2. März 2024, 12:18 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Kraterbeete sind ein echter Blickfang im Garten. Diese dreidimensionalen Beete sind aber viel mehr als nur schön anzusehen: Sie puffern Wetterextreme ab, bieten unterschiedlichen Pflanzen einen passenden Standort, können die Vielfalt im Garten fördern und eignen sich super für den Gemüseanbau. Gartenbau-Ingenieurin und NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb über diese besondere Beetform.
Ein Kraterbeet ist ein rundes Beet mit einem dreidimensionalen Aufbau. Es besteht aus einer Kuhle in der Erde, deren tiefster Punkt im Zentrum des Beets liegt. Umgeben ist diese Mulde von einem Erdwall. Meist hat ein Kraterbeet einen Durchmesser von zwei bis vier Metern und ist damit auch für Hobbygärtner gut zu handhaben. Wer den Aufwand scheut, aber dennoch in der Kuhle gärtnern möchte, kann sein Kraterbeet auch kleiner anlegen. Genauso ist es möglich, erheblich größere Anlagen zu bauen.
NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb weiß aus langjähriger Erfahrung von NABU-Aktiven, dass Kraterbeete gut funktionieren können. Auf myHOMEBOOK spricht sie über Vorteile, Aufbau und Anlage dieser besonderen Beete.
Vorteile von Kraterbeeten
Durch die Ausdehnung in die Tiefe ist die Anbaufläche in einem Kraterbeet größer als auf einem herkömmlichen Beet, das nur Länge und Breite kennt. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass diese Beetform unterschiedliche Kleinklimazonen schafft. Je größer das Kraterbeet ist, desto größer ist auch die kleinklimatische Wirkung. Die Mikroklimata bieten Pflanzen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen genau den Standort, den sie brauchen. Zudem ändern sich die Feuchtigkeitsverhältnisse, weil sich das Wasser im unteren Bereich sammelt. Das ist besonders dann ein Vorteil, wenn man sonst sehr trockene Flächen hat. „Im Prinzip ähnelt das Kraterbeet der Kräuterspirale, nur dass der dreidimensionale Aufbau hier in die Tiefe und nicht in die Höhe geht“, sagt Marja Rottleb.
Die eskalierende Klimakrise führt zu immer mehr Hitzetagen, Dürren, Starkregen und Stürmen. Diese Wetterextreme kann ein Kraterbeet mit seiner Höhen- und Tiefenstruktur abfedern. Wer sein Kraterbeet artenreich bepflanzt, kann damit seinen eignen kleinen Beitrag zur Stärkung der Artenvielfalt leisten.
Ein ebenfalls großer Vorteil ist, dass Kraterbeete bei cleverer Bepflanzung in Mischkultur ertragreicher sind als Standardbeete. Mit einer Abdeckung sind sie zudem als Frühbeet nutzbar. Und last, but not least: „Ein hübsch angelegtes Kraterbeet an einem passenden Standort ist ein optisches Highlight im Garten. Und damit ist es alles in allem ein optimiertes Beet“, sagt Marja Rottleb.
Wer hat Kraterbeete erfunden?
Diese Beetform ist nicht neu. Sie wird schon seit Jahrhunderten in Gegenden mit starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht genutzt. So sind sie beispielsweise an bergigen und windigen Standorten wie in Peru oder auf Lanzarote zu finden.
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Die drei Zonen eines Kraterbeets
Ein Kraterbeet besteht aus drei Zonen, die mit ihren Eigenschaften den unterschiedlichsten Pflanzen gerecht werden können.
- In der tiefen Zone ist es relativ feucht und windarm. Hier kann man in der Mitte entweder einen kleinen Teich anlegen, in dem sich das Regenwasser sammelt oder man legt den Boden mit Steinen aus. Die Idee dahinter: Das Wasser im Teich liefert den in der Nähe wachsenden Pflanzen nicht nur Wasser, sondern bietet Verdunstungskühle im Sommer und fungiert als Wärmespeicher im Winter. Die alternativ ausgelegten Steine speichern tagsüber die Wärme der Sonne, die sie nachts wieder abgeben. Wärmeliebende Pflanzen mit einem höheren Wasserbedarf wie Melone, Zucchini, Gurke, Kürbis, Paprika, Chili oder Auberginen sind in der tiefen Zone gut aufgehoben.
- In der Randzone, dem Verbindungsstück zwischen Wall und tiefer Zone, wird der Boden von oben nach unten hin immer feuchter. Hier wachsen Pflanzen wie Salat, Radieschen, Erdbeeren, Zwiebeln, Buschbohnen und Petersilie. Tomaten werden vorzugsweise am unteren Ende der Randzone platziert. Die nördlich gelegene Randzone ist – bedingt durch den Verlauf der Sonne – sonnenexponierter gelegen als die zeitweise verschattete südliche Seite. „Je nachdem, wie steil die Randzone ist, kann es nützlich sein, den Hang mit einer Trockenmauer aus Feld- oder Backsteinen in Terrassen zu unterteilen, um die Erde daran zu hindern, mit dem Regen langsam nach unten zu rutschen. So eine Trockenmauer kann, wie auch die Steine in der tiefen Zone, ein Wärmespeicher sein und zudem von Insekten und anderen Tieren als Unterschlupf genutzt werden“, erklärt NABU-Gartenexpertin Rottleb.
