19. Mai 2020, 15:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wein lässt sich nicht nur in den sonnigen, mediterranen Gefilden anbauen. Auch im eigenen Garten können die süßen Trauben wunderbar reifen. Unter den richtigen Voraussetzungen lassen sich Weinreben sogar auf Balkon und Terrasse kultivieren.
Um die Weinrebe mit ihren süßen Trauben und dem verlockenden Saft ranken sich seit Jahrhunderten die wundersamsten Mythen, Gedichte, Sagen, Sprichwörter, Geschichten und trinkfreudigen Lieder. Einst waren es die Römer, die die wärmeliebenden Kulturpflanzen durch ihre Eroberungszüge in die Gebiete nördlich der Alpen brachten. Seitdem werden Tafeltrauben oder Weintrauben auch in hiesigen Gefilden kultiviert. Doch was muss man beim Anbau von Wein beachten?
Wein
Boden
tiefgründig, mineralisch, sandig-lehmig
Pflanzzeit
Frühjahr
Standort
vollsonnig, warm
Gießen
regelmäßig
Erntezeit
je nach Sorte August/September/Oktober
Giftig
nein
Düngen
im Frühjahr mit Komposterde
bedingt
Der richtige Standort und Boden
Man mag es kaum glauben, aber Weinreben sind nicht allzu anspruchsvoll, wenn es um den richtigen Standort und Boden geht – vorausgesetzt er ist warm und vollsonnig! Gerade in nördlicheren Anbaugebieten ist daher das Mikroklima im Garten entscheidend. Für Weinreben haben sich geschützte, nach Süden ausgerichtete Stellen im Garten bewährt. Ideal ist zudem eine schützende Hauswand. An diese kann zugleich das notwendige Spalier angebracht werden.
Tipp: Weinreben stellen keine großen Ansprüche an den Boden. Ideal sind tiefgründige, mineralische, sandig-lehmige Böden, die nicht allzu feucht sind.
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Wein im Garten anbauen – so geht es
Grundsätzlich empfiehlt es sich pilzresistente, spätblühende Sorten zu bevorzugen. Bei diesen ist die Gefahr geringer, Ernteausfälle durch Pilzkrankheiten und späte Fröste im Frühjahr zu erleiden. Am besten lassen sich junge Weinreben im Frühjahr (April und Mai) pflanzen. Hierfür zuerst ein Pflanzloch von rund 50 Zentimeter Tiefe ausheben. Anschließend sollte man den Boden des Lochs auflockern. Die Weinrebe wird nun schräg zum Spalier gepflanzt. Abschließend noch gut wässern.
Für den Anbau von Wein auf dem Balkon oder der Terrasse gelten die gleichen Voraussetzungen an den Standort. Wichtig für eine Kultivierung im Gefäß ist ein ausreichend großer Pflanzkübel. Ideal ist ein Gefäß mit mindesten 100 Liter Fassungsvermögen pro Pflanze. Sehr dekorativ wie praktisch sind beispielsweise alte Weinfässer. Diese bieten sogar für zwei Pflanzen Platz. Auch sind diese sehr standfest bei Sturm und frostsicher im Winter.
Hinweis: Die Veredlungsstelle sollte nicht mit Erde bedeckt sein. Außerdem empfiehlt es sich, seitlich der Weinrebe genügend Platz für die Erziehung, also den Verlauf der Ranken einzuplanen.
Wein optimal pflegen
Weinanbau ist eine Kunst für sich. Doch mit dem richtigen Vorwissen und Pflegehinweisen gelingt es auch Anfängern ihre eigenen Weinreben anzubauen:
- Düngen: Weinreben sollten im Frühjahr gedüngt werden. Bewährt hat sich dabei Komposterde. Pro Quadratmeter drei bis vier Liter Kompostmaterial ausbringen. Anderen Dünger besser nicht verwenden! Herkömmliche Dünger haben nämlich für Wein einen zu hohen Stickstoffgehalt. Dieser erhöht die Wahrscheinlichkeit von Blattkrankheiten.
- Befruchtung: Alle in Europa erhältlichen Weinreben sind zwittrig, das heißt, sie befruchten sich gegenseitig. Der Wind hilft bei der Bestäubung. Es muss also nur eine Weinrebe gekauft werden, um eigene Tafeltrauben ernten zu können.
- Spritzen: Viele Weinrebensorten sind äußerst anfällig für Pilzkrankheiten. Experten raten daher im Frühjahr, nachdem die ersten drei Blätter vollständig ausgetrieben sind, die Rebe prophylaktisch mit Netzschwefel zu behandeln.
- Bewässerung: Weintrauben sollten vor allem in Dürrezeiten regelmäßig gewässert werden. Obwohl sie grundsätzlich keinen großen Wasserbedarf haben, begünstigen Schwankungen in der Wasserversorgung Erkrankungen.
- Winterschutz: Reisig schützt neugepflanzte Weinreben im ersten Winter ideal vor empfindlicher Kälte. Ansonsten empfiehlt es sich, vor Beginn der Frostperiode die Basis des Weinstammes und die Veredlungsstelle mit Erd- oder Kompostmaterial locker anzuhäufeln. Den Frostschutz können Sie im März entfernen.
Weinreben richtig schneiden
Neue Blüten und spätere Weinbeeren (so werden die einzelnen Weintrauben korrekt bezeichnet), bilden sich nur an jungen Trieben. Deshalb sollten Tafeltrauben im Garten jährlich im Herbst zurückgeschnitten werden. Der Rückschnitt findet anders als im Weinanbau auch unter Berücksichtigung der Berankung am Spalier statt. Grundsätzlich wird jedoch geraten, sich auf wenige Grundtriebe zu begrenzen und die Seitentriebe zu entfernen.
Bis zum Sommer bilden sich aus den sogenannten schlafenden Augen neue fruchttragende Triebe. Nach den Eisheiligen bis Mitte Juni erfolgt dann der Sommerschnitt. Bei diesem werden die Fruchttriebe nach dem fünften Blatt und dem letzten Fruchtstand gekürzt. Zudem wird die Rebe entlaubend beschnitten. Das heißt: Sie wird so beschnitten, dass die Trauben möglichst viel Sonnenlicht erhalten und Wassertriebe entfernt werden.
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Bei erfolgreichem Anbau – Wein richtig ernten
Je nach Weinrebensorte steht dann ab August, spätestens Ende September oder Anfang Oktober, die Ernte der eigenen Tafeltrauben an. Wann der richtige Zeitpunkt zum Ernten der süßen Trauben ist, lässt sich an folgenden Merkmalen ablesen:
- die Weinbeeren haben die für die jeweilige Sorte typische Färbung erreicht
- der Stiel verholzt langsam
- wenn die Weintrauben bereits süß schmecken, sollte man den Früchten noch eine Woche Zeit geben. Nach dieser Zeit haben sie ihren maximalen Süße- und Aroma-Gehalt erreicht.
Mit der Gartenschere werden die Weintrauben von der Rebe abgeschnitten. Aus garteneigenen Tafeltrauben lässt sich übrigens tatsächlich auch Wein herstellen. Allerdings benötigt man hierfür größere Mengen der süßen Früchte.
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Welche Krankheiten und Schädlinge befallen Wein?
- Echter und Falscher Mehltau
- Grauschimmel
- Kirschessigfliege
- Rebenpockenmilbe
Echter und Falscher Mehltau, Grauschimmel
Hobbygärtner kennen diese Krankheit auch von anderen Gewächsen. Neben Weinreben sind auch Rosen sehr anfällig für den Echten und den Falschen Mehltau. Um vor diesen Krankheiten sowie Grauschimmel vorzubeugen, empfehlen Experten pilzresistente Weinrebensorten auszuwählen. Jedoch sind diese leider nicht vollständig immun. Ein regensicherer Ort schützt die Weinreben zusätzlich. Zudem hilft es, zu üppiges Blattwerk in sehr feuchten Sommern vorsorglich zu entfernen. Die regelmäßige Behandlung mit Netzschwefel kann zudem prophylaktisch erfolgen.
Kirschessigfliege
Die Kirschessigfliege nutzt die Weinblätter zur Eiablage. Um die Weinreben im Garten vor diesem Schädling zu schützen, helfen engmaschige Gazesäcke.
Rebenpockenmilbe
Die Rebenpockenmilbe hat es nur auf Rebenblätter abgesehen. Auch wenn die befallenen Blätter sehr in Mitleidenschaft gezogen werden, reguliert sich der Befall durch Raubmilben ganz natürlich.