10. Mai 2024, 6:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Saatgut zu tauschen ist eine tolle Möglichkeit, um kostengünstig oder sogar gratis an neue Samen und damit auch Pflanzensorten zu kommen. Aber das ist nicht ganz ohne Risiko. myHOMEBOOK erklärt, warum Hobbygärtner hier vorsichtig sein sollten.
Wer den eigenen Garten auch für den Obst- oder Gemüseanbau nutzt, plant meist schon im Winter, wie das Gemüsebeet aussehen soll. Welche Sorten sollen erneut gepflanzt, welche ausprobiert werden? Meist wird jetzt auch die Saatgutkiste gesichtet, Tütchen mit zu alten Samen entfernt und im Frühjahr wandern dann neue Samentüten aus dem Gartencenter oder Baumarkt hinein. Aber hierfür gibt es auch eine Alternative.
Übersicht
Saatgut tauschen
Wer in seiner Nachbarschaft oder im Freundeskreis andere Hobbygärtner hat, kann auch diese um Saatgut bitten und im Gegenzug eigenes Saatgut aus der Ernte des vergangenen Jahres anbieten. Dies hat gleich mehrere Vorteile:
- Die Kosten gehen bei beiden Tauschseiten gen Null
- Saatgut aus Privathaushalten hält oft Sorten bereit, die es so im Handel nicht oder nur selten gibt
- Meist geben Hobbygärtner Saatgut von Pflanzen weiter, die besonders reichliche Ernten gebracht haben oder von denen die Früchte auffallend attraktiv oder aromatisch waren. Dieser Vorgang ähnelt der natürlichen Auslese und stärkt die einzelnen Sorten weiter.
- Der Tausch fördert die Diversität in den Gemüsebeeten. Davon profitieren Insekten, Bodenorganismen als auch Geschmacksknospen von uns Menschen.
Mögliche Gefahren des Saatguttauschs
So praktisch und günstig der Tausch von Saatgut ist, er birgt auch Gefahren. So können über die Samen Krankheiten weitergegeben werden und auch Schädlinge nisten sich bisweilen ein. Selbst bei Aufbewahrung im Gartenhaus und damit der Einwirkung von Kälte können Schädlinge und Erreger oft überdauern. Denn erstens sind diese oft sehr widerstandsfähig und können über Jahre in einer Art Ruhezustand überdauern. Und zweitens reichen die Temperaturen in den hiesigen Wintern dank des fortschreitenden Klimawandels oft nicht mehr aus, um Keime gezielt abzutöten. Hierfür sind längere Frostperioden notwendig.
Gerade bei Kartoffeln können in privaten Kellern Schädlinge und Krankheitserreger gut den Winter überdauernd und beim erneuten Einsetzen im Frühjahr zu einem großflächigen Befall führen. Dies kann nicht nur Hobbygärtnern die gesamte Ernte kosten. Auch Landwirte können durch diese versehentliche Verbreitung von Krankheiten Ernteeinbußen erleiden. Denn gerade die Gärten von Kleingärtnern grenzen oft an landwirtschaftlich genutzte Felder und auch der durchschnittliche Garten in dünn besiedelten Gebieten kann in unmittelbarer Nähe zu einem bewirtschafteten Kartoffelacker stehen.
Saatgut tauschen – aber sicher
Wer trotz möglicher Gefahren nicht auf den Saatguttausch verzichten will, sollte sich an ein paar Vorsichtsmaßnahmen halten. So sollten nur Samen von komplett gesunden und kräftigen Pflanzen gewonnen werden. Diese sollte man an einem trockenen und kühlen Ort aufbewahren. So soll Schimmelbildung vermieden werden. Manche Pflanzen brauchen einen Kälteimpuls zum Keimen. Diese können auch durchaus mal zwei Tage in das Drei-Sterne-Fach des Kühlschranks, was die Samen zugleich desinfiziert.
Wer selbst getauschtes Saatgut ausbringt, sollte die Keimlinge und Pflänzchen in den ersten Wochen gut beobachten. Bilden sich Krankheitszeichen oder Schädlinge, sollte die gesamte betreffende Aufzuchtschale verworfen werden. Das heißt, sie muss leider in den Restmüll und das restliche Saatgut der gleichen Sorte auch.
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Samenbomben können ebenfalls problematisch sein
Neben dem Tausch von Saatgut kann auch das Verteilen von Samenbomben Gefahren für die lokale Flora und Fauna bergen. Was meist gut gemeint ist, hat bei der falschen Zusammenstellung des Saatguts in den Samenbomben Auswirkungen auf das natürliche Gleichgewicht. So enthalten viele im Handel erhältliche Samenmischungen, als invasiv eingestufte Pflanzen. Dies sind Pflanzen, die ursprünglich ein anderes Verbreitungsgebiet haben.
In unseren Breiten ausgebracht können sie heimische und seltene Pflanzen verdrängen. Überdies ist der Nektar mancher dieser invasiven Pflanzen für bestäubende Insekten nicht nutzbar. Wer Samenbomben ausbringen will, sollte dies generell nur auf gänzlich unbewachsenen, eher städtischen Flächen tun. So wird das natürliche Gleichgewicht in der freien Natur nicht durcheinander gebracht.
Tauschen mit Verantwortung
Der Tausch von Saatgut ist für viele Hobbygärtner eine tolle Möglichkeit, günstig an neue Sorten zu kommen und die nachbarschaftliche Beziehung zu stärken. Solange sich jeder verantwortungsvoll an die Regeln hält und nur gesundes Saatgut weitergibt, überwiegt der Nutzen die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen.