphat enthalten schon von Natur aus Cadmium. Wer zum Beispiel mit dem Volldünger Blaukorn düngt, regt nicht nur das Pflanzenwachstum an, sondern kontaminiert auch den eigenen Boden mit der Zeit durch Schwermetalle. Schließlich kann auch die Verwendung von Kompost gefährdend sein – je nachdem, welche Zusammensetzung die Ausgangsmaterialien haben.

Chinaschilf im Garten entfernt Schwermetalle aus dem Gartenboden
Chinaschilf bindet Schwermetalle und bietet dicht gepflanzt einen guten Sichtschutz zu den Nachbarn. Foto: Getty Images

Welche Böden sind besonders gefährdet?

Der Kontakt mit Schwermetallen muss allerdings nicht gleich dramatische Auswirkungen auf das ganze System des Gartens haben. Der Boden verfügt über eine sogenannte Pufferkapazität. Dadurch kann die Erde ein gewisses Maß an Giften binden, ohne dass sie ins Innere einer Pflanze gelangen. Diese Pufferkapazität hängt mit der Zusammensetzung des Bodens zusammen. Die Toleranz des Bodens erhöht sich durch: hohen Gehalt an Ton, Humus und einen PH-Wert über 6. Im Gegenzug bedeutet das: sandhaltige, humusarme und saure Böden sind empfänglicher für die Einlagerung von Schwermetallen.

Wie stelle ich fest, ob mein Boden mit Schwermetallen belastet ist?

Man kann die Schwermetalle weder riechen, sehen noch schmecken. Bei Verdacht auf erhöhte Werte empfiehlt sich daher eine professionelle Bodenanalyse. Diese kosten etwa 50 Euro und wird von vielen landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten angeboten. Im Internet findet man ebenfalls zahlreiche Anbieter von Test-Kits, die man bestellen kann. Man entnimmt selbst eine Bodenprobe im Garten und schickt diese dann zur Laborauswertung. Die Analyse umfasst als Standard den PH-Wert, Humusgehalt, Phosphor, Kalium, Magnesium, Bor, Kupfer, Eisen, Zink, Blei, Cadmium, Bor, Nickel und Quecksilber.

Auch interessant: Professionelle Bodenanalyse für den Garten

Belastung positiv – was tun?

Dr. Markus Puschenreiter, Dozent an der Universität für Bodenkultur Wien, warnt gegenüber myHOMEBOOK vor dem Anbau von Blattgemüse, da dieses besonders anfällig für die Einlagerung von Schwermetallen ist. „Besser auf Hülsenfrüchte oder Obst umsteigen.“ Möchte man anschließend den PH-Wert des Bodens im Garten verbessern, hilft laut Experte eine Behandlung mit Kalk. Auch das Einarbeiten von Humus in die Erde bindet vorhandene Schwermetalle. Zudem sollte man die Verwendung von Düngemitteln überdenken und auf biologische Alternativen ausweichen. Man kann nun aber auch die Superhelden unter den Pflanzen um Hilfe bitten.

Senfpflanze - Superpflanze
Kleiner Staubsauger für den Boden: der Braune Senf bindet effektiv Kupfer, Nickel, Blei und Zink. Foto: Getty Images

Welche Superpflanzen eignen sich für das Detox von Schwermetallen im eigenen Garten?

  • Riesenknöterich (Polygonum sachalinense) – hat ambivalentes Potential. Einerseits kann die Staude enorme Mengen von Cadmium, Blei und Zink aufnehmen, andererseits ist sie ein gefürchtetes Unkraut. Hatte man sie einmal im Garten, wird man sie nie wieder los. Er gehört außerdem zu den „invasiven Plagepflanzen“, welche einheimische europäische Pflanzen verdrängen.
  • Glatt-Brillenschötchen (Biscutella laevigata) – bindet Thallium aus der Erde. Die flache Staude entwickelt hübsche gelbe Blüten und mag steinige Böden.
  • Chinaschilf (Miscanthus sinensis) – mag feuchte Flächen, sonnige Plätze und reinigt nebenbei von Schwermetallen.
  • Sareptasenf (Brassica juncea) – nimmt vor allem Blei, Selen und Kupfer auf. Kann ab März ausgesät werden und ist relativ anspruchslos und trockenheitstolerant. Nebenbei verbessert er die Bodenstruktur und die Humusbilanz.
  • Petersilie (Petroselinum crispum) – bindet Quecksilber. Wenn es zur Bodenreinigung verwendet wird, sollte es aber nicht mehr in der Küche verarbeitet werden.
  • Sandhafer (Avena strigosa) – nimmt vor allem Cadmium auf. Die Getreidepflanze gedeiht auf allen Böden.
  • Echter Wundklee (Anthyllis vulneraria) – bindet effektiv Zink. Der Klee gehört zu den anspruchslosen Wildkräutern. Von Juni bis August blüht er gelb.
  • Gebänderter Saumfarn (Pteris vittata) – zieht Arsen aus dem Boden. Er liebt steinige Böden und muss im Winter gegen Frost geschützt werden.
  • Sommerzypresse (Bassia scoparia syn.: Kochia scoparia) – filtert Uran, Zink, Blei, Quecksilber und Chrom aus dem Boden. Die rötlichen Büsche werden bis zu 100 cm hoch und mögen nährstoffarme Böden im Garten.
  • Mauersteinkraut (Alyssum murale) – entzieht dem Boden vor allem Nickel. Die gelb blühende Staude mag Sonne und trockene Böden.
  • Weide (Salix Caprea) – kann mit ihren Wurzeln auch in tiefere Regionen der Erde vordringen. Speichert vor allem Cadmium, Blei und Zink in den Blättern.
Riesenknöterich im Garten. Hilfreiches Unkraut
Der Riesenknöterich isst gerne Giftiges. Foto: Getty Images
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Wie lange dauert eine Entgiftung des Bodens? Und wie entsorge ich die Pflanzen danach?

Für eine Bodensanierung mit Superpflanzen muss man mehrere Jahre bis Jahrzehnte einplanen. Zudem sollte man in seine Überlegungen einbeziehen, dass die oben genannten Pflanzen oft unter Laborbedingungen getestet wurden oder es sich um speziell modifizierte Sorten handelt. Dr. Markus Puschenreiter sieht zwar ein großes Potential in den Superpflanzen, muss die Euphorie für Hobbygärtner jedoch bremsen. „Die Anwendung im Gartenbereich ist noch nicht wirklich erforscht. In 20 bis 30 Jahren weiß man auf diesem Gebiet sicherlich mehr. Zudem bleibt das Problem der Entsorgung. Die entsprechenden Pflanzen müssten im Sondermüll entsorgt werden. Bei Sanierungen im größeren Rahmen könnte man auch über eine industrielle Rückgewinnung der Metalle aus der Biomasse nachdenken.“

Besonders vielversprechend im Bereich der Phytoextraktion ist laut Markus Puschenreiter die chinesische Fetthenne (Sedum Plumbizincicola). Bei einem Forschungsprojekt in China ließen sich bereits nach drei Jahren signifikante Unterschiede in der Konzentration von Schwermetallen auf Reisplantagen messen. Dieses Kraut ist für den mitteleuropäischen Raum leider noch nicht erprobt. Schaden tut das Pflanzen-Detox ihrem Garten jedenfalls nicht. Also reihen Sie ruhig ein paar „Superpflanzen“ in Ihre Rabatten ein!

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