27. Juni 2024, 11:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In einigen Gebieten der USA ist es bereits gang und gäbe – der Rasen wird grün eingefärbt. Dahinter steckt der Gedanke, dass Wasser gespart werden soll. Der Rasen soll allerdings trotz Nichtwässerung nicht vertrocknet und braun aussehen. Mittlerweile ist diese Idee auch zu uns nach Deutschland geschwappt. Auch hier kommt es stellenweise in besonders trockenen Jahren zu Auflagen, die das Wässern des Rasens unterbinden. Gartenbesitzer greifen dann vereinzelt auf Rasenfarbe zurück. Dr. Harald Nonn von der Deutschen Rasengesellschaft verrät auf myHOMEBOOK-Nachfrage, was er von dieser Praxis hält.
Immer regelmäßiger haben wir in Deutschland mit sogenannten Dürresommern zu kämpfen. In einigen Gemeinden wird das Wasser knapp, daher sind die Menschen in den betroffenen Regionen angehalten, ihren Rasen nicht mehr zu wässern. In Kalifornien, in den USA, geht man sogar noch einen Schritt weiter. Dort ist es gesetzlich geregelt, welche Grünflächen des eigenen Grundstücks bewässert werden dürfen und welche nicht.
Die pragmatische – aber auch kuriose Lösung des Problems: den Rasen mit grüner Farbe ansprühen! Was zunächst wie ein schlechter Witz klingt, ist gar nicht so abwegig. Denn Wasser wird dadurch definitiv eingespart. Etwa 130 Euro kostet es umgerechnet, wenn sogenannte „Lawn painters“ – also Rasen-Maler – das trockene Gras mit grüner Farbe behandeln. Was sagt ein Experte dazu?
Übersicht
Was ist Rasenfarbe?
Was zunächst nach einer kuriosen Praxis aus den heißen Regionen der USA klingt, ist tatsächlich auch hierzulande möglich. Denn auch in Deutschland gibt es mittlerweile grüne Farbe für den Rasen. Diese lässt sich mithilfe von Sprühflaschen auftragen. Die Farbe soll sogar selbst aus Pflanzen gewonnen werden und enthält oft noch organischen Dünger obendrein. Selbst ein kräftiger Regenschauer soll die Farbe nicht abwaschen können, da sie laut Hersteller-Angaben wasserfest ist. Allerdings halten die Hersteller die genauen Inhaltsstoffe auch streng geheim. Entfernen kann man die Farbe, indem man den Rasen mäht.
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Wie färbt man den Rasen grün?
Bevor man mit dem Einfärben des Rasens beginnt, sollte man ihn etwa vier Tage zuvor mähen. Abhängig von der Farbe kann man diese nun entweder direkt auftragen oder mischt die Farbe vorab in den angegebenen Verhältnis mit Wasser zusammen. Bei trockenen Verhältnissen kann man die Rasenfarbe anschließend in Bahnen auftragen. Währenddessen sollte man vermeiden, die bereits eingefärbte Fläche zu betreten. An einem sonnigen Tag trocknet die Farbe innerhalb von fünf Minuten. An kühlen Tagen kann es bis zu einer Stunde dauern. Auf nassem Grass haftet die Farbe nur schlecht.
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Wie viel Rasenfarbe sollte man einplanen?
Mit einem Liter Rasenfarbe lässt sich etwa 20 bis 50 Quadratmeter Fläche einfärben. Wie viel Rasen man tatsächlich färbt, hängt jedoch von der Farbe der Halme, der richtigen Technik und von der eigenen Präferenz, wie dunkel das Gras sein soll, ab.
Tipp: Mithilfe eines weißen Blatt Papiers kann man testen, ob die Farbe getrocknet ist. Ohne Schnitt kann die Rasenfarbe zwei bis vier Monate halten.
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Ist Rasenfarbe schädlich für die Umwelt?
Den Rasen grün einzufärben, hört sich kurios an. Der Gedanke, Partikel in den eigenen Garten zu sprühen, die dort eigentlich nicht hingehören, führt schnell dazu, dass Rasenfarbe umweltschädlich sein könnte. Laut des Herstellers von „Green Lawn Paint“ – der Original-Rasenfarbe aus den USA – sei die Farbe biologisch abbaubar, da sie aus Pflanzenteilen gewonnen wird. Somit sei sie nicht schädlich für Mensch, Tier und Umwelt.
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Was sagt der Rasen-Profi dazu?
Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft e. V., sieht die grüne Farbe für den Rasen allerdings kritisch: „Ich persönlich halte das künstliche Grünfärben für nicht vertretbar, da hiermit Farbpigmente in die Umwelt gebracht werden, die dort nicht hingehören.“ Das Augenmerk sollte laut dem Experten auf die Funktionen von Rasenflächen gelegt werden.
„Grüne, vitale Rasenflächen kühlen durch ihre Verdunstung die Umgebung und tragen somit vor allem im Sommer zum Wohlbefinden der Menschen und Tiere bei. Sie binden Staub, verbrauchen CO2 und produzieren Sauerstoff“, erklärt Nonn. Ob eine gefärbte Rasenfläche diese Funktionen erfüllen kann, ist nicht bekannt.
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Welche Alternativen gibt es, den Rasen grün zu färben?
Laut Nonn waschen sich die meisten Mängel, die durch Trockenperioden im Rasen entstehen, durch die nächsten Niederschläge wieder aus. „Eine künstliche Grünfärbung gaukelt dann dem Auge etwas vor, was nicht existiert.“ Die Erhöhung der Trockentoleranz sei seit vielen Jahren ein wichtiges Thema der Rasenforschung. „Schon jetzt sind auf Trockentoleranz ausgerichtete Saatgutmischungen verfügbar“, erklärt der Experte. Eine Möglichkeit wäre, auf speziellen Trockenrasen umzusteigen.
Übrigens: Mit dem richtigen Dünger und den darin enthaltenen Nährstoffen können Hobbygärtner einen grün wachsenden Rasen unterstützen. Für ein sattes Grün sind besonders Stickstoff und Magnesium wichtig.