8. Juni 2022, 15:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Berufkraut wächst überall und kommt mit Trockenheit gut zurecht. Ideal für den heimischen Garten, denken viele. Doch Vorsicht – bloß nicht ins Beet mit der krautigen Staude! Denn das kann zum Problem werden, warnt eine Gartenexpertin.
Berufkraut, Feinstrahlaster oder Erigeron – dieser Korbblütler wird vielfach als anspruchslose, aber wunderschöne Staude für Blumenbeete beschrieben. Das praktische: Berufkraut wächst quasi in jedem normalen Gartenboden – am besten an einem sonnigen bis halbschattigen Standort. Zwischen Juli und August zeigen sich weiße, rosa, rote, lilafarbene und violette Blüten. Berufkraut wird bis zu einem Meter hoch und kann gut für die Vase geschnitten werden. Das einjährige Berufkraut sieht der Kamille zwar sehr ähnlich, zeigt jedoch grob gezahnte Blätter und schmalere Zungenblüten.
Der Name „Feinstrahlaster“ bezieht sich übrigens auf die filigranen Blüten. Und „Berufkraut“ hat nichts mit einem Job zu tun. In früheren Zeiten wurden mithilfe einheimischer verwandter Erigeron-Arten Hexenzauber abgewehrt, also „zum Berufen“ verwendet. Daher der deutsche Name „Berufkraut“.
Berufkraut wird als ideale Gartenstaude angepriesen
Es klingt zauberhaft, was in vielen Gartenbüchern und in Online-Blogs über das Berufkraut berichtet wird. Geradezu schwärmerisch wird die Staude mit den bunten, feingliedrigen Blüten und dem lanzettligen Laub auf unzähligen kommerziellen Gartenbedarfs- und Blumenhandel-Webseiten beschrieben. „Liebreizende Gruppenstaude“, „ein wahres Blütenmeer“, „dicht wachsender Bodendecker“ – das sind nur einige der blumigen Bezeichnungen.
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Gartenexperten warnen dringend vor der Pflanze
Doch es können noch so schöne Formulierungen gewählt werden – der Schein trügt! Isabelle Van Groeningen ist Gründerin der „Königlichen Gartenakademie“ in Berlin. Sie warnt eindringlich vor dem Berufkraut, das ein eingeschleppter Neophyt ist. „Leider wird dieses Gewächs immer noch angepriesen als eine begehrenswerte Gartenpflanze“, erklärt die leidenschaftliche Gartenexpertin auf Anfrage von myHOMEBOOK. „Doch in Wirklichkeit ist Erigeron vielerorts ein wahres Problem.“
In Italien und anderen Ländern bedrohe die Pflanze mittlerweile die einheimische Vegetation. In der Schweiz steht die Pflanze auf der Schwarzen Liste. Erigeron wird gefürchtet, ähnlich etwa wie das „Drüsige Springkraut“. Van Groeningen sagt: „Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Neophyt sät sich eng auf Blumenwiesen aus und verdrängt die einheimische Flora.“
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Warum sich Erigeron massenhaft vermehrt
Die Pflanze ist eigentlich ungiftig, wird dennoch von Kühen und anderem Vieh auf der Wiese gemieden. Mit der fatalen Folge, dass sich das Gewächs massenhaft vermehrt und schließlich verunkrautet. Zudem bildet Berufkraut bereits im Juli die ersten reifen Samen, die schon im Herbst keimen. An den Samen bilden sich kleine Schirme. Es braucht nur einen Windhauch, schon verbreiten sich die Früchte Kilometer weit in der Gegend. Das Gewächs bildet dabei locker mehrere 10.000 Samen und kann sich selbst befruchten. Letztlich reicht eine einzige Pflanze, um Gärten, Weinberge, Ackerflächen mit einem ganzen Bestand zu bedecken und die einheimische Vegetation zu verdrängen.
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Berufkraut bekämpfen
Einfach abmähen – auf den Gedanken kommt man leicht, wenn man Berufkraut massenhaft im Garten hat. Das ist jedoch keine gute Idee. Denn das hartnäckige Kraut treibt sofort erneut aus. Eigentlich ist Erigeron einjährig. Durch Schnitt und Nachwachsen droht das Unkraut jedoch mehrjährig und so zu einem echten Problem zu werden.
Es führt kein Weg daran vorbei: Die Pflanzen müssen mitsamt ihrer Wurzeln und der behaarten Blätter mühevoll herausgerissen werden. Und das unbedingt noch vor der Blüte im Juni. Erigeron entsorgt man anschließend über den Hausmüll. Bloß nicht auf den Kompost mit den Pflanzenteilen! Dann ist eine erneute Aussaat garantiert.