- Der trockene und sonnenexponierte Wall bildet die dritte Zone. Er bietet sich für mediterrane Pflanzen wie Thymian, Rosmarin, Lavendel, Oregano oder Salbei an.
Ist genug Platz vorhanden, kann das Kraterbeet mit einer zusätzlichen Bepflanzung um den Wall herum bereichert werden. Auf der Nordseite sind Gehölze wie Felsenbirne, Mispel, Kornelkirsche, Wildrosen oder Beerensträucher eine gute Idee. Auch Schlehen passen gut an die Nordseite eines Kraterbeets. Aber Achtung: Schlehen und auch manche Wildrosen neigen zur Bildung von Ausläufern.
Wie ein Kraterbeet angelegt wird
An einem sonnig gelegenen Standort wird mit einem selbstgebauten Zirkel aus Pflock und Schnur der Umriss des geplanten Beets abgesteckt. Anschließend wird die Mulde kegelförmig ausgehoben, wobei der tiefste Punkt nicht weniger als 20 Zentimeter unter dem Bodenniveau liegen sollte. „Der Aushub sollte mit Kompost verbessert werden. Die Hälfte dieses Gemischs verteilt man auf der Randzone. Mit der anderen Hälfte wird der etwa 20 bis 30 Zentimeter hohe Erdwall geformt, der auf der windzugewandten Seite gerne ein wenig höher sein darf“, so Marja Rottleb.
Auch im Pflanzbereich der tiefen Zone sollte man die Erde verbessern. Nicht vergessen: Trittsteine, Treppen oder Wege erleichtern die Bewirtschaftung des Kraterbeets erheblich und sollten daher gleich mitgebaut werden. Je nachdem, wie steil der Hang ist, kann eine Trockenmauer als Erosionsschutz dienen. Das Zentrum des Kraters kann man schließlich mit Steinen ausgelegen oder mit einem Teich ausstatten. Die Bepflanzung sollte frühestens eine Woche nach der Anlage des Beets erfolgen, damit sich der Boden setzen kann.
Übrigens: Auch wenn man kein Gemüse mag, kann man von einem Kraterbeet profitieren, denn natürlich kann man es genauso gut mit Stauden oder einjährigen Blumen bepflanzen.
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Kritik an Kraterbeeten
Nicht jeder ist vom Nutzen der Kraterbeete überzeugt. Auch Markus Gastl, Erfinder des Drei-Zonen-Gartens und Gründer des Hortus-Netzwerkes sieht diese Bauten kritisch. Seiner Erfahrung nach gibt es die erhofften positiven Auswirkungen auf die Kleinklimazonen nicht. „Solche Anlagen wie Kraterbeete oder auch Kräuterspiralen sind viel zu klein, um wirklich messbare Veränderungen herbeizuführen“, so Gastl.
Auf den Führungen durch seine Gärten „Hortus Insectorum“ und „Hortus Felix“ macht er diesen Gedanken klar, indem er den Teilnehmern vorschlägt, sich im Februar bei Eis und Schnee mal auf die Spitze einer Kräuterspirale zu setzen und sich dann wie in Italien zu fühlen. „Dann lachen die Leute immer und verstehen, dass es sich bei solchen Bauten immer nur um Modelle handelt“, sagt der Naturgärtner. Dass Kraterbeete oft als gärtnerische Anpassung an die zunehmenden Klimaveränderungen gesehen werden, findet Gastl abwegig, „weil sich die Beete bei Sonnenschein extrem aufheizen können, wenn sie nicht im Schatten eines Baumes oder Gebäudes liegen.“ Trotzdem rät er dazu, Kraterbeete und ähnliche Elemente zu bauen, denn lernen könne man dabei auf jeden Fall etwas.
Kraterbeete sind eine Bereicherung für den Garten
Ich mag Gartenexperimente und liebäugele daher schon seit geraumer Zeit mit einem Kraterbeet. Egal, ob es so ertragreich sein wird, wie es meist dargestellt wird, oder nicht: Eins ist ein Kraterbeet bestimmt – nämlich ein optisches Highlight im Garten. Und das ist es unabhängig davon, ob es für italienische Verhältnisse sorgt. Übrigens: Marja Rottleb kann dem Italien-Gag von Markus Gastl nicht viel abgewinnen: „Da im Winter der Garten ruht, wird man nirgendwo italienische Verhältnisse haben. Nicht mal da, wo es nachgewiesenermaßen wärmer ist, wie beispielsweise in einem Gewächshaus“, sagt sie.