18. Juli 2019, 12:31 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Pflanzen blühen, um ihre Art zu erhalten. Was bei Tieren der Balztanz ist, ist bei Blumen quasi die Blüte. Sie beherbergen die Geschlechtsorgane – die bunten Blätter sind nur dafür da, Insekten und andere Tiere anzulocken, damit sie die Pollen transportieren und die Pflanzen so vermehren. Ein Kieler Botanik-Forschungsteam hat den Blühzeitpunkt von Pflanzen untersucht und ist dabei der Frage nachgegangen, ob man diesen beeinflussen kann. Die Antwort ist: Ja!
Wenn eine Pflanze von der Wachstums- in die Fortpflanzungsphase übergeht, durchläuft sie eine Blüte. Unter anderem wird dieser Prozess von bestimmten Proteinen beeinflusst, die vom Botanischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) untersucht wurden. Dabei stellten sie fest, dass es ein spezielles Protein gibt, das für den Blütezeitpunkt verantwortlich ist. Schaltet man das Gen aus, das wiederum für das Protein verantwortlich ist, findet eine verfrühte Blüte statt.
Deaktiviertes Protein lässt gestresste Pflanze früher blühen
Eine anschließende Untersuchung der Pflanze ergab, dass sie nach Deaktivierung des besagten Gens eine geringere Zellatmung, einen geringeren Energiegehalt und ein höheres Vorkommen von Zell-schädlichen sogenannten freien Radikalen hatte. Kurz gesagt: Die Pflanze litt unter Stress. Deshalb zog das Forscherteam den Schluss, dass gestresste Pflanzen früher blühen.
Derartige Stressbedingungen können zum Beispiel ungünstige Umweltbedingungen wie Trockenheit sein, erläuterte Professor Frank Kempken, Leiter der Abteilung für Botanische Genetik und Molekularbiologie, in der Zeitschrift „The Plant Journal“. Aber warum blühen die Pflanzen dann überhaupt noch? Das sei laut Kempken auf die Vermehrung zurückzuführen. Mithilfe der verfrühten Blüte würden die Pflanzen schlichtweg ihren Fortpflanzungserfolg sicherstellen.
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Wie bekommen Pflanzen Stress?
Es gibt verschiedene Gegebenheiten, die bei Pflanzen Stress auslösen. Die häufigsten Ursachen sind Trockenheit (Wassermangel), Hitze, Kälte, Insektenbefall oder salzige Böden. Auch Berührungen können bei Pflanzen für Stress sorgen. Mehr dazu erfahren Sie hier:
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Was passiert mit gestressten Pflanzen noch?
Neben den neuen Erkenntnissen des Forschungsteams reagieren Pflanzen auf Stress auch mit Wachstumshemmungen oder einer eingeschränkten Entwicklung. Ist der Stress zu groß und kann von der Pflanze nicht bewältigt werden, kann sie auch eingehen.