2. Juni 2023, 12:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unter der Schafskälte versteht man ein besonderes Wetterphänomen, welches kurz vor Beginn des Sommers noch einmal Kälte und mitunter sogar Bodenfrost bringen kann. Unter Umständen müssen Hobbygärtner noch einmal das Vlies auspacken und ihre Pflanzen schützen. Wie sieht es 2023 aus?
Es hat Zeiten gegeben, da war man gezwungen, auf Wetterphänomene zu achten. Denn nur wer Kenntnis über die Wetterlage hatte und vorausschauend plante, konnte eine erfolgreiche Ernte einfahren und somit seine Existenz sichern. Doch was hat es genau mit dem Wetterphänomen der sogenannten Schafskälte auf sich – und was erwartet uns im Jahr 2023? myHOMEBOOK hat bei einem Wetterexperten nachgefragt.
Was ist die Schafskälte?
Zwischen dem 10. und 20. Juni sorgt ein häufig aus Island und Grönland stammender Kaltluftvorstoß für einen drastischen Temperatursturz in Mitteleuropa. Unbeständiges, regnerisches Wetter begleitet dieses Ereignis. Aufgrund der niederschlagsreichen Witterung nannten Seefahrer diese Wetterperiode damals auch den „Europäischen Sommermonsun“. Während der Schafskälte fallen die Temperaturen deutlich unter 20 Grad, in der Nacht sinken sie in den einstelligen Bereich. Sogar Bodenfrost ist in bestimmten Lagen möglich.
Die Schafskälte zeigt sich aber nicht jedes Jahr. „Im Durchschnitt liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit bei etwa 70 Prozent“, erklärt Diplom-Meteorologe und Leiter der Berliner Wettermanufaktur Jörg Riemann auf Anfrage von myHOMEBOOK.
Wie fällt die Schafskälte 2023 aus?
In diesem Jahr haben wir nichts zu befürchten, sagt Riemann: „Es gibt Anzeichen, dass sich vor Mitte Juni wenig an dem derzeitigen Wetter ändert“. Allerdings gibt es auch Zeichen, dass ab Mitte Juni die Niederschlagstätigkeit von Süden her etwas zunimmt, führt er weiter aus. Manche Medien berichten, dass demnächst sogar eine Hitzewelle auf uns zukommt. Das möchte Riemann nicht bestätigen: „Es ist nicht sehr seriös, wenn man versucht, über Monate hinweg etwas vorauszusagen. Natürlich ist das Risiko, dass es wärmer ist als üblich, nun mal höher als das Risiko, dass es kälter wird.“
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Übrigens: Der Name „Schafskälte“ ist auf die traditionelle Schur von Schafen zurückzuführen. Früher wurden die Tiere schon im Frühjahr geschoren. Ein drastischer Kälteeinbruch kann aber, gerade wenn die Tiere auf die höher gelegenen Weiden getrieben werden, bedrohlich werden. Muttertiere und Lämmer schert man aus diesem Grund heutzutage erst Ende Juni.
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Muss man seine Pflanzen vor der Schafskälte schützen?
Hobbygärtner sollten während dieser besonderen Wetterperiode besonders aufmerksam sein. Denn nicht nur die Kälte ist eine Bedrohung für manche im Freien stehende Pflanzen. Auch aufgrund von hohen Niederschlagsmengen kann es zu Schäden im Beet kommen. Doch das Gute zuerst: Um das im Garten angebaute Obst und Gemüse müssen sich Hobbygärtner in der Regel keine Sorgen machen. Für viele Pflanzen ist kurzzeitige Kälte nicht gefährlich. Gerade im Juni haben viele Sorten ihre Blüten hinter sich und bereits Früchte ausgebildet und sind damit aus dem Gröbsten raus.
Ein eventuell erhöhtes Niederschlagsaufkommen kann hingegen schon etwas problematischer sein, erklärt Riemann. Erdbeeren können faulen, wenn es zu feucht ist und Bienen sind auch weniger aktiv. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann seine Beete mit Vlies oder Reisig abdecken. Das sorgt für eine anständige Dämmung und bringt Pflanzen, die sich noch in der Wachstumsphase befinden, unbeschadet durch die kalte Witterung.
Hinweis: Ein besonderes Augenmerk sollte man auf Kübelpflanzen legen, insbesondere wenn es sich um exotische Sorten handelt. Zitronen oder Avocados stellt man während der Schafskälte am besten ins Warme, zum Beispiel in ein Gewächshaus.