11. September 2024, 17:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Über den Sommer wird der Rasen im Garten stark belastet. Die Trockenheit ist dabei nur ein Faktor, der die Gräser stresst. Braune und vertrocknete Stellen sind oftmals das Resultat. Ist es dann sinnvoll, den Rasen im Herbst noch mal zu vertikutieren?
Das Säen, Mähen, Bewässern und Düngen des Rasens reicht oft nicht aus. Auch das Vertikutieren ist eine wichtige Pflegemaßnahme, um den Rasen langfristig gesund zu halten. Üblicherweise wird dies im Frühjahr durchgeführt. Experten empfehlen, den Rasen mindestens einmal pro Jahr zu vertikutieren, höchstens jedoch zweimal. Ob es sich lohnt, im Herbst den Rasen zu vertikutieren und was man dabei beachten sollte, erklärt Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft e.V. auf myHOMEBOOK-Anfrage.
Vertikutieren – was ist das eigentlich?
„Mit dem Vertikutieren sollen Rasenfilz, abgestorbene Pflanzen oder Moos beseitigt werden“, erläutert Rasen-Profi Dr. Nonn. Ansonsten müsse ein Rasen nicht vertikutiert werden. „Vertikutieren ist keine Bodenbearbeitung, sondern ein flaches, circa zwei bis maximal drei Millimeter tiefes Durchschneiden des Rasenfilzes“, ergänzt Nonn. Das Ziel dieser Pflegemaßnahme ist es, den Boden zu belüften, damit die Wurzeln Sauerstoff bekommen und das Wachstum angeregt wird. Das Resultat: eine dichte, grüne Rasenfläche.
Wichtig: Bevor man das erste Mal zum Vertikutierer greift – diese Geräte kann man übrigens im Baumarkt oder Gartencenter ausleihen – sollte der Rasen mindestens drei Jahre alt sein.
Sollte man den Rasen im Herbst vertikutieren?
In der Regel wird der Rasen im Frühjahr vertikutiert, entweder im März oder April zu Beginn der Wachstumsperiode. Danach haben die Gräser ausreichend Zeit, nachzuwachsen und sich zu erholen. Generell gilt: Im Sommer und Winter solle man nicht vertikutieren. Aber wie sieht es im Herbst aus?
Generell spricht wenig dagegen – wenn man auf einige Gegebenheiten achtet. Wenn der Rasen nach dem Sommer stark verfilzt ist, kann man ihm mit dem Vertikutierer mehr Luft verschaffen. Allerdings sollte man damit nicht zu lange warten. „Ist im Herbst das Vertikutieren wirklich noch notwendig, dann sollten danach noch mindestens sechs Wochen Vegetationszeit sein“, erklärt Rasen-Profi Nonn. „Andernfalls schließen sich eventuell entstehende Lücken nicht mehr. In der Folge wachsen über Winter Moos und Algen in die freien Stellen ein“, warnt der Experte. Bis Ende September sollte das Vertikutieren, „welches einen recht massiven Eingriff in die Grasnarbe darstellt“, noch gut möglich sein.
Wie sollte man den Rasen danach pflegen?
Da der Rasen beim Vertikutieren stark strapaziert wird, braucht er anschließend etwas Pflege, um wieder gut weiterzuwachsen. Ohnehin wird empfohlen, danach etwas Dünger zu geben. Im Herbst ist diese Maßnahme allerdings besonders relevant. Dr. Nonn empfiehlt eine kaliumbetonte Herbstdüngung, „mit der die Gräser auf die kalte Jahreszeit optimal vorbereitet werden.“
Mehr dazu: Welchen Dünger der Rasen nach dem Sommer braucht
Welche Alternativen gibt es?
Generell sollte man vorab prüfen, ob das Vertikutieren überhaupt nötig ist. Das ist der Fall, wenn sich viel Rasenfilz gebildet hat. Allerdings gibt es auch andere Möglichkeiten, gegen den Filz vorzugehen:
Rechen statt Vertikutieren
Bei kleineren Flächen kann man auch versuchen, den Rasen mit einem Rechen vom Filz zu befreien. Dieser sollte lange und starre Zinken haben. Allerdings ist diese Tätigkeit recht kräftezehrend, weshalb man bei größeren Rasenflächen zum Vertikutierer greifen sollte. Ist der Rasen zudem bereits stark verfilzt, kommt man mit dem Rechen üblicherweise nicht besonders weit.
Lüften statt Vertikutieren
Das Lüften – auch „Aerifizieren“ genannt – ist zwar keine Alternative im eigentlichen Sinn, kann allerdings auch dem Rasenfilz vorbeugen. Dabei wird Sauerstoff an die Wurzeln der Grashalme geleitet. Es gibt spezielle Nagelschuhe, mit denen man die Löcher in die Grasnarbe bohren kann. Alternativ eignet sich hier auch eine Aerifiziergabel. Hier erfahren Sie im Detail, wie man den Rasen richtig lüftet.
Striegeln statt Vertikutieren
Im Profibereich gibt es noch eine weitere Alternative zum Vertikutieren, wie Rasen-Profi Dr. Nonn erwähnt – und zwar wiederholtes Striegeln. „Die vibrierenden Striegelzinken arbeiten dabei abgestorbene oder auch flach wurzelnde Pflanzen nach oben, wo sie aufgenommen werden können“, erläutert Nonn. „Im Hausrasen können Rasenlüfter einen ähnlichen Effekt erzielen.“
Übrigens: Es gibt neben den motorisierten Vertikutierern auch handbetriebene Geräte. Für kleinere Flächen eine nachhaltigere Alternative, die weder Benzin noch Strom braucht.
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Allgemeine Tipps zum Vertikutieren
Um den Rasen nicht übermäßig zu strapazieren, sollten Gartenbesitzer folgende Tipps berücksichtigen:
- Der Rasen sollte vor dem Vertikutieren nicht länger als drei Zentimeter sein. Ansonsten auf die entsprechende Länge mähen.
- Bestenfalls ist der Rasen vor dem Vertikutieren möglichst trocken.
- Vor dem Vertikutieren sollte man überprüfen, ob die Messer scharf sind. Unsaubere Schnitte können dem Rasen schaden und das Nachwachsen beeinträchtigen.
- Es reicht, wenn die Messer den Boden leicht anritzen, etwa zwei oder drei Millimeter. Dringen die Messer tiefer ins Erdreich ein, verletzen sie die Wurzeln der Gräser.
- Es empfiehlt sich, die Fläche in Längs- und in Querrichtung zu bearbeiten, sodass ein Schachbrettmuster entsteht.
- Nicht zu lange an einer Stelle bleiben, um den Rasen nicht unnötig zu belasten.
- Den Rasenfilz nicht als Mulchschicht auf der Fläche liegen lassen, sondern entfernen.
- Nach dem Vertikutieren bietet sich eine Düngegabe an, damit sich die Gräser erholen. Zudem sollte man den Rasen gut wässern.