
4. September 2024, 10:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Rasenfilz kann zu einem typischen Problem im eigenen Garten werden. Wie der Filz entsteht, wann man gegensteuern sollte und welche Maßnahmen sich anbieten, erklärt ein Experte bei myHOMEBOOK.
Mit der Zeit kann sich Rasenfilz im Garten bilden – sehr zum Leidwesen mancher Gartenbesitzer, die eine gepflegte Grünfläche haben wollen. Die Ursache: Rasengräser bilden ein dichtes Blattwerk mit Nebentrieben, Ausläufern und Wurzeln, was letztlich zu Rasenfilz wird. myHOMEBOOK hat bei Dr. Harald Nonn von der Deutschen Rasengesellschaft nachgefragt, wie man effektiv dagegen vorgehen kann.
Verschwindet Rasenfilz wieder von allein?
„Ein Teil dieser Pflanzenmasse stirbt im Laufe der Vegetationszeit ab“, erklärt Nonn. Normalerweise würden Mikroorganismen dieses Material abbauen. „Ist die Masse der Organik jedoch zu groß oder fehlen die Mikroorganismen, reichert sich das abgestorbene Pflanzenmaterial als Rasenfilz an der Bodenoberfläche an“, weiß der Rasenprofi.
Hintergrund: Rasenfilz enthält laut Nonn viel Lignin, welches Mikroorganismen nur schwer verdauen und langsam abbauen können. Daher sollten Gartenbesitzer bei einer Anreicherung von Filz mit mechanischen Maßnahmen, etwa dem Vertikutieren, gegensteuern.
Wie viel Rasenfilz ist noch im Rahmen?
Nonn erklärt, dass eine dünne, bis maximal einen Zentimeter dicke Filzschicht im Rasen durchaus akzeptabel sei. Die Schicht hat nämlich auch Vorteile: „Sie schützt beim Betreten und Befahren den Vegetationspunkt und reduziert auch die Verdunstung von Wasser aus dem Boden.“ Gleichzeitig speichere sie jedoch auch Wasser, was bei der Beregnung des Rasens zu berücksichtigen sei. Demnach ist mehr Wasser nötig, damit es auch die Gräserwurzeln in ausreichender Menge erreicht.
Vertikutieren gegen Rasenfilz
Der Rasenprofi empfiehlt, den Rasen zu vertikutieren, um Rasenfilz zu beseitigen. Der beste Zeitraum dafür ist das Frühjahr, nach dem Wachstumsbeginn der Gräser. Ist keine oder nur eine geringe Filzdicke vorhanden, muss man nicht unbedingt vertikutieren, sagt Nonn. Dies gilt insbesondere für den Herbst. „Falls doch vertikutiert wird, müssen sich die Schäden vor dem Vegetationsende noch auswachsen können, damit die Lücken geschlossen werden“, erklärt der Experte. „Ansonsten wird das Einwandern von Fremdarten gefördert.“
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Wann man besser nicht vertikutieren sollte
Beim Vertikutieren sollen die Messer oder Federzinken des Geräts die Filzauflage durchschneiden und den Boden nur leicht berühren. Dann sei auch ein gutes Ergebnis zu erwarten. Bei zu tiefem Vertikutieren würde man die Gräser stark schädigen. Zudem können dabei Lücken entstehen, in denen sich Unkraut schnell breitmachen könne. „Zusätzlich leidet der Rasenaspekt“, ergänzt Nonn.
Bei Hitze könne es zudem rasch zu Trockenschäden kommen, da man durch das Vertikutieren auch die Rasengräser unter Stress setze und teilweise verletze. Außerdem steige die Verdunstungsrate an. Aber auch bei starker Nässe sollte man den Vertikutierer im Geräteschuppen stehen lassen, da sonst die Arbeitswerkzeuge „schmieren“ und zu einem unzureichenden Ergebnis führen würden.

Nicht zu tief vertikutieren!
„Immer wieder ist zu tiefes Vertikutieren zu beobachten. Mit der Maßnahme soll der auf dem Boden aufliegende Rasenfilz beseitigt werden, Bodenbearbeitung mit dem Vertikutierer ist nicht angesagt. Zu flaches Vertikutieren beseitigt den Rasenfilz nicht. Insofern ist dieses ‚Kämmen‘ zur Beseitigung von Rasenfilz nicht wirksam. Es kann aber, besonders im Frühjahr, die Gräser zur Triebbildung anregen.“
Spart organischer Dünger das Vertikutieren?
Nonn stellt für myHOMEBOOK die These „Wenn der Rasen zweimal jährlich organisch gedüngt wird, ist Vertikutieren nicht notwendig“ auf den Prüfstand. Schließlich ist das Düngen weniger Aufwand – und nicht jeder Gartenbesitzer hat einen Vertikutierer zu Hause.
Erspart regelmäßiges Düngen des Rasens also das Vertikutieren? Nonn führt aus: „Organisches Material wird von Mikroorganismen im Boden abgebaut und mineralisiert.“ Diese biologische Aktivität unterscheide sich von Standort zu Standort und sei von vielen Faktoren abhängig. „Entscheidender als die Düngerform – organisch oder mineralisch – ist ein ausreichender Gasaustausch des Bodens“, weiß Nonn. Damit ist die Belüftung des Rasens gemeint, auch als „Aerifizieren“ bekannt.
Nur bei guter Sauerstoffversorgung seien die für den Filzabbau wichtigen Bodenlebewesen aktiv. Dann würden sie die angebotenen organischen Quellen für Energiegewinnung und Stoffaufbau nutzen, die im Rasen meist in genügender Menge vorhanden sind.

Organischer Dünger reicht nicht aus
„Aus eigener Erfahrung und zahlreichen Versuchen kann ich die These, dass organische Dünger hier gegenüber mineralischen Düngern einen Vorteil haben, nicht stützen. Für die Gräser ist es gleich, ob die Nährstoffe aus organischen oder mineralischen Komponenten stammen. Sie nehmen sie in definierten Formen auf, die entweder im Dünger bereits vorhanden sind oder durch Mikroorganismen in diese Formen überführt werden müssen. Besonders wichtig für den Rasen ist eine gleichmäßige Nährstoffversorgung, die am besten mit einer Kombination aus mineralischen und organischen (natürlich oder synthetisch) Nährstoffkomponenten erfolgt.“

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„Sicherlich muss für eine kleine Rasenfläche nicht unbedingt ein motorbetriebener Vertikutierer angeschafft werden“, meint der Rasenprofi. Im Gegensatz zum Rasenmäher komme der Vertikutierer wesentlich seltener zum Einsatz. „Wer aber schon einmal mit einem Vertikutierrechen 100 Quadratmeter Rasen bearbeitet hat, weiß, welcher Aufwand darin steckt.“ Bei kleiner Fläche und frühzeitigem Herausarbeiten einer noch flachen Filzauflage sei ein Vertikutierrechen allerdings eine gute Variante, meint Nonn. Übrigens: Vertikutierer kann man auch in vielen Gartencentern oder Baumärkten ausleihen.