12. Dezember 2021, 14:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zum Gärtnern bedarf es einen Garten? Um sein eigenes Gemüse ziehen zu können, benötigt man mindestens einen Balkon und Pflanzen wachsen nur am Boden? Falsch gedacht. Gärtnern geht auch indoor wie outdoor ganz ohne Garten, Balkon und Fensterbrett. Vertical Gardening macht es möglich. Was sich hinter dem Begriff verbirgt und wie diese Bepflanzung funktioniert.
Hoch hinaus statt in die Breite: In Zeiten von knappem Wohnraum kann sich glücklich schätzen, wer einen Balkon oder gar einen kleinen Garten sein Eigen nennen kann. Doch auch mit einem solchen stößt das gärtnerische Potenzial schnell an seine Grenzen. Statt langer Gemüsebeete grüßt nach wenigen Spatenstichen schon der Nachbar am Gartenzaun? Alles kein Problem, denn selbst Gärten im Handtuchformat verbergen oft ungeahntes Potenzial – vorausgesetzt man weiß den Platz wie beim Vertical Gardening effektiv und raffiniert zu nutzen.
Übersicht
Was ist Vertical Gardening?
Vertikal statt horizontal: Wie der Name vermuten lässt, geht es bei dieser Form des Gärtnerns hoch hinaus statt in die Breite. Fehlender horizontaler Platz wird im Vertikalen wieder wettgemacht. Vor allem in Städten erfreut sich das Vertical Gardening großer Beliebtheit. Kein Wunder, ist hier der Platz begrenzt und der Wunsch, den wenigen Platz auf kleinen Balkonen oder in der Wohnung möglichst effektiv auszunutzen, groß.
Ob drinnen oder draußen: Im Prinzip handelt es sich beim Vertical Gardening um einen Wandgarten. Einer, dessen Name untrennbar mit dem Vertical Gardening verbunden ist und der dieser Pflanzart erst zu ihrer Popularität verholfen hat, ist der französische Gartenkünstler und Tropenbotaniker Patric Blanc. Ihm sagt man nach, er sei der Mann, „der Mauern in Gärten verwandelt.“
In der Tat genießen seine begrünten Fassaden seit über 30 Jahren Kultstatus. Aus der nachhaltigen Stadtentwicklung sind sie nicht mehr wegzudenken. Aufgrund ihrer positiven Wirkung auf Mikroklima, Luftbefeuchtung und Luftreinigung werden diese „living walls“ für die innerstädtische Begrünung weltweit geschätzt. Zudem bietet sie Insekten und Vögeln willkommenen Lebensraum.
Patric Blancs bekanntester Wandgarten im öffentlichen Stadtbild ist sicherlich der „Bosco Verticale“, zwei begrünte Zwillingshochhäuser in Mailand. Seine beeindruckenden, künstlerisch gestalteten Pflanzwände befinden sich heute überall auf der Welt. Um in den Besitz einer Pflanzwand zu kommen, bedarf es allerdings nicht zwingend großen Talents oder hoher Kosten.
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Wie kann man einen Wandgarten anlegen?
Vertical Gardening ist mehr, als nur Efeu an der Wand hochranken zu lassen. Vielmehr eignet sich dieses Konzept wunderbar, um dank eines ausgeklügelten Pflanzsystems Orte zu begrünen, das Raumklima zu verbessern und sogar eigenes Gemüse zu ziehen.
Die Möglichkeiten, den vorhandenen Platz in der Höhe auszunutzen, sind dabei äußerst vielfältig. Sie bieten auch viel Spielraum für eigene kreative Umsetzungsideen. Außerordentlich beeindruckend sind die Pflanzsysteme, die ohne Bodenkontakt autark mit einem eigenen Bewässerungssystem an der Wand zu schweben scheinen. Diese Pflanzteppiche haben allerdings ihren Preis.
Kostengünstiger wird es mit modulären Pflanzsystemen, Filzteppichen oder Pflanztaschen, die in diversen Größen und Preisklassen im Handel erhältlich sind. Eine umweltschonende Möglichkeit ist es mittels Upcycling einen eigenen DIY-Wandgarten anzulegen. Als Material eignen sich dazu etwa Paletten, alte Fensterläden, Rohre, Regenrinnen und ausrangierte Gefäße, Gläser, Dosen und vieles, was der Keller so hergibt.
Um die Pflanzgefäße beim Vertical Gardening sicher an der Wand zu wissen, ist eine stabile Aufhängung sehr wichtig. Dabei sollte der Wandgarten so befestigt werden, dass er leicht zu bewässern ist, aber auch die Wand nicht mit dem Gießwasser in Berührung kommt. Andernfalls droht Schimmel.
Welche Pflanzen sind fürs Vertical Gardening geeignet?
So vielfältig die Möglichkeiten der Pflanzsysteme sind, so individuell ist auch die Pflanzauswahl beim Vertical Gardening. Von immergrünen Gewächsen, über blütenreiche Hingucker, Kräuter bis hin zu Gemüse eignen sich viele Pflanzen für die vertikale Bepflanzung indoor oder outdoor. Eine Auswahl zur Inspiration:
Immergrüne Gewächse:
- Moose
- Sukkulenten Sedum (verschiedene Sorten)
- Bubikopf (Soleirolia soleirolii)
- Bromelien (Bromeliaceae)
- Grünlilie (Chlorophytum comosum)
- Efeu (Hedera helix)
- Calathea
- Korbmarante (Marantaceae)
- Baumfreund (Philodendron erubescens)
Blühende Pflanzen:
- Einblatt (Spathiphyllum)
- Schamblume (Aeschynanthus)
- Flamingoblume (Anthurium)
- Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata)
Gemüse:
- Salate, diverse Sorten
- Tomaten
- Radieschen
- Chili
- Zucchini
- Gurken
- Feuer- oder Stangenbohnen
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Pflegetipps für den Wandgarten
- Die ausgesuchten Pflanzen sollten möglichst starke Wurzeln besitzen, sofern sie sich selbstständig an der Befestigung halten müssen.
- Ordnen Sie die Pflanzen entsprechend ihrem Lichtbedürfnis. Pflanzen, die viel Licht benötigen, möglichst weit oben platzieren. Halbschatten- oder Schattenpflanzen weiter unten pflanzen.
- Für ein stimmiges Gesamtbild der Pflanzwand auf die Wuchsgeschwindigkeiten der einzelnen Pflanzen achten. Zudem verhindert man damit, dass schnell wachsende Gewächse anderen Pflanzen „im Weg stehen“ und ihnen das wertvolle Licht abhandenkommt.
- An Nachschub denken: Nicht immer gedeihen alle Pflanzen. Um unschöne störende Lücken im Wandgarten zu vermeiden, im Vorfeld Ersatzpflanzen einplanen