2. Juni 2022, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Sinne der Nachhaltigkeit regt die Slowflower-Bewegung dazu an, Schnittblumen aus der Region zu kaufen. Welche Motivation und Ziele sich hinter der Bewegung verbergen, verrät myHOMEBOOK.
Nachhaltig leben – darum bemühen sich immer mehr Menschen. So achten zum Beispiel viele Konsumenten darauf, Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Eine der wohl bekanntesten umweltschädlichen Märkte ist vermutlich die Modewelt. Egal, ob für erschwingliche oder für teure Kleidungsstücke – sie alle werden in der Regel in Bangladesch oder Vietnam unter menschenunwürdigen Bedingungen und zu unfairen Löhnen hergestellt. Dadurch wird ermöglicht, dass Verbraucher die Waren in Massen kaufen können – unter „fast fashion“ wird dieser Alptraum für Arbeitskräfte und Umwelt zusammengefasst. Aber auch bei der eigentlich herrlich duftenden Pflanzen- und Blumenwelt kann ein Blick hinter die Kulissen erschrecken. Aus diesem Grund wurde die Slowflower-Bewegung ins Leben gerufen.
Übersicht
Warum gibt es die Slowflower-Bewegung?
Schaut man auf das Etikett verschiedener Schnittblumen im Laden, liest man als Herkunftsland oft Länder wie unter anderem die Niederlande, Ecuador, Kenia, Sambia sowie weitere ostafrikanische Länder. Das hat verschiedene Gründe. Pflanzen aus diesen Ländern können Großhändler für verhältnismäßig geringe Preise einkaufen. Insbesondere in afrikanischen Ländern sind nämlich die Arbeitsbedingungen auf den Blumenfarmen mangelhaft. Die Arbeitenden besitzen keine Arbeitsverträge, müssen lange Arbeitstage ertragen und erhalten keine fairen Löhne. Zudem arbeiten sie in der Regel ohne Schutzkleidung. Somit sind die Menschen den Pestiziden direkt ausgesetzt.
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Die Pestizide verhindern, dass Krankheiten und Schädlinge die Blumen beschädigen und somit der Ertrag minimiert wird. Denn ernten die Arbeitenden weniger Blumen, können die Farmer auch nur einen geringeren Gewinn erzielen. Um die Verluste also möglichst gering zu halten, arbeiten sie mit chemischen Mitteln. Neben der gesundheitsschädigenden Aspekte sind die Pestizide auch umweltschädlich. Aus diesen Gründen sind die meisten von ihnen in der Europäischen Union verboten.
Warum greifen die Farmer also nicht auf umweltfreundliche, natürliche Mittel zurück, um die Pflanzen zu schützen? Ein Anbau mit Pestiziden ist in puncto Zeit und Geld für die Blumenfarmen günstiger. Zudem sind die Farmen auf diese Weise nicht darauf angewiesen, ihr Personal auf die verschiedenen Bedürfnisse und Schädlinge der unterschiedlichen Pflanzen zu schulen. Kurzum: Die Händler haben die Möglichkeit, die Pflanzen zu einem geringeren Preis an die Großhändler zu verkaufen.
Alles andere als umweltfreundlich
Eine der beliebtesten Schnittblumen in Deutschland ist die Rose – und zwar 365 Tage im Jahr. In Deutschland wachsen Rosen allerdings nicht ganzjährig. Damit Supermärkte ihren Kunden auch im Winter Rosen zum Kauf anbieten können, greifen sie auf die Rosen aus wärmeren Ländern wie Kenia und Ecuador zurück. Hier wachsen die edlen Blumen nämlich ganzjährig.
Aufgrund dessen unterstützt man auch als Käufer die schlechten Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer der Blumenfarmen. Hinzu kommt eine schlechte CO2-Bilanz, die sich durch die langen Transportwege ergeben. Doch Vorsicht! In europäischen Gewächshäusern kultivierte Rosen haben ebenfalls keine gute CO2-Bilanz. Die Slowflower-Bewegung legt aus diesem Grund großen Wert darauf, saisonale Blumen anzubauen und zu verkaufen.
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Natürlich, nachhaltig, regional
Ziel der Slowflower-Bewegung ist es, für mehr Transparenz auf dem Blumenmarkt zu sorgen. Sie legen Wert darauf, saisonale Blumen regional anzubauen und regional zu verkaufen. Wie die Initiatoren der Bewegung auf ihrer Webseite beschreiben, verzichten sie dabei auf Pestizide und genmanipulierten Pflanzen. Auch auf Steckmasse und Einweg-Plastik wollen die Gärtner und Verkäufer verzichten. Worauf nicht verzichtet wird: organischer Dünger, nachhaltig produziertes Saatgut und keine Auslastung des Bodens.