25. Oktober 2020, 15:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wacholder macht sich gut im Garten und läuft dem beliebten Buchsbaum den Rang ab. Aber was braucht die Pflanze, die zu den Zypressengewächsen zählt? Tipps für Hobbygärtner.
Der Wacholder war vor gut 50 Jahren ein absoluter Trend. Heidelandschaften in Vorgärten kamen ohne Wacholder nicht aus. Bei der Vorstellung solcher Gestaltungen macht sich bei Experten heute zumeist Unbehagen breit. Warum? „Diese Verwendung ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Brigitte Röde, Landschaftsarchitektin aus Köln. Sie sieht aber keinen Grund dazu, das Gehölz deshalb vollkommen aus der Gestaltung zu verbannen. Als heimisches Gehölz sind die Beeren beliebtes Vogelfutter. Aber es gibt noch andere Gründe, die für Wacholder im Garten sprechen.
Wacholder
Boden
durchlässig, kalkhaltig
Pflanzzeit
Frühjahr
Standort
sonnig bis halbschattig
Gießen
während der Wachstumsphase regelmäßig
Blütezeit
April bis Juni
Giftig
ja
Düngen
nicht nötig
ja
Gerade bei viel Sonne und Hitze robust
„In Zeiten des Klimawandels ist der Wacholder als Gartengehölz geradezu prädestiniert“, sagt Gerd Eiting, Gärtnermeister aus Bad Zwischenhahn. Er führt aus, dass es sich um ein Gehölz mit einer großen Toleranz für Trockenheit und volle Sonneneinstrahlung handelt. „Gleichzeitig kommt der Juniperus, so die botanische Bezeichnung, mit sehr mageren Böden aus“, ergänzt der Gärtnermeister.
Wacholder zählt zu den Nadelgehölzen. Es sind rund 60 verschiedene Arten bekannt. „Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Asien, Nordamerika bis nach Nordafrika“, sagt Eiting. Entsprechend vielfältig ist diese Konifere in Hinblick auf den Wuchs und die Färbung der Nadeln.
Warum es eigentlich gar keine Wacholderbeeren gibt
Die weiblichen Früchte des Wacholders werden fälschlicherweise als Beeren bezeichnet. Kim Sharon Leary, Fachberaterin für den Kleingarten aus Mülheim an der Ruhr erklärt, dass es sich botanisch um Zapfen handelt, deren fleischige Schuppen verwachsen sind. „So entsteht der Eindruck, es handele sich um eine Beere.“
Die im reifen Zustand bläulich gefärbten Wacholderbeeren werden in der Winterküche verwendet, wo sie Eintöpfen, ebenso wie Fleisch und Fisch das typische Aroma verleihen. Auch geben sie dem Modegetränk Gin nicht nur den unverwechselbaren Geschmack, sondern auch den Namen. Die Bezeichnung des Schnapses leitet sich vom französischen Begriff für Wacholder – „genévrier“ – ab.
Wacholder verträgt starke Rückschnitte
Die Vielfalt des Wacholder-Sortiments ist vor allem von drei verschiedenen Wuchsformen geprägt: die flach-kissenförmige bis kriechende, die mittelstark-wachsende strauchige und die baumförmige. Es gilt jedoch: „Alle Wacholder sind sehr schnittverträglich“, erklärt Eiting. Er rät, ältere Exemplare kräftig zurückzuschneiden, um den Neuaustrieb und eine Verjüngung anzuregen.
Allerdings sollte man beim Rückschnitt nicht nur die Spitzen kappen, um das Gehölz in eine geometrische oder organische Form zu lenken, sondern vielmehr die natürliche Form bewahren. Das Schnittgut ist übrigens ideal geeignet für die herbstliche Kranzbinderei.
Röde sieht den Wert des Wacholders vor allem in seinen Kombinationsmöglichkeiten. „Wacholder bietet einen wundervollen Kontrast zu blütenreichen Pflanzungen“, schwärmt die Landschaftsarchitektin und lobt das dichte Astgerüst mit der gleichmäßigen Struktur der Nadeln. „Ein alter Wacholderstrauch, der sich üppig entwickelt hat, bekommt mithilfe einer Clematis einen verspielten Partner, der seine Blütenranken locker über das dichte Astgerüst legt“, beschreibt Röde eine Möglichkeit, Wacholder von seinem angestaubten Image zu befreien.
Warum Wacholder den Buchsbaum ersetzt
Den Reiz in der Kombination mit Staudengräsern wie Chinaschilf und Japanischem Blutgras, Wilder Möhre sowie Präriestauden sieht die Landschaftsarchitektin in der ruhigen Ausstrahlung des Wacholders. „Lange Zeit war der Buchsbaum als Formschnittgehölz beliebt, aber seitdem dieses Gehölz mit verschiedenen Schädlingen kämpft, muss ein neues Prinzip gefunden werden, um diese ruhigen Momente in eine Gestaltung zu bringen“, erläutert Röde.
Im kleinen Garten geben die schlanken, säulenförmigen Wacholder die Möglichkeit gestalterisch ein Ausrufezeichen zu setzen. Die Rotzeder ‚Skyrocket‘ (J. virginiana) beispielsweise wächst schmal und senkrecht. Mit der blaugrünen Benadelung entsteht ein frisches, an Mittelmeergärten erinnerndes Bild.
„Durch die hohe Toleranz gegenüber Trockenheit eignen sich zwergig wachsende Formen von Wacholder sehr gut für extreme Standorte in Töpfen auf Balkon und Terrasse“, ergänzt Eiting. Ebenso haben sich die kleinen Formen als Gerüstbildner für Friedhofspflanzungen bewährt.
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Häufige Krankheit
Leary weist abschließend noch auf eine Problematik hin: „Wacholder ist der Zwischenwirt für den Birnengitterrost.“ Sie erläutert, dass es sich dabei um eine an Birnen weit verbreitete Pilzerkrankung handelt. Man erkennt sie an orangeroten Ausstülpungen auf der Blattunterseite. Der Pilz nutzt den Wacholder als sogenannten Zwischenwirt.
„Wenn man Wacholder aus dem Garten verbannt, kann der Befall entsprechend eingedämmt werden“, sagt sie zudem. Und ergänzt, dass daher in vielen Kleingärten, die Verwendung von Wacholder schon in der Gartenordnung ausgeschlossen wird. Für den reinen Ziergarten im innerstädtischen Umfeld können diese Aspekte aber vernachlässigt werden. „Auch eine gute Nährstoffversorgung für einzelne Birnbäume und die Behandlung mit Präparaten zur Stärkung dämmen einen kräftigen Befall der Pilzkrankheit spürbar ein“, gibt Röde zu bedenken.