27. Juni 2024, 11:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Weit oben in den Top 10 der häufigsten Gartengesprächsthemen sind derzeit die Nacktschnecken. Besonders die Spanische Wegschnecke macht Gärtnern das Leben schwer. Wie man die Plage eindämmt? Die Methoden werden im Internet und über den Gartenzaun heiß diskutiert. Eine Möglichkeit besteht darin, die Schnecken einzusammeln. Doch was macht man am besten mit einem Eimer voller Schnecken?
Die Langsamkeit der Schnecken ist eine Mär. Jeder Gärtner weiß das. In nur einer einzigen Nacht können sie ganze Beete leer fressen. Der wohl größte Gärtnerschreck unter den Schnecken ist die Spanische Wegschnecke. Ausgewachsene Exemplare dieser Art haben hierzulande kaum Fressfeinde. Daher ist es besonders schwierig, ihnen beizukommen. Da Schneckenkorn für viele Gärtner aus Naturschutzgründen nicht infrage kommt, haben Internet-Tipps in Sachen „Schnecken verschrecken“ Hochkonjunktur. Allerdings scheinen weder Kaffeesatz noch Eierschalen, Zimt, Schafwolle, Kalk, Sägemehl oder andere Mittel die Schnecken dauerhaft fernhalten können.
Eine kostengünstige, aber zeitintensive Möglichkeit, der Plage Herr zu werden, ist, die Schnecken regelmäßig einzusammeln. Bretter, Ziegel, umgestülpte Blumentöpfe und andere für Schnecken attraktive Unterschlupfmöglichkeiten können dabei helfen, Schnecken in Scharen auf einen Platz zu locken. Doch was ist dann zu tun? Erst die Schnecken einsammeln und dann wegbringen oder doch töten?
Eingesammelte Schnecken in der Natur aussetzen
Erst einsammeln und dann wegwerfen – manche Gärtner schmeißen ihre Schnecken einfach über Nachbars Zaun. Das mag verlockend sein, ist aber eine schlechte Idee. Denn entweder ärgert’s den Nachbarn, oder die Schnecken kehren in kürzester Zeit in den Garten zurück.
Auch das Aussetzen in der Natur – im Wald oder auf einer Wiese – ist nicht zu empfehlen. Denn das verlagert das Problem oder verschlimmert es sogar. Anfangs kam die Spanische Wegschnecke dort vor, wo sich Menschen aufhielten. Vorwiegend in Gärten und dicht besiedelten Gegenden. Mittlerweile ist sie auch in der freien Natur zu finden. Da die vermehrungsfreudigen Weichtiere nicht besonders wählerisch sind und Waldpflanzen sowie viele andere wichtige Insektenfutterpflanzen fressen, kann das für die bestehenden Ökosysteme gravierende Folgen haben.
Schnecken einsammeln und töten
Dass das Töten von Nacktschnecken mit Salz oder Backpulver grausam ist, hat sich bei vielen Gärtnern herumgesprochen. Schneckenexpertin Dr. Heike Reise vom Senckenberg-Institut in Görlitz hält den Einsatz von Spaten oder kochendem Wasser zum Töten der Tiere für sinnvoller: „Schnecken zu zerschneiden oder sie mit viel kochendem Wasser zu übergießen, geht schnell und ist damit für die Tiere deutlich weniger qualvoll als andere Methoden“, erklärt sie gegenüber myHOMEBOOK.
Von der im Internet oft empfohlenen Gefrierfach-Methode hält Heike Reise nichts: „Natürlich kann man Schnecken auch durch Einfrieren töten. Doch wer möchte schon einen mit Schnecken gefüllten Eimer in sein Gefrierfach stellen? Sammelt man aber nur kleine Mengen Schnecken ein, dann hat man ja eigentlich gar kein Schneckenproblem.“ Die getöteten Schnecken im Garten herumliegen zu lassen, ist aber keine gute Idee, weil die toten Tiere weitere Nacktschnecken anlocken können. Daher ist es besser, sie zu vergraben oder in der Biotonne zu entsorgen.
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Die Zukunft der Spanischen Wegschnecke
Ausgewachsene Spanische Wegschnecken haben hierzulande kaum Fressfeinde. Verantwortlich dafür ist ihr bitterer Schleim. „Vielleicht ändert sich das Beutespektrum der hier lebenden Tiere irgendwann. Mir haben schon Menschen davon berichtet, dass sie Amseln beobachtet haben, die Nacktschnecken durch das Gras ziehen, um den Schleim abzuziehen. Sollten weitere solche Anpassungen erfolgen, kann es aber trotzdem noch Jahrzehnte dauern, bis die Population der Spanischen Wegschnecke durch Fressfeinde reguliert wird“, sagt Heike Reise.
Wenn über die Spanischen Wegschnecken berichtet wird, ist immer von ausgewachsenen Tieren die Rede. Doch wie sieht es mit ganz jungen und halbwüchsigen Exemplaren aus? „Ich kenne zwar keine Versuche dazu, aber ich bin mir fast sicher, dass es typischen Schneckenfressern schnuppe ist, ob sie nun junge Spanische Wegschnecken fressen oder irgendwelche anderen Arten. Da die Spanische Wegschnecke aber unheimliche Populationsdichten erreichen kann, scheinen die Räuber die Population nicht wesentlich dezimieren zu können“, meint Heike Reise.
Die Schnecken in meinem Garten
„Es gab kein Jahr, in dem ich mich so oft über Schnecken im Garten habe unterhalten müssen, wie in diesem. Denn Schnecken haben in dieser Saison Hochkonjunktur. In meinem Garten sind sie glücklicherweise wenig unterwegs. Dafür habe ich zwei mögliche Erklärungen:
1. Unser Nachbar hat Hühner, meist fünf bis sieben Stück. Die laufen tagein, tagaus durch die umliegenden Gärten – was nicht jedem Nachbarn gefällt. Wir aber finden das toll, denn die Hühner im Garten sind nicht nur schön anzusehen, sondern sie sind auch fantastische Mitarbeiter. Im Winter picken und scharren sie sich durch unseren gesamten Garten und fressen dabei nicht nur Samen, Kräuter und Blätter, Käfer, Maden, Spinnen, Würmer, sondern und auch jede Menge kleine Nacktschnecken. Im Sommer ist der Gemüsegarten für die Hühner gesperrt, denn zartes Gemüse steht bei den Hühnern hoch im Kurs.
2. Unser Garten ist sehr arten- und strukturreich, mit vielen wilden Ecken, Trockenmauern, einer Wildobsthecke und Steinhaufen. Viel Lebensraum für Fressfeinde von Schnecken wie Vögel, Eidechsen, Spitzmäuse, Igel & Co.
Welchen Anteil die Hühner und all die anderen Fressfeinde wirklich an der geringen Schneckenpopulation haben, weiß ich natürlich nicht. Wahrscheinlich haben wir in diesem schneckenreichen Jahr einfach nicht nur Hühner und andere Schneckenfresser, sondern auch eine gute Portion Glück. Übrigens: Wenn ich doch mal eine Spanische Wegschnecke im Gemüsegarten erwische, greife ich sofort zur Schere und vergrabe die Überreste der Schnecke irgendwo neben den Beeten.“