11. Mai 2022, 15:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Pflanzen können teuer sein, zumindest wenn man sie im Gartencenter kauft. Anders sieht es aus, wenn man Blumenstrauß, Balkonpflanze oder Zimmerpflanze im Supermarkt besorgt. Dort kann man in manchen Fällen sogar große Pflanzen für nur wenig Geld kaufen. Doch warum ist das so? Und sind die günstigen Pflanzen qualitativ schlechter?
Rosen für 1,49 Euro? Margeritenbäumchen für knapp fünf Euro? Und Harlekinweiden für etwa 20 Euro? Solche Preise finden Hobbygärtner für beliebte Pflanzen nur im Supermarkt. Im Gartenfachhandel ist die Harlekinweide im Vergleich etwa zehn Euro teurer. Warum können Discounter Pflanzen so günstig verkaufen? myHOMEBOOK hat zwei Expertinnen gefragt.
Übersicht
Keine regionale Anzucht schadet den Pflanzen
Es ist verlockend, die begehrten Blumen für Balkon und Garten für weitaus weniger Geld zu erhalten, als wenn man Primeln, Strauch und Co. im Fachhandel für den doppelten Preis kauft. Dr. Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie erklärt auf myHOMEBOOK-Anfrage den Preisunterschied folgendermaßen: „So wie mit anderen Waren auch, kann man auch Pflanzen in riesigen Mengen einkaufen.“
Oft stammen die Pflanzen aus Ländern, in denen die Produktionskosten niedriger seien als in Deutschland. „Dadurch kann der Druck auf den Erzeuger erhöht werden, die Pflanzen für eine winzige Gewinnspanne zu liefern“, erklärt Van Groeningen. Auf diese Weise kann der Supermarkt die Pflanzen ebenfalls für wenig Geld anbieten.
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Das hat auch Folgen für die Pflanzen. Sandra von Rekowski vom Kleingarten-Bund ergänzt: „Eine Pflanze, die in der Region für die Region herangezogen wurde, gedeiht einfach besser.“ Stammt die Pflanze jedoch aus einer anderen Region, hat sie in der Regel Schwierigkeiten, sich mit den neuen Standortbedingungen anzufreunden. Das kann übrigens bereits für Exemplare gelten, die von der Nordsee nach Süddeutschland kommen – und umgekehrt.
Fehlende Pflege im Discounter
Ein weiterer Grund, warum die Pflanzen im Supermarkt günstiger angeboten werden können, ist zudem die fehlende Pflege der Pflanzen: „Die Einkäufer der Discounter hoffen, dass die Pflanzen schnell genug weiterverkauft werden, bevor sie verdursten oder Anzeichen von Licht- und Nährstoffmangel, Schädlingen oder Krankheiten entwickeln“, so Van Groeningen.
„Auch wenn die Pflanzen sichtlich unter Wassermangel leiden, fehlt es dem Supermarkt anders als einem Gartenhandel auch einfach an der Ausstattung oder auch an Zeit der Mitarbeiter, die für eine ordentliche Pflanzenpflege aufgebracht werden muss“, pflichtet von Rekowski bei. Im Fachhandel kann sich hingegen ausgebildetes Personal um die Pflanzen optimal kümmern. Sie werden nach Krankheiten untersucht, im richtigen Maße gegossen, gedüngt und geschnitten.
Mangelnde Qualität der Pflanzen
Schaut man im Discounter genau hin, erkennt man, dass die angebotenen Pflanzen oft noch sehr jung sind. Je früher eine Pflanze verkauft wird, desto weniger kostet sie natürlich auch in der Aufzucht. Schließlich sparen die Händler ein oder zwei Jahre in der Pflege der Pflanze. „Junge Pflanzen brauchen nicht nur länger, um sich zu einer ausgewachsenen Pflanze zu entwickeln als diejenigen, die in einer Baumschule angeboten werden“, erklärt Van Groeningen. Und weiter: „Die Verantwortung, dass das Gehölz eine schöne Formgebung bekommt, wenn es erwachsen ist, liegt zudem beim Verbraucher.“
Auch bei Stauden und Zwiebeln wird laut der Expertin bei der Qualität gespart. So sind unter anderem Tulpenzwiebeln im Discounter oft günstiger, aber auch wesentlich kleiner als im Gartenfachhandel. Die Expertin der Königlichen Gartenakademie weiß: „Dadurch wird auch die Blüte schwächer sein. Im folgenden Jahr können sie ebenfalls nur selten erneut blühen.“
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Was gegen Discounter-Pflanzen spricht
Pflanzen aus dem Supermarkt mögen günstig sein, kommen allerdings nicht ohne Vorgeschichte. So sollte man vor dem Kauf folgendes bedenken: Oft ist die Blumenerde in den Töpfen reich an Torf. Der Abbau von Torf ist jedoch alles andere als umweltfreundlich. Nicht nur werden alte Torfmoore und damit Lebensräume verschiedener Tiere zerstört, Torf ist zudem ein Speicher für CO2. Beim Abbau wird das über Jahrhunderte gesammelte Gas freigesetzt. Durch torfreiche Erde unterstützt man demnach den Prozess der Erderwärmung.
Ein weiterer Grund, der gegen günstige Pflanzen aus dem Discounter spricht, ist der hohe Verbrauch an Plastik. Dieser entsteht insbesondere durch die sogenannten „Pflanz-Trays“, auf denen die Pflanzen transportiert werden. Die Topfpflatten sind in der Regel Einwegprodukte. Oft verwenden Lieferanten und Supermärkte diese nicht erneut.
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Qualitäts-Check: So erkennt man, ob die Pflanzen gut sind
Um zu erkennen, ob man die Pflanzen lieber stehen lassen sollte – egal ob im Discounter oder im Fachhandel – lohnt es sich, die Wurzeln zu betrachten. Sind diese weiß, ist das ein gutes Zeichen. Brauen Wurzeln deuten jedoch darauf hin, dass diese bereits faulen und die Pflanze bald eingehen wird. Bei Rosengewächsen lohnt es sich, auf das Holz zu schauen. Sind die Äste glatt, sollte man sie besser stehen lassen. Eine leicht raue, kräuselige Oberfläche bedeutet, dass die Pflanze noch lebt.
Tipp: Pflanzen aus dem Supermarkt, sei es eine blühende Geranie oder ein Töpfchen Basilikum, sollte man zeitig umpflanzen. Dabei ist es wichtig, den Pflanzen ausreichend große Pflanzgefäße zur Verfügung zu stellen. Auch sollte man die Blumen und Kräuter mit frischer, nährstoffreicher Erde versorgen.